Zigarettenabfälle fördern gefährliche Antibiotikaresistenzen in unserer Umwelt
Dresden, Deutschland - Antibiotikaresistenzen stellen eines der größten Gesundheitsrisiken des 21. Jahrhunderts dar. Eine aktuelle Studie der Technischen Universität Dresden beleuchtet nun, wie auch Zigarettenabfälle zur Verbreitung resistenter Keime beitragen. Die interdisziplinäre Forschungsgruppe, zu der unter anderem die Universitätskliniken Dresden und Heidelberg sowie die Tsinghua University in China gehören, hat gezeigt, dass Schadstoffe aus Zigarettenrauch das Wachstum solcher Keime in der Umwelt fördern. Dieses bedeutende Ergebnis wird im Journal „Environmental Health Perspectives“ veröffentlicht.
In der Studie wird deutlich, dass Zigarettenfilter gefährliche Substanzen enthalten, die in Gewässern die Ansiedlung resistenter Bakterien begünstigen. Kolonisierte Zigarettenstummel können somit als Träger für resistente Keime fungieren, die über Flüsse und andere Gewässer verbreitet werden. Zudem zeigt die Forschung, dass Rauchen die Verbreitung resistenter Bakterien in der Lunge verstärkt, was die Wirksamkeit von Antibiotika bei häufigen Lungeninfektionen beeinträchtigt.
Mechanismen der Resistenzentwicklung
Die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen geschieht nicht nur als Reaktion auf den Einsatz von Antibiotika, sondern auch durch natürliche Prozesse. Bakterien können beim Zellteilung Mutationen entwickeln, die zur Resistenz führen. Diese in der DNA gespeichert, werden Resistenzgene auch durch horizontalen Gentransfer zwischen verschiedenen Bakterienarten ausgetauscht. Aktuell wird ein alarmierender Anstieg der antimikrobiellen Resistenzen beobachtet, was als „schleichende Pandemie“ bezeichnet wird. Experten warnen, dass bis 2050 bis zu 10 Millionen Menschen jährlich an Infektionen mit resistenten Erregern sterben könnten, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Zusätzlich zu Umwelteinflüssen trägt der übermäßige Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin zur Resistenzentwicklung bei. Insbesondere in der Massentierhaltung werden Antibiotika und deren zu häufige Anwendung als wesentliche Herausforderungen gesehen. Im Jahr 2019 starben global etwa 1,27 Millionen Menschen an antibiotikaresistenten Infektionen, was die Dringlichkeit des Problems verdeutlicht.
Globale Herausforderungen und Lösungsansätze
Die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen erfordert ein koordiniertes, globales Vorgehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spielt dabei eine zentrale Rolle. In Deutschland existiert seit 2008 eine nationale Strategie zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen, die durch die Deutsche Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART 2020) weiter ausgebaut wurde. Die Strategie umfasst unter anderem die Verstärkung von Überwachungssystemen und die Aufklärung von Bevölkerung und medizinischem Personal.
Politiker fordern einen „One-Health-Ansatz“, der Hygiene- und Gesundheitsmanagement in der Tierhaltung einschließt, sowie Forschungs- und Entwicklungsförderungen für neue Antibiotika. Trotz der Veröffentlichung von nur zwei neuen Antibiotika im Jahr 2016 ist weiterer Fortschritt notwendig. Maßnahmen zur Sensibilisierung von Ärzten, zur Reduzierung von Antibiotikaeinsätzen und zur Implementierung effektiver Hygienepraktiken sind entscheidend, um der Zukunft von Antibiotikaresistenzen entgegenzuwirken.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Herausforderungen im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen vielschichtig sind und interdisziplinäre Ansätze erfordern. Es ist wichtig, sowohl Umweltfaktoren als auch die medizinische Nutzung von Antibiotika im Blick zu haben, um langfristig Lösungen zu finden.
Diese Studie und die damit verbundenen Ergebnisse eröffnen wichtige Perspektiven für künftige Forschungsanstrengungen zur Bekämpfung von Resistenzen in der Medizin. Für weitere Informationen lesen Sie den Artikel auf der Website der Technischen Universität Dresden, mehr über die Mechanismen der Resistenzentwicklung erfahren Sie bei Open Science, und zur globalen Strategie gegen Antibiotikaresistenzen lesen Sie bitte auf Ärzteblatt.
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Vorfall | Umwelt |
Ort | Dresden, Deutschland |
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