Vollzeit oder Teilzeit? Studie zeigt: Erschöpfung ist individuell!

Köln, Deutschland - Eine aktuelle, unveröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln beleuchtet die Erschöpfung von Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten in Deutschland. Die Analyse basiert auf Daten der Arbeitszeitbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aus dem Jahr 2021, bei der etwa 17.800 abhängig Beschäftigte im Alter von 15 bis 65 Jahren befragt wurden. Die Studie hat ergeben, dass Vollzeitkräfte sich nicht häufiger körperlich oder emotional erschöpft fühlen als ihre Teilzeitkollegen.

Etwa 37 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten in einer regulären Vollzeitwoche von 35 bis 40 Stunden. Auffällig ist, dass 38 Prozent der Vollzeitbeschäftigten häufig körperlich erschöpft sind, während dieser Wert bei Teilzeitbeschäftigten sogar bei 42 Prozent liegt. Dennoch sind die Arbeitsbewertung und die Arbeitszufriedenheit der Vollzeitkräfte mit 91 Prozent vergleichbar zu den 93 Prozent der Teilzeitkräfte, wodurch die Studie die Argumentation für eine verkürzte Arbeitswoche zur Gesundheitsförderung infrage stellt.

Faktoren der Erschöpfung

Die Studie widerspricht der allgemeinen Annahme, dass die Arbeitszeit allein für die Erschöpfung verantwortlich sei. Vielmehr hängt sie auch von der Art der Tätigkeit und individuellen Faktoren ab. So berichten 12 Prozent der Beschäftigten, die mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten, von erhöhten körperlichen und emotionalen Erschöpfungszuständen. Ein Drittel von ihnen gibt an, freiwillig Überstunden zu leisten, aus Freude an der Arbeit, aus Karriereambitionen oder für ein höheres Einkommen.

Andrea Hammermann, Expertin des IW, betont, dass die Verkürzung der Arbeitszeit allein kein effektives Mittel zur Gesundheitsförderung darstellt. Vielmehr sei es entscheidend, flexible Arbeitsbedingungen zu ermöglichen und das soziale Miteinander zu stärken. Diese Aspekte tragen wesentlich zur Reduzierung emotionaler Erschöpfung bei, was auch durch ein gutes Arbeitsklima unterstützt wird.

Flexibilität in der Arbeitsgestaltung

Die BAuA hebt hervor, dass flexible Arbeitszeitmodelle für die Wettbewerbsfähigkeit, die Gesundheit und die Zufriedenheit der Mitarbeiter von großer Bedeutung sind. Solche Modelle berücksichtigen nicht nur die Bedürfnisse der Unternehmen, sondern auch die der Mitarbeiter. Von der Altersteilzeit bis zur Gleitzeit gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die je nach Unternehmensstruktur und individuellen Wünschen unterschiedlich gestaltet werden können.

  • Altersteilzeit: Flexibler Renteneintritt ab 55 Jahren.
  • Gleitzeit: Anpassung der Arbeitszeiten an persönliche Bedürfnisse.
  • Mobiles Arbeiten: Flexibles Arbeiten außerhalb der Betriebsstätte.
  • Teilzeitmodelle: Verschiedene Formen der Teilzeitarbeit, die den Bedürfnissen der Beschäftigten entgegenkommen.

Die Integration solcher Modelle in den Arbeitsalltag könnte nicht nur zu geringeren Erschöpfungszuständen führen, sondern auch die allgemeine Zufriedenheit und die Work-Life-Balance der Mitarbeiter verbessern. In Anbetracht der anhaltenden Diskussion über eine Viertagewoche in Deutschland verdeutlicht die Studie, dass die langfristige Zufriedenheit am Arbeitsplatz häufig nicht allein von der Arbeitszeit abhängt, sondern von einem Zusammenspiel aus Flexibilität, Sozialverhalten und individueller Verantwortung.

Die Erkenntnisse der Studie sind entscheidend, um die Argumentation für eine verkürzte Arbeitswoche zu hinterfragen und eine differenzierte Betrachtung der Beschäftigungssituation zu fördern. Während einige die Verkürzung als Lösung ansehen, zeigen die Ergebnisse, dass individueller Handlungsspielraum und ein positives Miteinander im Team möglicherweise stärkere Faktoren für Gesundheit und Zufriedenheit am Arbeitsplatz sind.

Für weitere Informationen zu den Details der Studie und den untersuchten Faktoren, besuchen Sie bitte rp-online.de, iwkoeln.de und baua.de.

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Vorfall Sonstiges
Ort Köln, Deutschland
Quellen