Jeder Sechste in NRW arbeitet für einen Niedriglohn – alarmierende Zahlen!

Nordrhein-Westfalen, Deutschland - In Nordrhein-Westfalen (NRW) ist nahezu jeder sechste Arbeitsplatz im Niedriglohnbereich angesiedelt. Nach aktuellen Angaben verdienen rund 1,4 Millionen Beschäftigte weniger als 13,79 Euro pro Stunde, was die Niedriglohnquote auf etwa 17 Prozent steigert. Diese Quote bleibt damit konstant im Vergleich zum Vorjahr, wie Dewezet berichtet. Der Anteil der Niedriglöhner in NRW liegt leicht über dem bundesweiten Wert von 16 Prozent.

Besonders markant ist, dass fast 90 Prozent der niedrig entlohnten Stellen, also etwa 1,3 Millionen Jobs, im Dienstleistungsbereich verortet sind. Dort arbeiten beinahe 19 Prozent der Beschäftigten für einen Niedriglohn. Im produzierenden Gewerbe betrifft es lediglich jeden zwölften Beschäftigten, was einen Anteil von 8 Prozent ausmacht.

Demografische Merkmale der Niedriglohnbeschäftigten

Die demografische Verteilung offenbart, dass niedrig entlohnte Jobs vor allem bei jüngeren und älteren Arbeitnehmern verbreitet sind. Ungefähr 44 Prozent der Niedriglöhner sind unter 25 Jahre alt, während 35 Prozent über 65 Jahre alt sind. Dabei sind Frauen deutlich stärker von Niedriglöhnen betroffen, mit rund 811.000 entsprechenden Beschäftigungsverhältnissen, was 20 Prozent aller Frauen entspricht. Im Vergleich dazu sind es bei den Männern lediglich 14 Prozent, also etwa 635.000 Jobs, die unterhalb der Niedriglohnschwelle entlohnt werden.

Die Definition der Niedriglöhne richtet sich nach dem Kriterium, dass die Verdiensthöhe bei weniger als zwei Dritteln des mittleren Verdienstes (Median) liegt. Im Jahr 2023 lag diese Niedriglohngrenze bei 13,04 Euro brutto pro Stunde. Destatis berichtet, dass 16 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse Niedriglohnjobs sind, was einen Rückgang im Vergleich zu 21 Prozent im Jahr 2018 darstellt.

Branchen mit hohem Niedriglohnanteil

Ein Blick auf die Branchen zeigt, dass insbesondere das Gastgewerbe mit 51 Prozent der Beschäftigten, die Niedriglöhne erhalten, stark betroffen ist. Darüber hinaus sind auch die Land- und Forstwirtschaft sowie die Fischerei mit 43 Prozent und der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung mit 36 Prozent von niedrig entlohnten Jobs geprägt. Weitere wirtschaftliche Dienstleistungen verzeichnen einen Anteil von 31 Prozent, was die Situation im Befragungszeitraum April 2023 verdeutlicht.

Die Problematik des Niedriglohnsektors betrifft nicht nur die Betroffenen direkt. Wie eine Studie des IW Köln zeigt, erhalten etwa 13 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung und 19 Prozent der abhängig Beschäftigten einen Niedriglohn. Auch wenn der Niedriglohnsektor insgesamt einen Rückgang zeigt, bleibt er für viele Arbeitnehmer ein schwieriger Einstieg in den Arbeitsmarkt. Politische Maßnahmen zur Verbesserung der Einkommenssituation sind notwendig, um den Aufstieg in höhere Lohnsegmente zu erleichtern.

Die Wahrscheinlichkeit, aus einem Niedriglohnjob aufzusteigen, ist stark von den vorherigen Beschäftigungsverhältnissen abhängig. Arbeitnehmer, die bereits in Niedriglohnjobs gearbeitet haben, haben nur eine um 14 Prozentpunkte geringere Chance, in höhere Lohnsegmente aufzusteigen. Die Förderung von Ausbildungsangeboten und Anreize zur Erhöhung der Arbeitsstunden über geringfügige Beschäftigungsverhältnisse hinaus könnten dazu beitragen, diese Abhängigkeiten zu verringern.

Details
Vorfall Arbeitsmarkt
Ort Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Quellen