Chris Gueffroy: Letztes Opfer der Mauer – Ein tragisches Schicksal

Am 5. Februar 1989 starb Chris Gueffroy, das letzte Opfer des Schießbefehls an der Berliner Mauer, beim Fluchtversuch.
Am 5. Februar 1989 starb Chris Gueffroy, das letzte Opfer des Schießbefehls an der Berliner Mauer, beim Fluchtversuch.

Berlin-Treptow, Deutschland - In der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 1989 unternahmen zwei junge Ost-Berliner, Chris Gueffroy und Christian Gaudian, einen Fluchtversuch in den Westen. Gueffroy, erst 20 Jahre alt, träumte von einem Leben in Amerika. Ursprünglich wollte er Schauspieler oder Pilot werden, jedoch verhinderte die DDR-Behörden seine Zulassung zum Abitur. Stattdessen arbeitete er als Kellner und hegte den Wunsch, auch einmal die Freiheit erleben zu dürfen. Später erhielt er von einem Bekannten, der bei den Grenztruppen diente, die Information, dass der Schießbefehl ausgesetzt sei. Diese Info stellte sich jedoch als falsch heraus.

Am besagten Abend gegen 22:30 Uhr erreichten Gueffroy und Gaudian die Kleingartenkolonie „Harmonie“ in Berlin-Treptow. Mit selbstgebauten Wurfankern überwanden sie die erste Grenzsicherungsmauer. Als sie beim Versuch, den letzten Zaun zu überklettern, unter dem Signalzaun einen Alarm auslösten, wurden sie von den Grenztruppen entdeckt. Um 23:39 Uhr fielen 22 Schüsse. Chris Gueffroy wurde in die Brust getroffen und starb noch vor Ort. Christian Gaudian wurde am Fuß verletzt und danach festgenommen. Er erhielt später eine Haftstrafe von drei Jahren wegen „versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts im schweren Fall“.

Letztes Opfer des Schießbefehls

Chris Gueffroy ist das letzte bekannte Opfer des Schießbefehls an der Berliner Mauer. Diese erschreckende Statistik ist Teil einer lange zurückreichenden Geschichte, die mit zahlreichen weiteren Opfern verbunden ist. So sprang etwa Ida Siekmann, eines der ersten Opfer, am 22. August 1961 aus einem Fenster in der Hoffnung auf Flucht und erlag ihren Verletzungen. Der erste Flüchtling, Günter Liftin, wurde am 24. August 1961 erschossen. Der Tod von Peter Fechter, der 1962 schwer verletzt im Niemandsland verblutete, verdeutlichte die brutale Realität des Grenzregimes und die Untätigkeit des Westens während des Kalten Krieges. Die Politik der kleinen Schritte sollte menschliche Beziehungen zwischen Ost- und Westdeutschland schaffen, um die Teilung letztlich zu überwinden, während weiterhin Tausende Menschen am „antifaschistischen Schutzwall“ starben.

Wie die Historiker und Archäologen der Berliner Mauer Stiftung [bpb.de] erläutern, wurden zwischen 264 und 421 Todesopfer dokumentiert. Diese Opferzahlen sind jedoch umstritten, da sie je nach Datenquelle variieren. Die Diskussionen über die Zählung gehen sogar so weit, dass auch Grenzer, die im Dienst Selbstmord begingen, einbezogen werden könnten. Die breite wissenschaftliche Aufarbeitung der Todesopfer an der Berliner und innerdeutschen Grenze begann jedoch erst nach der Jahrhundertwende. Ein Weg zur differenzierten Betrachtung der Opfergruppen, wie die Historiker thematisieren, könnte in drei Kategorien unterteilt werden: Opfer illegitimer Staatsgewalt, durch das Grenzregime verursachte Todesopfer und weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Grenzregime.

Der Versuch zu vertuschen

Nach dem Tod ihres Sohnes wurde Karin Gueffroy von den DDR-Behörden unter Druck gesetzt. Zwei Tage nach dem Vorfall erfuhr sie von dem tragischen Schicksal ihres Sohnes. Die DDR-Regierung versuchte, die Umstände zu vertuschen, und Stasi-Minister Erich Mielke entschuldigte sich in einem Brief bei SED-Chef Erich Honecker für den Vorfall. Dieser Vorfall geschah nur acht Monate vor dem Fall der Berliner Mauer, der eine neue Ära der Freiheit einleiten sollte.

Die intensive historische Forschung und die bald veröffentlichten Ergebnisse von der Stiftung Berliner Mauer und dem Deutschland Archiv im Jahr 2025 könnten dazu beitragen, das Verständnis für die Todesopfer des Grenzregimes zu vertiefen. Dr. Gerhard Sälter, der die Forschungs- und Dokumentationsabteilung leitet, wird die Debatten über die Kriterien zur Bestimmung von Opfern anregen und weiterführen, um diesen dunklen Teil der deutschen Geschichte angemessen zu würdigen.

Details
Vorfall Mord/Totschlag
Ursache falsche Informationen
Ort Berlin-Treptow, Deutschland
Verletzte 1
Festnahmen 1
Quellen