Graugänse am Dümmer: Naturschutz oder Notwendige Bejagung?

Dümmer, Deutschland - Die Grauganspopulation am Dümmer See hat in den letzten Jahren eine beunruhigende Zunahme erfahren und entwickelt sich zunehmend zu einem Problem für die lokale Natur. Laut der Kreiszeitung haben sich die Brutpaare von 80 in den 1980er Jahren auf über 1.000 im Jahr 2024 vervielfacht. Aktuell sind mehr als 5.000 Graugänse und über 1.000 Nester in der Region erfasst, was erhebliche Schäden an den Schilfbeständen und Lebensräumen von dort brütenden Vögeln verursacht.

Um dieser massiven Ausbreitung entgegenzuwirken, interveniert der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Die Maßnahmen umfassen unter anderem das Anbohren von Eiern in Gelegen sowie eine verstärkte Bejagung, auch während der gesetzlichen Schonzeiten und in Vogelschutzgebieten. Kritische Stimmen von Naturschutzverbänden warnen jedoch vor den Auswirkungen dieser Vorgehensweise auf die geschützten Arten und auf die Brutzeit der Gänse.

Bestandsreduzierung und Jagdstrategien

Der Landkreis Diepholz hat die Schonzeit für Graugänse in der Dümmer-Region aufgehoben, um schneller auf die massiven Bestandszuwächse zu reagieren. Die Jagd auf Graugänse ist bereits in vollem Gange und soll für einen Zeitraum von fünf Jahren andauern. Der Landkreis schätzt, dass jährlich etwa 1.000 Graugänse erlegt werden müssen, um die Population auf ein Zielniveau von 80 bis 100 Brutpaaren zu reduzieren. Obwohl die Jagd an sich nicht neu ist, wurde in den letzten Jahren pro Jahr weniger geschossen, als neue Küken schlüpfen konnten.

NLWKN plant, die Anzahl der angebohrten Eier von 395 in 2024 auf ein höheres Level zu steigern, um dem Fortpflanzungsdruck entgegenzuwirken. Die Organisation betont, dass es nicht um eine Ausrottung der Graugans gehe, sondern darum, die Population auf ein akzeptables Niveau zu bringen, während auch andere Arten wie Nutria und Bisam zu den Fraßschäden beitragen.

Langzeitstudie zu Gänsefraßschäden

In einem breiteren Kontext betreibt Niedersachsen umfangreiche Forschungen über die Auswirkungen der Gänsepopulation auf die Landwirtschaft. Eine kürzlich veröffentlichte Langzeitstudie über Gänsefraßschäden unter Leitung des Niedersächsischen Umweltministeriums quantifiziert erhebliche Biomasseverluste, die durch Grazing von Gänsen in den Feldern der Landwirte verursacht werden. Diese Ergebnisse finden sich in der Fachzeitschrift „Journal of Applied Ecology“ und sind von internationalem Interesse, da Niedersachsen eine bedeutende Rolle für arktische Gänse hat, die in der Region überwintern.

Jährlich zahlt Niedersachsen über 8 Millionen Euro an Landwirte, um die finanziellen Folgen dieser Schäden abzufedern. Diese Zahlungen werden kofinanziert durch die EU und sind Teil eines Programms, das auch die Bereitstellung von ruhigen Äsungsflächen in den EU-Vogelschutzgebieten umfasst. Insbesondere Nonnengänse haben den größten nachweisbaren Effekt auf Schäden im Grünland, während Blässgänse eine vernachlässigbare Auswirkung auf die Erträge im Land haben.

Der NLWKN hat zudem ein umfassendes Konzept für Gänsemanagement in Niedersachsen entwickelt, welches regelmäßige Monitoringmaßnahmen zur Überwachung der Rast- und Überwinterungsbestände nordischer Gänse und Schwäne vorgibt. Diese Maßnahmen sollen Konflikte zwischen Landwirtschaft und der steigenden Gänsepopulation langfristig entschärfen NLWKN.

Während die Jäger und der NLWKN versuchen, die Ganspopulation in den Griff zu bekommen, wird die Bejagung in Naturschutzgebieten und während der Brutzeit weiterhin kontrovers diskutiert. Udo Effertz, Vorsitzender der Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer, sieht die Bejagung als notwendigen Kompromiss, um das ökologische Gleichgewicht in der Region zu erhalten.

Details
Vorfall Umwelt
Ursache Gänsefraß, Überbevölkerung
Ort Dümmer, Deutschland
Schaden in € 8000000
Quellen