Mutige Helferinnen in Tulkarem: Trauma-Hilfe im Kriegsgeschehen!
Tulkarem, Westbank, Palästina - Omaima Faraj, 25, engagiert sich seit Wochen als Freiwillige in einer Schule, die als Notunterkunft nahe Tulkarem dient. Sie bietet medizinische Hilfe für die dort lebenden Vertriebenen an. Laut Al Jazeera ist dies eine direkte Reaktion auf die israelischen Militärraids im besetzten Westjordanland, die am 21. Januar mit der Offensive „Iron Wall“ begannen. Diese Militäraktion hat zu massiven Vertreibungen und erheblichem Gewaltaufkommen geführt.
Faraj und ihre Mitstreiter konzentrieren sich darauf, verletzten, älteren Menschen und Personen mit eingeschränkter Mobilität während der Angriffe Hilfe zu leisten. Die Situation ist allerdings extrem angespannt: Israelische Soldaten belästigen die Freiwilligen und drohen ihnen mit Gewalt, sollte sie die Gegend nicht verlassen. Ein besonders prägendes Erlebnis war die Evakuierung eines alten Mannes, der vier Tage in seinem Haus eingeschlossen war. Dies gelang schließlich mit Unterstützung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz.
Humanitäre Krise und Tägliche Herausforderungen
Die militärischen Operationen in Tulkarem und dem angrenzenden Nur Shams Flüchtlingslager haben nunmehr seit 53 Tagen Bestand. Laut IMEMC treten dabei täglich Eskalationen in Form von Durchsuchungen, Zerstörungen und dem Abriss von Wohnhäusern auf. Seit Beginn der Offensive wurden 66 Häuser in Nur Shams demoliert, was zu einer massiven Zwangsvertreibung geführt hat. Über 24,000 Menschen wurden aus Tulkarem und Nur Shams vertrieben.
Die Zerstörung der Infrastruktur ist verheerend: Wasser, Elektrizität, Abwasser- und Kommunikationsnetze sind stark beschädigt. Militärische Einheiten patrouillieren ununterbrochen in den Hauptstraßen und blockieren die Zugänge zu vitalen Gebieten, was die Lage der Zivilbevölkerung weiter verschärft. Diese Angriffe forderten bereits viele Menschenleben, insgesamt 108 Palästinenser wurden in diesem Jahr allein im Westjordanland getötet.
Psychologischer Beistand und Traumabewältigung
Die Arbeit von Freiwilligen wie Faraj geht über die medizinische Hilfe hinaus. Viele der Helfer sind selbst von Vertreibung und Verlust betroffen. Faraj hat ihren 18-jährigen Bruder durch einen israelischen Drohnenangriff im Januar 2024 verloren. Im nahegelegenen Jenin organisiert das Freedom Theater Aktivitäten für vertriebene Kinder, um ihnen zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten. Spiele und Diskussionsrunden dienen dazu, ihre Ängste und Wut nach dem erlebten Trauma abzubauen.
Die Berichte zeigen auch, dass es an einem übergreifenden Notfallplan mangelt. Alaa Srouji, Direktor des Al-Awda Zentrums in Tulkarem, hebt hervor, dass die Freiwilligen, größtenteils weibliche Krankenschwestern und Sanitäter, ohne eine zentrale Koordination arbeiten. Sie sind darauf angewiesen, essentielle medizinische Hilfsmittel in Rucksäcken zu transportieren und versuchen, die grundlegendsten Bedürfnisse von Vertriebenen zu erfüllen.
Die allgemeine Lage des Trauma-Managements in Konflikten kann sich verbessern. Studien weisen auf Mängel in der Integration von Gesundheitsbehörden hin, die bei der Bewältigung von Krisensituationen entscheidend sind, während es an Ressourcen und Koordination mangelt. Über 1.000 Dokumente zur Traumabehandlung wurden von 1975 bis 2023 identifiziert, und häufig bemängeln Berichte, dass die Patientendaten nicht nachverfolgt werden. Conflict and Health hebt hervor, dass ein zentrales Dispatch-Zentrum unerlässlich wäre, um die Patientenübertragung zu verbessern und die Hilfe effektiver zu gestalten.
In einer Zeit, in der die Zivilbevölkerung unter anhaltenden Konflikten leidet, erweist sich der Einsatz von Menschen wie Omaima Faraj als essenziell. Sie und ihre Mitstreiter bieten nicht nur medizinische Hilfe, sondern versuchen auch, den psychologischen Auswirkungen des Traumas entgegenzuwirken und eine gewisse Normalität zurückzugeben, die durch ständige Gewalt bedroht wird.
Details | |
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Vorfall | Vandalismus, Notfall, Körperverletzung |
Ursache | Militärische Offensive |
Ort | Tulkarem, Westbank, Palästina |
Verletzte | 562 |
Festnahmen | 1 |
Quellen |