Flugpersonal ist bei der Deutschen Bahn herzlich willkommen

Nicole Perlinger dos Santos erfuhr im letzten Frühjahr in der Zeitung von Corona, dass ihre Fluggesellschaft nie wieder abheben würde. „Das war schrecklich, ich habe sogar geweint“, sagte der 45-Jährige aus Siegburg einige Monate später. Nach den Tränen suchte die Stewardess der Lufthansa-Tochter Germanwings sofort einen neuen Job, obwohl sie sich mit vollem Grundgehalt hätte zurücklehnen können. Stattdessen studierte sie drei Monate lang Sicherheitsbestimmungen, Tarifbestimmungen und Eisenbahngesetze, um ab Januar als Zugbegleiterin für die Deutsche Bahn unterwegs zu sein. Dauerhaft weniger Arbeitsplätze in der Luftfahrt Vom Jet zum ICE: Nicole Perlinger dos Santos ist keineswegs die einzige, die außerhalb des …
Nicole Perlinger dos Santos erfuhr im letzten Frühjahr in der Zeitung von Corona, dass ihre Fluggesellschaft nie wieder abheben würde. „Das war schrecklich, ich habe sogar geweint“, sagte der 45-Jährige aus Siegburg einige Monate später. Nach den Tränen suchte die Stewardess der Lufthansa-Tochter Germanwings sofort einen neuen Job, obwohl sie sich mit vollem Grundgehalt hätte zurücklehnen können. Stattdessen studierte sie drei Monate lang Sicherheitsbestimmungen, Tarifbestimmungen und Eisenbahngesetze, um ab Januar als Zugbegleiterin für die Deutsche Bahn unterwegs zu sein. Dauerhaft weniger Arbeitsplätze in der Luftfahrt Vom Jet zum ICE: Nicole Perlinger dos Santos ist keineswegs die einzige, die außerhalb des … (Symbolbild/NAG)

Nicole Perlinger dos Santos erfuhr im letzten Frühjahr in der Zeitung von Corona, dass ihre Fluggesellschaft nie wieder abheben würde. „Das war schrecklich, ich habe sogar geweint“, sagte der 45-Jährige aus Siegburg einige Monate später.

Nach den Tränen suchte die Stewardess der Lufthansa-Tochter Germanwings sofort einen neuen Job, obwohl sie sich mit vollem Grundgehalt hätte zurücklehnen können. Stattdessen studierte sie drei Monate lang Sicherheitsbestimmungen, Tarifbestimmungen und Eisenbahngesetze, um ab Januar als Zugbegleiterin für die Deutsche Bahn unterwegs zu sein.

Dauerhaft weniger Arbeitsplätze in der Luftfahrt

Vom Jet zum ICE: Nicole Perlinger dos Santos ist keineswegs die einzige, die außerhalb des Fliegens nach einem neuen Job suchen muss. Während es nach dem Bankrott und der Zerstörung von Air Berlin im Jahr 2017 noch eine Reihe alternativer Arbeitsplätze in der Branche gab, wird es nach dem Koronaschock dauerhaft weniger Arbeitsplätze im Flugverkehr geben. Allein die Lufthansa Gruppe schließt ihren Flugbetrieb Germanwings und SunExpress Deutschland mit rund 1.300 Flugbegleitern, und auch Dienstleister wie die insolvente Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) sind permanent vor Ort.

Die Deutsche Bahn will allein in diesem Jahr konzernweit mindestens 18.000 neue Mitarbeiter einstellen und hat die unerwartete Gelegenheit genutzt. Perlinger los Santos war zusammen mit einem Kollegen nur die Speerspitze des Wandels, den später rund 70 weitere Kollegen von Germanwings und SunExpress im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen DB und den übertragenden Unternehmen wagten. Dank der erfolgreichen Zusammenarbeit ist der Zugverkehr laut aktuellem Bericht der Berliner Bahnower derzeit gut besetzt. Aber auch in diesem Bereich wird die Perspektive weiter angepasst.

Vergütung bei der Deutschen Bahn vergleichbar

Die Gewerkschaften freuen sich über alle, die einen Job bei soliden Arbeitgebern finden. „Für viele ist die Vergütung bei der Deutschen Bahn absolut vergleichbar“, sagt Verdi-Luftfahrtexperte Marvin Reschinsky. Die Arbeitsbedingungen waren auch richtig. Da andererseits klar war, dass es jahrelang keine Arbeitsplätze im Luftfahrtgeschäft geben würde, war es eine sehr gute Initiative von Germanwings, sich den Eisenbahnen zu nähern. Weitere Möglichkeiten werden bei der Bundeswehr und der Charité in Berlin gesucht.

Neben Flugbegleitern sind Piloten in der Regel auch für andere Arbeitgeber attraktiv. „Wir können viel mehr als nur den manuellen Betrieb eines Flugzeugs“, sagt Lufthansa-Pilotin und Management-Trainerin Leila Belaasri, die Kollegen beim Jobwechsel für die Cockpit Association berät. Das Arbeiten in einem Umfeld mit hohem Risiko, Stressresistenz, technisches Verständnis und persönliche Verantwortung sind nur einige der Fähigkeiten, die in der Personalabteilung vieler Personalabteilungen und der Arbeitsverwaltung nicht vorhanden sind – und daher nicht anerkannt werden.

„Einige Kollegen müssen um Chancen betteln“, kritisiert Belaasri. Eine Lizenz als Berufspilot entspricht ihrer Ansicht nach einem Bachelor-Abschluss. „Wir können mit unseren Fähigkeiten einen Mehrwert schaffen, zum Beispiel im Projekt- oder Krisenmanagement“, ist sie überzeugt.

Gute Rahmenbedingungen sind für viele wichtig

Der junge Copilot Patrick Reich aus Berlin tauschte das Jet-Cockpit gegen die Fahrerkabine eines von der Deutschen Bahn betriebenen ICE und akzeptierte Lohnkürzungen. Der junge Vater sagte gegenüber dem Portal „Zeit Online“: „Das Gehalt ist für mich nicht der entscheidende Faktor. Die Rahmenbedingungen sind wichtiger. (…) Ich kann mit dem Zug von Berlin aus reisen, ich bin mit meiner Familie Kind erwachsen werden – das ist großartig. “ Nach Angaben der Deutschen Bahn befinden sich derzeit sechs weitere Piloten im Bewerbungsverfahren.

Ex-Stewardess Nicole Perlinger dos Santos verdient auf den Schienen noch besser als in der Kabine und hat die ersten kniffligen Situationen in einem sehr späten Zug während der Kälteperiode bereits erfolgreich überstanden. Die Erfahrung in der Kabine half ihr: „Die Aktivitäten sind im Prinzip sehr verwandt. Vor allem ist es wichtig, freundlich, ruhig und entspannt zu bleiben.“ Nach Corona will sie nicht mehr zum Flugzeug zurückkehren, sondern bevorzugt Entwicklungsmöglichkeiten bei den Eisenbahnen mit ihren mehr als 500 Jobprofilen.

© dpa-infocom, dpa: 210216-99-460590 / 9

dpa

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