Versicherungspflicht bei Elementarschäden: Teuer, aber nötig für Hausbesitzer!

Die Diskussion über eine obligatorische Elementarschadenversicherung in Deutschland nimmt Fahrt auf. Experten fordern Maßnahmen zur Verbesserung des Versicherungsschutzes gegen Naturkatastrophen.
Die Diskussion über eine obligatorische Elementarschadenversicherung in Deutschland nimmt Fahrt auf. Experten fordern Maßnahmen zur Verbesserung des Versicherungsschutzes gegen Naturkatastrophen. (Symbolbild/NAG Archiv)

Deutschland - Die Diskussion über die Notwendigkeit einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung in Deutschland gewinnt zunehmend an Dringlichkeit. Stephen Rehmke, Vorstand des BdV, äußert deutliche Kritik an der derzeitigen Regelung und der unzureichenden Deckung für Naturkatastrophen. Trotz eines seit 25 Jahren währenden Dialogs sieht er Deutschland in dieser Angelegenheit zurückfallen. Seine Forderung: Ein flächendeckendes Konzept, das Versicherungs-, Präventions- und staatliche Schutzmaßnahmen miteinander verknüpft, um die Abdeckung von Elementarschäden zu verbessern und die Bürger zu schützen.

Die Unklarheit über die Kosten einer möglichen Pflichtversicherung bleibt ein zentrales Thema. Laut Schätzungen könnten die jährlichen Prämien für ein Einfamilienhaus (150 m²) zwischen 350 und 1.300 Euro variieren. Tobias Just, Professor für Immobilienwirtschaft, befürwortet solch eine Versicherung, um eine gerechtere Risikoverteilung zu gewährleisten. In Hochrisikoregionen könnten hohe Versicherungsprämien jedoch zu erheblichen finanziellen Belastungen für Eigenheimbesitzer führen.

Unzureichende Abdeckung und gefährdete Regionen

Das Sondierungspapier der Arbeitsgruppe „Innen, Recht, Migration, Integration“ zieht in Erwägung, eine „Opt-out-Lösung“ für bestehende Hausbesitzer einzuführen. Zudem wird eine staatliche Rückversicherung geplant, um drastische Prämiensteigerungen zu verhindern. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt, dass über 320.000 Adressen in Deutschland hochwassergefährdet sind, insbesondere in Sachsen (3,5 %), Thüringen (2,7 %) und Rheinland-Pfalz (2 %).

Die Elementarschadenversicherung, die in Deutschland als Zusatzpolice zur Wohngebäudeversicherung gilt, deckt nicht alle Schäden ab. Grundwasserschäden und vorsätzlich herbeigeführte Schäden sind typischerweise ausgeschlossen, ebenso Schäden durch Sturmfluten, obwohl einige Anbieter hierfür Schutz bieten. Die Kosten im Schadensfall können erheblich sein und umfassen Neubaukosten, Reparaturkosten, Gutachterkosten sowie Aufräum- und Abrisskosten.

Klimawandel und vergangene Katastrophen

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat die Notwendigkeit robuster Klimaanpassungsstrategien verdeutlicht. Diese Katastrophe führte zu Schäden in Höhe von geschätzten 29,2 Milliarden Euro und übersteigt damit frühere Flutschäden. Der Klimawandel wird in diesem Zusammenhang als mitverantwortlicher Faktor angesehen, was die Prognose des GDV stützt, nach der die Schäden durch Naturkatastrophen bis 2100 signifikant ansteigen könnten.

Weniger als die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland sind gegen Elementarschäden versichert. Dies wird teils der hohen Prämienlast in Hochrisikogebieten zugeschrieben. Das Zonierungssystem für Überschwemmungsrisiken (ZÜRS GEO) ordnet Gebäude in vier Gefährdungsklassen ein: 92,4 % der Gebäude fallen in die Gefährdungsklasse 1 (nicht von Hochwasser betroffen), während 6,1 % in Klasse 2 und 1,5 % in die Klassen 3 und 4 fallen. Mangelnde Sensibilität der Hauseigentümer für Versicherungsbedarf könnte ebenfalls zu dieser niedrigen Deckungsquote beitragen.

Politische Entscheidungsträger sehen sich inzwischen einem zunehmenden Druck ausgesetzt, eine obligatorische Elementarschadenversicherung einzuführen. Zwei Modelle werden diskutiert – entweder eine staatliche Monopolversicherung oder eine Lösung mit privaten Anbietern. In der bisherigen Diskussion zu Prämiengestaltungen wird zwischen einheitlichen Tarifen und risikodifferenzierten Prämien unterschieden, wobei auch Aspekte wie Selbstbehalte und Basisversicherungen berücksichtigt werden.

InFranken und Wirtschaftsdienst berichten von den aktuellen Herausforderungen und dem dringenden Bedarf an Änderungen in der Versicherungspolitik, die durch vergangene Naturkatastrophen und den Klimawandel verstärkt werden.

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Ort Deutschland
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