Algenschleim an der Adria: Herausforderungen für Urlauber und Fischer

Die Auswirkungen von Algenschleim auf den Tourismus

Von dpa

26. Juli 2024, 07:02 Uhr

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Algenschleim auf der Wasseroberfläche in der Adria (undatierte Aufnahme aus dem Sommer 2024). Foto: Roberto Danovaro/DPA

Ein bekanntes Phänomen

Der Sommer in der Adria wird dieses Jahr von einem unangenehmen Begleiter, dem Algenschleim, überschattet. An den Stränden von Städten wie Rimini, Ancona, Ravenna und auch im Golf von Triest haben Touristen und Einheimische mit diesem schleimigen Wasseraufsatz zu kämpfen. Der Schleim ist nicht gesundheitsschädlich, jedoch kann er das Badevergnügen erheblich trüben. Viele Urlauber sind verunsichert und unternehmen den Gang unter die Dusche nach einem Bad im Meer, da das unangenehme Gefühl auf der Haut häufig zu Beschwerden führt.

Historische Wurzeln des Problems

Dieses Phänomen ist weit älter als der moderne Massentourismus. Bereits im Jahr 1697 bemerkte der Zisterziensermönch Paolo Boccone an den Stränden der Adria seltsame Ablagerungen. Historische Berichte zeugen davon, dass das Meer nicht nur aufgrund der Algenplage, sondern auch wegen des unangenehmen Geruchs schon in der Vergangenheit als „schmutzig“ galt. Solche Erfahrungen könnten Potenzial für das heutige Tourismusgeschäft darstellen; ein bewusster Umgang mit Umweltfragen könnte langfristig dazu führen, dass die Strände sauberer bleiben.

Ein Blick auf die Ursachen

Die seit einigen Wochen anhaltende Algenblüte in der Adria wird unter anderem mit den steigenden Wassertemperaturen und dem damit verbundenen Klimawandel in Verbindung gebracht. Wissenschaftler haben ermittelt, dass dem Algenschleim vorangegangene Wetterbedingungen, wie der viele Regen im Frühjahr, die Nährstoffsituation im Wasser verändert haben. Der Po, Italiens längster Fluss, spült Düngemittel und andere schädliche Stoffe in das Meer, was das Problem weiter verschärft.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen

Das Aufkommen des Algenschleims hat nicht nur für Badegäste, sondern auch für die lokale Fischerei weitreichende Konsequenzen. Kleinere Fischerboote können oft nicht mehr auslaufen, da ihre Motoren im Schleim stecken bleiben. Dies beeinträchtigt das Einkommen der Fischer und hat den Branchenverband Fedagripesca dazu veranlasst, staatliche Unterstützung zu fordern, um gegen die Herausforderungen anzugehen.

Optimismus trotz der Hindernisse

Trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten zeigt sich Roberto Danovaro, Meeresbiologe an der Universität Ancona, optimistisch. Er erklärt, dass die Adria im Vergleich zu vor 40 Jahren insgesamt weniger verschmutzt ist. Aktuelle Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass Bakterien im Meer dabei sind, den Schleim zu zersetzen, was die Hoffnung nährt, dass sich die Situation schnell verbessert, bevor der Touristenansturm einsetzt.

Fazit: Ein Weckruf für die nachhaltige Entwicklung

Der Algenschleim an der Adria ist ein Weckruf für Tourismus und Umweltbewusstsein. Es zeigt, dass das Ökosystem des Meeres empfindlich auf menschliche Aktivitäten reagiert. Neben den berechtigten Sorgen um die saisonalen Einnahmen der Hotellerie und Fischerei muss auch die langfristige Gesundheit der Meeresumwelt zur Priorität gemacht werden.

NAG