Bäckerei-Krise in Essen: Schließungen durch Fachkräftemangel und Kosten!

Bäckerei-Krise in Essen: Schließungen durch Fachkräftemangel und Kosten!
Essen, Deutschland - In Essen schließen immer mehr Bäckereien und Konditoreien. Kürzlich hat die Bäckerei Kötter in Rüttenscheid ihre Pforten dichtgemacht, was auf die sich verschärfenden Bedingungen in der Branche zurückzuführen ist. Wie derwesten.de berichtet, sind regelmäßige Kontrollen durch das zuständige Amt, bei denen Kassenbons überprüft werden, ein bedeutendes Problem. Neben der unterschiedlichen Besteuerung, die für den „außer-Haus-Verkauf“ 7 % und für den Verzehr vor Ort 19 % beträgt, führen Abrechnungsfehler häufig zu Bußgeldern.
Zudem stellt die Bargeldzahlungen eine zusätzliche Hürde dar, da Einnahmen ab 10.000 Euro belegt werden müssen. Diese finanziellen und administrativen Belastungen kommen zu einem bereits bestehenden Nachwuchsmangel hinzu. Wenige junge Menschen zeigen Interesse an Berufen in der Bäckerei, während viele andere vielmehr Influencer-Karrieren anstreben. Die steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel-Rohstoffe verstärken den Druck auf die Betriebe, wodurch die Kunden immer häufiger nach den Gründen für Preiserhöhungen fragen.
Herausforderungen der Branche
Die Situation im gesamten Bäckerhandwerk ist kritisch. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass die Zahl der Bäckerei-Betriebe in Deutschland in den letzten zehn Jahren um 30 % gesunken ist. In Berlin beispielsweise ist die Zahl der Bäckereien um 15 % zurückgegangen, während in Brandenburg von 388 auf 254 Betriebe weniger existieren. Diese Entwicklungen sind auch auf unbequeme Arbeitszeiten und einen anhaltenden Fachkräftemangel zurückzuführen, wie rbb24.de berichtet.
Matthias Hillmann, einstiger Betreiber eines Familienbetriebs, musste seine Bäckerei vor zwei Jahren schließen, bedingt durch die hohen Investitionskosten und den Mangel an qualifiziertem Personal. Er hat inzwischen ein neues Café eröffnet, in dem er tagsüber arbeitet, und ist mit den besseren Arbeitsbedingungen zufrieden. Die Branchenanalyse „Bäckerei-Monitor“ empfiehlt, die Arbeit von der Nacht in den Tag zu verlagern, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Nachwuchsgewinnung und Arbeitsbedingungen
Die Zuwanderung wird als mögliche Lösung für den Fachkräftemangel angesehen. Bereits ein Viertel der Auszubildenden in der Backwarenbranche hat einen Migrationshintergrund. Maximilian Jansen, Geschäftsführer eines Caffeehauses in Berlin, berichtet von positiven Erfahrungen bei der Rekrutierung von Auszubildenden aus Südostasien, insbesondere aus Vietnam und Indonesien. Diese Ausbildung wird als Gewinn für beide Seiten angesehen, was die Rekrutierung attraktiver macht.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten sieht Lichtblicke, wenn das Arbeitgeberimage verbessert wird und bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Der Personal- und Fachkräftemangel bleibt dennoch eine große Herausforderung. In der Backwarenbranche arbeiten derzeit rund 282.000 Menschen, darunter 81.000 Minijobber. Der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, der in Teilzeit arbeitet, hat sich von 30 auf 39 % erhöht. Ein generelles Problem bleibt die Bezahlung in Handwerksbäckereien, die oft niedrig ist, während die Löhne in der Brotindustrie höher sind, jedoch Schichtarbeit belastend bleibt, wie boeckler.de feststellt.
Die Entwicklung in der Branche ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine soziale Herausforderung, die umfassende Strategien zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Anwerbung neuer Fachkräfte erfordert. Mit einem Anstieg der Anzahl der Auszubildenden im Bäckerhandwerk um 11,4 % und bei den Fachverkäufer*innen um 22,5 % im Jahr 2024 gibt es einen Hoffnungsschimmer, dass sich die Situation bald stabilisieren könnte.
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Ort | Essen, Deutschland |
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