Durchbruch im Kampf gegen Speiseröhrenkrebs: Bielefelder Studie überzeugt!

Bielefelder Studie zu Speiseröhrenkrebs zeigt Überlebensvorteile durch perioperative Chemotherapie. Ergebnisse international anerkannt.
Bielefelder Studie zu Speiseröhrenkrebs zeigt Überlebensvorteile durch perioperative Chemotherapie. Ergebnisse international anerkannt. (Symbolbild/NAG Archiv)

Bielefeld, Deutschland - Weltweit erkranken jährlich rund 85.700 Menschen an einem Adenokarzinom der Speiseröhre, einer Form von Speiseröhrenkrebs, die sich vorwiegend im unteren Abschnitt der Speiseröhre entwickelt. Diese Krebserkrankung hat in den letzten 30 Jahren drastisch zugenommen, wobei sich die Häufigkeit versiebenfacht hat. Die Hauptursache für die Entstehung von Adenokarzinomen ist das Aufsteigen von Magensäure, welches zu Zellveränderungen führen kann. Risikofaktoren sind unter anderem Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum und eine fettreiche Ernährung. Besonders betroffen sind Männer, die dreimal häufiger an dieser Krebsart erkranken als Frauen und im Durchschnitt drei Jahre früher diagnostiziert werden.

Eine aktuelle Studie, die im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, bringt nun neue Erkenntnisse zur Behandlung dieser Erkrankung. Professor Dr. Jens Höppner, Leiter der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Lippe, hat mit einem interdisziplinären Team die ESOPEC-Studie durchgeführt. An dieser multizentrischen, prospektiven und randomisierten Studie waren 25 auf Krebs spezialisierte Einrichtungen in Deutschland beteiligt. Ziel war es, die Wirksamkeit von zwei verschiedenen Behandlungsmethoden zu vergleichen: der Chemotherapie und Strahlentherapie nach dem CROSS-Protokoll und der perioperativen Chemotherapie im Rahmen des FLOT-Protokolls.

Ergebnisse der Studie

Insgesamt nahmen 438 Patientinnen und Patienten zwischen 2016 und 2020 an der ESOPEC-Studie teil. Bis Ende 2023 wurde verfolgt, wie viele von ihnen einen Rückfall erlitten oder an der Krankheit starben. Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten, die perioperativ Chemotherapie erhielten, im Durchschnitt 66 Monate lebten, was eine signifikante Verbesserung von 29 Monaten im Vergleich zu denjenigen darstellt, die nur vor der Operation behandelt wurden. Diese Daten entsprechen einem etwa 30 Prozent niedrigeren Sterberisiko für die Gruppe, die die perioperative Chemotherapie erhielt. Der primäre Endpunkt der Studie war das Gesamtüberleben mit einer Mindestnachbeobachtungszeit von 36 Monaten, wobei auch sekundäre Ziele wie progressionsfreies Überleben und Lebensqualität untersucht wurden.

Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie ist, dass sie nicht von einem Pharmaunternehmen finanziert wurde, was zur Glaubwürdigkeit der Ergebnisse beiträgt. Die neu gewonnenen Erkenntnisse haben bereits Auswirkungen auf die nationalen und internationalen Behandlungsleitlinien, sodass die europäischen ESOM-Leitlinien nach der Veröffentlichung der Studienergebnisse angepasst wurden.

Krebshäufigkeit und Überlebensaussichten

Die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Bekämpfung des Speiseröhrenkrebses wird zusätzlich durch die aktuellen Statistiken unterstrichen. Laut Daten bis Ende 2020 erkrankten in Deutschland 1.782 Frauen und 5.736 Männer neu an Speiseröhrenkrebs, wobei die Sterberate bei Männern auf 6,6 pro 100.000 und bei Frauen auf 1,5 pro 100.000 geschätzt wird. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei lediglich 25 Prozent für Männer und 24 Prozent für Frauen, was die ungünstigen Überlebensaussichten dieser Diagnose verdeutlicht.

Die ESOPEC-Studie könnte nun eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung dieser Zahlen spielen. Durch gezielte Behandlungen könnten die Überlebenschancen für Patienten mit lokalisiertem ösophagealen Adenokarzinom deutlich gesteigert werden. Wie bereits berichtet von aktuell.uni-bielefeld.de, haben die Auswirkungen der Studie auch schon großen Anklang auf internationalen Fachkongressen gefunden. Hochrangige Präsentationen, darunter auf der ASCO-Jahrestagung, haben die Relevanz und den Einfluss der Forschung verdeutlicht.

Die Daten und Erkenntnisse aus der ESOPEC-Studie könnten somit nicht nur die Behandlungsmethoden für Speiseröhrenkrebs revolutionieren, sondern auch die Zukunft vieler betroffener Patienten positiv beeinflussen.

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Ort Bielefeld, Deutschland
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