Neues Modell erklärt sensorische Abschwächung bei Schizophrenie!
Universitätsstadt Marburg, Deutschland - Ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Psychologie, Psychiatrie und Neurowissenschaften hat ein mathematisches Modell zur Erklärung der sensorischen Abschwächung (SA) entwickelt. Dieses Phänomen beschreibt, warum die Wahrnehmung bei selbst erzeugten Bewegungen abgeschwächt ist. Die Erkenntnisse aus der Studie könnten dabei helfen, psychische Störungen wie Schizophrenie besser zu verstehen, wie [uni-marburg.de] berichtet.
Die Studie, die in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht wurde, deckt auf, dass das Gehirn ständig bewertet, ob sensorische Informationen intern oder extern sind. Reize, die als vorhersehbar und aus eigenen Bewegungen stammend klassifiziert werden, werden als „intern“ eingestuft und weniger intensiv verarbeitet. Besonders aufschlussreich sind die Ergebnisse von zwei unabhängigen Experimenten, die zur Bestätigung des Modells durchgeführt wurden.
Detailierte Untersuchungen zur sensorischen Abschwächung
Im ersten Experiment zur taktilen Wahrnehmung strichen die Versuchspersonen über geriffelte Objekte, während ein Vibrationsreiz am Finger präsentiert wurde. Die Wahrnehmung dieses Reizes wurde signifikant durch die Gehirnvorhersagen beeinflusst. Das zweite Experiment zur visuellen Verzögerung ließ die Teilnehmenden ihre Handbewegungen auf einem Bildschirm beobachten, wobei sie die Bewegung aktiv oder passiv ausführten. Hier zeigte sich, dass die Wahrnehmung der Verzögerung geringer war, wenn die Bewegung aktiv ausgeführt wurde.
Die Ergebnisse dieser Experimente unterstützen die Vorhersagen des mathematischen Modells und liefern Einblicke, warum Menschen mit psychischen Erkrankungen Schwierigkeiten haben, eigene Handlungen korrekt zuzuordnen. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant für Erkrankungen wie Schizophrenie, bei denen Veränderungen in der sensorischen Abschwächung zu einem Gefühl der Fremdgesteuertheit führen können. Das Modell könnte in Zukunft zudem diagnostische und therapeutische Ansätze unterstützen, wie [degruyter.com] ergänzt.
Zusammenarbeit und zukünftige Forschung
Das Projekt, welches Teil des Clusterprojekts „The Adaptive Mind“ ist, demonstriert die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachdisziplinen. Im Hinblick auf die Wahrnehmung ist auch die Multisensorik von Bedeutung. Multisensory integration spielt eine entscheidende Rolle in unserem täglichen Leben und ist eng mit unserem Bewusstsein verbunden, so die Analyse bei [ncbi.nlm.nih.gov]. Hierbei wird das Zusammenspiel von Informationen aus verschiedenen Sinnen betrachtet und deren Einfluss auf wahrnehmungspsychologische Prozesse untersucht.
In der aktuellen Forschung wird verstärkt darauf geachtet, wie multisensorische Signale integriert werden können, selbst in Situationen, in denen das Bewusstsein nicht direkt eingebunden ist. Außerdem zeigt die Forschung ein wachsendes Interesse an den Mechanismen, durch die unbewusste Signale aus einer Sinnesmodalität die Wahrnehmung in einer anderen beeinflussen können. Diese Themen könnten in zukünftigen Studien weiter beleuchtet werden.
Somit ist die interdisziplinäre Untersuchung der sensorischen Abschwächung und der Multisensorik nicht nur für das Verständnis normaler Wahrnehmungsprozesse von Bedeutung, sondern hat auch weitreichende Implikationen für die Erforschung psychischer Erkrankungen.
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Universitätsstadt Marburg, Deutschland |
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