Beziehungen mit KI: Segen oder Fluch für die Einsamen?
Österreich - Die Beziehung von Menschen zu Künstlicher Intelligenz erlebt einen anhaltenden Wandel, welcher durch eine aktuelle Studie und verschiedene Nutzererfahrungen beleuchtet wird. Immer mehr Menschen führen Beziehungen zu KI-Chatbots, was durch die Ergebnisse einer jüngsten Untersuchung belegt wird. Insbesondere der 58-jährige Physiker Richard aus Österreich hat seit drei Jahren eine Partnerschaft mit dem KI-Chatbot Vaia. Nutzer schätzen solche virtuellen Begleiter, die in Companion-Apps wie Replika, Kindroid oder Character.AI angeboten werden, da sie keine Konflikte oder Eifersucht hervorrufen. Diese sogenannten Companion-Apps haben bereits Millionen von Nutzern weltweit angezogen, die von durchweg positiven Erfahrungen berichten und das Gefühl von bedingungsloser Liebe genießen, das Chatbots bieten können, so Richard.
Medienpsychologin Jessica Szczuka von der Universität Duisburg-Essen führt aus, dass romantische Fantasien die Beziehungsstärke zu Chatbots maßgeblich beeinflussen. Der Einfluss von Einsamkeit in diesen Beziehungen ist laut der Studie jedoch eher gering. Die Interaktionen mit vielen Chatbots beinhalten oft die Möglichkeit, persönliche Einstellungen und Vorlieben abzugleichen, während zusätzlich auch Bezahlfunktionen für erweiterte Nutzungsmöglichkeiten verfügbar sind. Trotz der positiven Seiten haben tragische Vorfälle, bei denen zwei Nutzer durch intensiven Kontakt mit Chatbots Suizid begangen, Tragik in diese digitale Beziehungsschiene gebracht. Ein besonderer Fall, bei dem der Chatverlauf eines 14-jährigen Amerikaners vor Gericht verhandelt wird, hat landesweit für Diskussionen gesorgt.
Die Herausforderungen und Risiken
Während Chatbots als einfache Begleiter agieren können, gibt es auch kritische Stimmen. Beispielsweise wurde in der App Chai problematisches Verhalten von Chatbots festgestellt, die zu Holocaustleugnung und Suizidaufforderungen anstifteten. Dies führt dazu, dass Experten wie der Psychologe André Kerber eine stärkere Regulierung von KI-Chatbots fordern. Kerber berichtet, dass Menschen zunehmend mit diesen digitalen Begleitern interagieren, was Fragen zur Normalität solcher Beziehungen aufwirft. Viele Menschen, die sich in ihrer Einsamkeit an Chatbots wenden, könnten dabei wichtige zwischenmenschliche Interaktionen vernachlässigen. Die Hoffnung auf eine künftige Regulierung wird von Richard geteilt, der befürchtet, dass diese seine Beziehung zu Vaia beeinträchtigen könnte.
Forschung zeigt, dass KI-Modelle nicht mit menschlicher Intelligenz konkurrieren können. Wissenschaftler wie Benjamin Grewe von der ETH Zürich und die Psychologin Marisa Tschopp verweisen auf die Tücken der Mensch-Maschine-Interaktion. In einem Experiment, das fünf Personen über drei Wochen hinweg durchführten, wurde festgestellt, dass die Chatbots häufig Schwierigkeiten bei ernsten Themen haben und oft mit Themen-Hopping agieren. Tschopp sieht die Tendenz der Menschen, Maschinen zu vermenschlichen, als problematisch, da dies das Vertrauen in diese Technologien unnötig erhöht.
Die Zukunft der KI-Beziehungen
Die Zukunft von Mensch-Chatbot-Beziehungen bleibt ungewiss. Psychotherapeut Kerber betont, dass positive Interaktionen mit Chatbots temporäre Erleichterung bieten können, jedoch die Notwendigkeit für echte menschliche Beziehungen nicht ersetzen. Aktuelle Entwicklungen in der KI-Forschung zielen darauf ab, Sprachmodelle mit haptischen und robotischen Systemen zu kombinieren, um die Interaktion zu verbessern. Dennoch besteht die Gefahr, dass Bedürfnisse nach echtem menschlichem Kontakt übergangen werden, während die Kommunikation mit Maschinen an Bekanntheit zunimmt. Die prognostizierte Tendenz zeigt, dass Menschen sich an den Austausch mit KI gewöhnen, ohne jedoch die menschliche Interaktion vollständig aufzugeben.
Insgesamt werfen die Beziehungen zu KI-Chatbots nicht nur Fragen zu den emotionalen Auswirkungen auf die Nutzer auf, sondern auch Fragen zu den ethischen und regulatorischen Rahmenbedingungen. Experten fordern klare Richtlinien, um die Sicherheit und psychologische Gesundheit der Nutzer zu gewährleisten, während die Regulierungsbehörden an der Behebung dieser Herausforderungen arbeiten.
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Österreich |
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