Darmkrebs bei jungen Menschen: E. coli-Bakterien als Risiko erkannt!

Heidelberg, Deutschland - Die Zahl der Darmkrebserkrankungen nimmt weltweit zu, insbesondere bei jungen Erwachsenen unter 50 Jahren. Eine internationale Studie, die unter der Leitung der University of California in San Diego durchgeführt und in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass frühkindliche Infektionen mit bestimmten E. coli-Bakterien das Risiko für die Entstehung von Darmkrebs erhöhen können. Diese Studienergebnisse werfen ein neues Licht auf die Hintergründe der Krebsentstehung in dieser Altersgruppe, die sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt hat.

E. coli ist ein natürlicher Bewohner des menschlichen Darms, jedoch können einige Stämme, die das Toxin Colibactin produzieren, das Krebsrisiko erhöhen. In der Analyse von Erbgutproben von 981 Patienten aus 11 Ländern wurden die Mutationssignaturen SBS88 und ID18 identifiziert, die bei Patienten unter 40 Jahren häufiger auftraten. Bei diesen jüngeren Patienten traten Mutationen 3,3-mal häufiger auf als bei älteren Erkrankten. Solche Mutationen könnten bereits im Kindesalter durch frühe Infektionen ausgelöst werden.

Epidemiologische Hinweise

Die Studie legt nahe, dass die Ursachen für Darmkrebs möglicherweise früher im Leben zu finden sind. Die Bakterien gelangen häufig über kontaminierte Lebensmittel, wie unzureichend gegartes Rindfleisch, Rohmilch oder verunreinigtes Blattgemüse, in den menschlichen Körper. Experten warnen jedoch vor vorschnellen Schlussfolgerungen. Methodische Schwächen in den Studien wurden angesprochen, weshalb weitere Analysen von Tumorproben erforderlich sind, um diese Hypothese zu untermauern.

Zusätzlich zur Rolle von E. coli verweist eine weitere Studie auf die DNA-schädigende Wirkung von Colibactin, das aus pks-positiven E. coli-Stämmen produziert wird. Diese Forschung nutzt Darmorganoide, um die krebserregende Wirkung von Colibactin direkt nachzuweisen. Ergebnisse zeigen, dass Colibactin DNA-Schäden in Tumorzellen verursacht und ein charakteristisches Mutationsmuster hinterlässt, das Rückschlüsse auf bakterielle Einflüsse auf die Tumorentstehung erlaubt.

Der Einfluss des Mikrobioms

Das Mikrobiom, welches aus schätzungsweise 10 Billionen Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen besteht, spielt eine entscheidende Rolle bei der Immunabwehr sowie der Nährstoffaufspaltung. Das Projekt „Mikrobiota-basierte Prävention von Darmkrebs bei jungen Menschen“ (Mi-EOCRC) untersucht, wie das Mikrobiom die Entstehung von Darmkrebs beeinflusst. Störungen im Mikrobiom könnten zu Krankheiten wie Adipositas und einem erhöhten Krebsrisiko führen, was durch ungesunde Ernährungsweisen noch verstärkt wird.

Aktuelle Forschungen zeigen, dass Ungleichgewichte im Mikrobiom bei Menschen mit Darmkrebs eine Rolle spielen. Eine fettreiche Kost kann zu Störungen der Darmbarriere führen, was entzündliche Prozesse und Krebsanfälligkeit begünstigt. Stuhlanalysen belegen zudem eine Anreicherung schädlicher Mikroben bei Betroffenen. Dadurch wird klar, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms gezielt beeinflusst werden könnte, um das Krebsrisiko zu senken.

Das Mikrobiom beeinflusst die Gesundheit erheblich und könnte möglicherweise für die Entwicklung nicht-invasiver Screening-Tests für Darmkrebs nützlich sein. Es besteht ein wachsender Bedarf an der Entwicklung spezifischer Antibiotika sowie an der Nutzung von Mikrobiota-Signaturen zur Risikobewertung und Früherkennung von Darmkrebs.

Die Dekade gegen Krebs unterstützt dieses Forschungsprojekt, das mit institutioneller Beteiligung von Einrichtungen wie dem European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und mehreren Universitätskliniken in Deutschland durchgeführt wird. Der Fokus liegt auf der Identifikation von Risikomarkern sowie der Entwicklung von Präventionsstrategien für eine effektivere Bekämpfung von Darmkrebs bei jungen Erwachsenen.

In Anbetracht der alarmierenden Zunahme von Darmkrebsfällen bei jüngeren Menschen ist es entscheidend, weitere Forschung zu betreiben, um die Zusammenhänge zwischen dem Mikrobiom, Ernährungsweisen und der Krebsentstehung besser zu verstehen. Durch diese umfassenden Akkumulation von Wissensquellen können wir hoffen, frühzeitig geeignete Maßnahmen zur Prävention von Darmkrebs zu entwickeln.

Details
Vorfall Krebs
Ursache frühkindliche Infektionen, kontaminierte Lebensmittel, Lebensstil-Faktoren
Ort Heidelberg, Deutschland
Quellen