An den Europäischen Strombörsen müssen die Handelsteilnehmer bereits zur Sicherung der künftigen Energieversorgung getätigte Geschäfte mit Ausfallsicherheiten in Millionenhöhe unterlegen. Dies betrifft derzeit viele Stromerzeuger und kann selbst grundsolide Unternehmen in kurzfristige Turbulenzen bringen.
Stadt gewährt Darlehen über 150 Millionen Euro
Für die Leipziger Stadtwerke als Gestalter der Energiewende vor Ort sollen solche Risiken durch starke kurzzeitige Marktverzerrungen vermieden werden. Die Stadt Leipzig spannt daher vorsorglich ein Sicherheitsnetz für Liquiditätshinterlegungen an den Börsen und stellt über die LVV ihren Stadtwerken kurzfristig ein Gesellschafterdarlehen von bis zu 150 Millionen Euro zur Verfügung. Das gibt den Leipziger Stadtwerken die Möglichkeit, auch bei weiterhin starken Börsenpreisbewegungen eine verlässliche Energiebeschaffung und Energieversorgung zu sichern.
Bund darf kommunale Versorger nicht leer ausgehen lassen
Oberbürgermeister Burkhard Jung erneuerte seine Forderung nach schneller Hilfe des Bundes für kommunale Stadtwerke. „Der Bund muss auch die Stadtwerke unter den Schutzschirm holen. Es kann nicht sein, dass große Energiehandelskonzerne mit Milliarden gestützt werden, die kommunalen Stadtwerke aber leer ausgehen. Das können wir auf kommunaler Ebene nicht allein abfedern. Hier muss der Bund nachbessern. Schließlich sind es die Stadtwerke vor Ort, die Menschen und Unternehmen versorgen. Stadtwerke genießen bei den Menschen einen hohen Vertrauensvorschuss, der nicht gefährdet werden darf.“
LVV- und Stadtwerke-Geschäftsführer Karsten Rogall: „Die unglaublichen Preissteigerungen der letzten Tage mit Strompreisen von 1.000 EUR und mehr je Megawattstunde für 2023 haben einige Energieversorger ins Schwitzen gebracht. Die hohen Liquiditätsanforderungen hindern Stromerzeuger an der Vermarktung des künftig erzeugten Stroms, verknappen das Stromangebot und treiben Preise weiter nach oben. Das Sicherheitsnetz der Stadt Leipzig für die Leipziger Stadtwerke muss also auch ein Signal für politische Aktivitäten auf Bundesebene sein, um eine grundsätzliche Lösung für diese systembedingte Belastung der Stromerzeuger am Energiemarkt zu erreichen.“
Nachbarländer produzieren weniger Strom
Auf dem europäischen Strommarkt übersteigt die Nachfrage zurzeit das Angebot. Einer der großen Player auf dem Markt, Frankreich, ist innerhalb weniger Wochen vom Strom-Exporteur zum -Importeur geworden. Aufgrund der Trockenheit und wegen zahlreicher Wartungsarbeiten fallen in dem Nachbarland Atomkraftwerke aus. Auch Österreich produziert aufgrund der Trockenheit in seinen Wasserkraftwerken zurzeit deutlich weniger Strom als gewöhnlich.