Kerosinablässe über Rheinland-Pfalz: Sicherheitsrisiko oder unbedenklich?

Über der Pfalz und dem Pfälzerwald sorgte am 27. April 2025 ein Kerosinablass für Aufregung, als eine Boeing 747 der Cargolux auf dem Weg nach Dubai 49 Tonnen Kerosin ablassen musste, um sicher zu landen. Solche Vorfälle sind in den letzten Jahren nicht selten geworden: Seit 2018 gab es insgesamt 48 Kerosinablässe über Rheinland-Pfalz. Die Gründe für diese drastische Maßnahme sind meist technische Probleme am Flugzeug oder akute medizinische Notfälle an Bord, die einen vorzeitigen Abbruch des Fluges erfordern. In Deutschland fliegen täglich mehrere Tausend Flugzeuge, und nicht alle davon sind in der Lage, Kerosin abzulassen. Diese Möglichkeit begrenzt sich auf Langstreckenflugzeuge, die für solche Notfälle entsprechend ausgerüstet sind.

Kerosin, ein farbloses, flüssiges Kohlenwasserstoffgemisch, wird in der kommerziellen Luftfahrt als Treibstoff verwendet und wird bei Notfällen in Höhen von mindestens 1.800 Metern abgelassen. Die Ablassprozedur wird durch die Cockpitbesatzung entschieden, und die Fluglotsen spielen eine wichtige Rolle bei der Auswahl eines geeigneten Luftraums, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. Beim Kerosinablass wird der Treibstoff in feine Tröpfchen zerstäubt, um eine schnellere Verdunstung zu ermöglichen, was auch gesundheitliche Risiken reduzieren soll.

Gesundheitliche und Umweltauswirkungen

Die gesundheitlichen Auswirkungen des Kerosins hängen von der Dosis ab. Direkter Kontakt kann zu Reizungen führen, allerdings bewertet das Umweltbundesamt die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit als unkritisch. Laut einem Gutachten des UBA ist die Umweltbelastung durch Kerosinablässe ebenfalls als unbedenklich einzustufen. Rückstände, die den Boden erreichen, haben keine kritischen Auswirkungen auf Mensch und Natur. Diese Einschätzung fußt auf umfangreichen Umweltuntersuchungen, die zeigen, dass Kerosinablässe keine signifikanten Belastungen für Boden, Wasser und Luft verursachen.

Zusätzlich wurden im Jahr 2021 über Rheinland-Pfalz im Durchschnitt 19 Tonnen Kerosin abgelassen, während im August 2022 aufgrund eines technischen Problems 89 Tonnen benötigt wurden. Rheinland-Pfalz hat sich aktiv für eine 24-Stunden-Meldung solcher Kerosinablässe eingesetzt und betreibt mehrere Messstationen, bei denen bislang keine fachlichen Auffälligkeiten festgestellt wurden. Die meisten Kerosinablässe erfolgen in der Nähe des Startflughafens, um die Auswirkungen durch Verdampfung und Ausbreitung zu verringern.

Rechtliche und operative Empfehlungen

Im Mai 2019 veröffentlichte das Umweltbundesamt ein Positionspapier zu den Auswirkungen von Treibstoffschnellablässen, das in der Folge aktualisiert wurde. Diese neue Bewertung ändert nichts an der grundsätzlichen Einschätzung der Unbedenklichkeit von Kerosinablässen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurden vier hypothetische Worst-Case-Szenarien untersucht, um das Potenzial für eine Beeinträchtigung von Luftqualität, Boden, Grundwasser und Gesundheit zu bewerten. Die Ergebnisse flossen in Handlungsempfehlungen ein, die unter anderem die Erhöhung der Mindestflughöhe für Kerosinablässe vorschlägen, um die Belastung des Bodens zu reduzieren.

Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung sind bereits Entlastungen bei Kerosinablässen vorgesehen. Diese Maßnahmen sollen helfen, die Öffentlichkeit über die Sicherheit von Kerosinablässen zu informieren und mögliche gesundheitliche und umweltschutztechnische Bedenken zu adressieren.

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