Webasto-Chef Engelmann tritt überraschend zurück – Wer folgt ihm?
Guangzhou, China - Holger Engelmann, der Vorstandschef des Zulieferunternehmens Webasto, hat heute bekannt gegeben, dass er vorzeitig von seinem Posten zurücktritt. Engelmann, der das Unternehmen seit 2013 leitet, wird seine Funktionen zum Wochenende niederlegen, während Jörg Buchheim als sein Nachfolger am Montag übernimmt. Diese Entscheidung wurde einvernehmlich zwischen dem Aufsichtsrat und Engelmann getroffen. Engelmann betont, dass der Zeitpunkt seines Rücktritts entscheidend sei, um personelle Kontinuität während der anstehenden Restrukturierung des Unternehmens zu gewährleisten und um die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen. Sein Vertrag wäre ursprünglich Ende 2023 ausgelaufen.
Webasto ist ein traditionsreiches Familienunternehmen, das seit 124 Jahren besteht und sich auf die Herstellung von Schiebe- und Panoramadächern sowie Standheizungen und Batteriesystemen für Elektrofahrzeuge spezialisiert hat. Der Konzern beschäftigt weltweit über 16.000 Mitarbeiter an mehr als 50 Standorten und hat in den letzten Jahren insbesondere in China stark expandiert. Engelmann hatte in den 2010er Jahren das Geschäft in China deutlich ausgebaut. Allerdings sieht sich die deutsche Autobranche dramatischen Herausforderungen gegenüber, da sie im Wettbewerb um Marktanteile in China an Boden verliert.
Herausforderungen und Planung für die Zukunft
Webasto hatte im Jahr 2022 finanzielle Schwierigkeiten, was zur Schließung von zwei Standorten in China führte, wo das Unternehmen nun insgesamt neun Betriebe betreibt. Engelmann hebt hervor, dass mit über einer Milliarde Euro etwa ein Drittel des Konzernumsatzes, der im letzten Jahr bei 3,5 Milliarden Euro lag, aus China stammt. Die Nachfrage nach Panorama- und Schiebedächern ist in der Volksrepublik sehr hoch, da etwa 40% der Autos dort mit solchen Dachkonstruktionen ausgestattet sind. Im vergangenen Jahr produzierte Webasto in China 6,2 Millionen Dächer für verschiedene Automobilhersteller.
Um die Herausforderungen in der Automobilindustrie erfolgreich zu meistern, ist eine umfassende Sanierung des Unternehmens vorgesehen. Johann Stohner wurde im Januar als Chief Restructuring Officer in den Vorstand berufen und ein Sanierungsgutachten ist bereits in Arbeit. Der Technologiewandel hin zu elektrifizierten Antriebssträngen droht zwar nicht die größte Gefahr darzustellen, doch es ist die Marktdominanz und Globalisierung des Geschäftsmodells, die bedroht sind. Diese Herausforderungen betreffen nicht nur Webasto, sondern sind repräsentativ für viele Zulieferer, die von der aktuellen Wirtschaftskrise stark betroffen sind.
Blick auf die Branche und ihre Zukunft
Laut aktuellen Analysen hat sich das Epizentrum der globalen Automobilindustrie seit dem Jahrtausendwechsel nach Asien, insbesondere nach China, verschoben. Im Jahr 2023 wurden knapp 60% aller Pkw weltweit in Asien gebaut, was die Wettbewerbsbedingungen für deutsche Automobilhersteller erheblich beeinflusst. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, müssen Unternehmen wie Webasto erhebliche Forschungsaufwendungen stemmen und sich auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten.
Die Situation der deutschen Automobilindustrie ist besorgniserregend, und künftige Verlustquoten hängen stark davon ab, ob das Geschäftsmodell des Unternehmens erfolgreich fortgeführt werden kann. Die Politik spielt hierbei eine wichtige Rolle, indem sie Standortpolitik sowie industrieller Unterstützung beispielsweise bei den Preisen für Industriestrom, dem Freihandel mit Autos und dem Aufbau öffentlicher Lademöglichkeiten für Elektroautos in den Fokus rückt. Die künftige Ausrichtung und Strategie der neuen Unternehmensführung um Jörg Buchheim wird in den kommenden Monaten mit Spannung erwartet.
Webasto bleibt ein bedeutender Akteur in der Branche und sieht sich entscheidenden Veränderungen gegenüber, während es seine Position im zunehmend umkämpften Markt behauptet.
ZVW berichtet, dass …
Welt berichtet über die Webasto-Expansion in China …
IW Köln analysiert die Entwicklung der Automobilindustrie …
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Vorfall | Regionales |
Ort | Guangzhou, China |
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