Fußball im Gefängnis: Wie Inhaftierte Ihre Leidenschaft leben!

JVA Tegel, Berlin, Deutschland - In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel spielt Fußball eine zentrale Rolle im Leben vieler Inhaftierter. Laut rbb24 ist der 34-jährige Philipp ein leidenschaftlicher Fan des 1. FC Union Berlin, der trotz seiner lebenslangen Haftstrafe nach einem Mordurteil die Verbindung zu seinem Verein aufrechterhält. Seit 24 Jahren ist er Fan, half beim Stadionbau und hat sogar in den Vereinsfarben geheiratet. Aus seinem Gefängniszimmer verfolgt er die Spiele über Radio und Videotext, da Bezahlfernseher nicht verfügbar sind, und vermisst das Gemeinschaftsgefühl im Stadion.

Fußball ist ein wichtiges Gesprächsthema unter den 827 Insassen in Tegel, was auch Anstaltsleiter Martin Riemer bemerkt. Dieser vernimmt bei großen Spielen eine spürbare Geräuschkulisse. Der Sozialarbeiter Jürgen Kroll nutzt Fußball nicht nur als Gesprächsthema, sondern fördert auch regelmäßige gemeinsame Spiele. „Wir haben besondere Veranstaltungen, wenn die Spiele vor 21:15 Uhr enden“, erklärt Riemer. Außerdem dürfen die Gefangenen zweimal wöchentlich trainieren und spielen gegen andere Gefängnisse. Diese sportlichen Aktivitäten helfen, soziale Eigenschaften wie Regelbefolgung und gegenseitige Unterstützung zu fördern, was für viele Insassen, einschließlich Philipp, eine wichtige Kraftquelle darstellt, um die Haftzeit zu überstehen.

Sport als Chance zur Resozialisierung

Ein weiterer Blick auf die Rolle des Fußballs im Gefängnis bietet der Einsatz von ehrenamtlichen Trainern wie Fatih Mollaoglu, der seit fünf Jahren in der JVA Plötzensee tätig ist. Wie Tagesspiegel berichtet, bringt er mit einem großen Schlüssel und einer Liste von Namen die Gefangenen zum Fußballtraining. Für die Insassen, die von Kleinkriminellen bis zu Schwerverbrechern reichen, ist Sport eine der wenigen Abwechslungen im Gefängnisalltag. Mollaoglu betont, dass jede*r eine zweite Chance verdienen sollte, und sieht seine Aufgabe darin, Teamgeist und Konfliktlösung durch den Sport zu fördern.

Das Fußballtraining wird von lebhaften Partien begleitet, in denen es Hitzigkeiten kommen kann – Mollaoglu muss oft eingreifen, um Konflikte zu schlichten. Die Gefangenen sind überwiegend jung und zeigen oft mehr Ehrgeiz als in normalen Ligen. Nach dem Spiel gibt Mollaoglu den Spielern konstruktives Feedback und erklärt, dass Sport nicht nur der körperlichen Betätigung dient, sondern auch eine Grundlage für soziale Entwicklung bietet.

Vielfalt der Freizeitangebote

Nicht nur in Tegel, sondern auch in anderen JVA gelingt es, den Gefangenen ein breites Spektrum an Freizeitmöglichkeiten zu bieten. In der Jugendstrafanstalt, etwa, wird den Inhaftierten mindestens zwei Stunden Sport pro Woche angeboten. Sportpädagoge Can Topuz hebt hervor, dass Sport hilft, Aggressionen abzubauen und soziale Fähigkeiten zu entwickeln. Fußball bleibt dabei eine besonders beliebte Sportart. Wie Deutschlandfunk Kultur berichtet, gehören zu den Angeboten auch Fußballturniere und externe Mannschaftsbesuche.

Die sportlichen Angebote in den Anstalten sind Teil eines größeren Behandlungskonzepts, das darauf abzielt, den Inhaftierten Struktur und Disziplin zu verleihen. Gefangene wie Markus, der aktiv die Sportangebote nutzt, berichten von persönlichen Veränderungen und einer Verbesserung ihrer Lebenssituation. Die Frage bleibt jedoch, ob diese Maßnahmen tatsächlich dazu beitragen, die Rückfallquote der Inhaftierten zu senken. Trotz auch kritikvoller Stimmen zur Wirksamkeit des Sportangebots bleibt festzuhalten, dass Fußball in vielen Justizvollzugsanstalten nicht nur ein Spiel, sondern auch ein Ventil für Frustrationen und eine Möglichkeit zur sozialen Interaktion darstellt.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort JVA Tegel, Berlin, Deutschland
Verletzte 1
Quellen