Depressionen im Fokus: Warum viele keine Hilfe suchen und wie man heilt

Greifswald, Deutschland - Der Umgang mit psychischen Erkrankungen ist ein gesellschaftliches Thema, dem oft nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird. Prof. Dr. Jens Langosch, Psychiater und Ärztlicher Direktor am Evangelischen Krankenhaus Bethanien, verweist darauf, dass etwa die Hälfte der Menschen mit psychischen Erkrankungen keine professionelle Hilfe in Anspruch nimmt. Ein Hauptgrund für diese Unterversorgung ist die Stigmatisierung, die mit psychischen Problemen verbunden ist, was in den Augen vieler Betroffener die Suche nach Behandlung zur Herausforderung macht. Laut den Erkenntnissen des Ärzteblatts wird Stigmatisierung oft als eine „zweite Krankheit“ bezeichnet, da sie nicht nur die psychische Gesundheit beeinträchtigt, sondern auch zu sozialer Isolation führt.

Die Folgen dieser Stigmatisierung sind gravierend. Menschen, die an Depressionen leiden, haben die Möglichkeit, wieder gesund zu werden, doch ohne Behandlung kann es zu einer chronischen Erkrankung kommen, die die Lebensqualität stark einschränkt. Prof. Langosch betont, dass etwa zwei Drittel der Patienten nach sechs Wochen professioneller Hilfe wieder arbeitsfähig sind, was die Dringlichkeit einer rechtzeitigen Therapie unterstreicht. Das Evangelische Krankenhaus Bethanien hat daher ausreichende Kapazitäten, um täglich neue Patienten aufzunehmen, auch in seinen Tageskliniken.

Die Rolle von Stigmatisierung und sozialer Isolation

Betroffene erleben häufig Vorurteile, die dazu führen, dass sie als „anders“ wahrgenommen und aus dem gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt werden. Der Bericht von Psychologie Heute zeigt auf, dass Vorurteile und Diskriminierung die soziale Unterstützung für psychisch Erkrankte stark verringern. Insbesondere nach einem Suizidversuch werden Betroffene oft als egoistisch wahrgenommen, was die bereits schwierige Situation weiter verschärft. Die Gesellschaft verlangt von den Betroffenen oft, ihre Erkrankung geheim zu halten, was sowohl den Zugang zu Unterstützung als auch den Weg zur Genesung erheblich erschwert.

Das Evangelische Krankenhaus bietet eine Vielzahl von Therapieformen an, wie Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie und Ergotherapie, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Vor jeder Behandlung erfolgt eine körperliche Untersuchung, um körperliche Erkrankungen auszuschließen, was zeigt, wie wichtig ein ganzheitlicher Ansatz in der psychischen Gesundheitsversorgung ist.

Wichtige Präventionsmaßnahmen

In der Diskussion um die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen setzt die Bundesregierung auf Aufklärung. Im Koalitionsvertrag von November 2021 wurde eine Kampagne angekündigt, die dem entgegenwirken soll. Zusätzlich ist das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit eine bundesweite Initiative, die sich für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen starkmacht. Diese Initiativen sind von entscheidender Bedeutung, insbesondere in Anbetracht der fact, dass laut dem Ärzteblatt fast eine Milliarde Menschen weltweit mit psychischen Erkrankungen leben.

Mit der fortschreitenden Aufklärung und dem gemeinsamen Engagement aller gesellschaftlichen Akteure kann der Weg für eine bessere Akzeptanz und Unterstützung für Betroffene geebnet werden. Jeder könnte einen Beitrag leisten, um Diskriminierung zu überwinden und dialogische Räume zu schaffen, in denen sich Betroffene sicher fühlen. Geschäftsführer und Mitarbeiter in der Gesundheitsversorgung sind gefordert, notwendige Schulungen über die spezifischen Bedürfnisse psychisch kranker Menschen zu absolvieren, um ein Bewusstsein für die Thematik zu fördern und somit zur Entstigmatisierung beizutragen.

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Ursache Stigmatisierung,fehlende Hilfe
Ort Greifswald, Deutschland
Quellen