Stolpersteine in Osnabrück: Erinnerung an sechs Opfer des Nationalsozialismus

In Osnabrück wird am Mittwoch, den 11. September, erneut ein bedeutsames Denkmal der Erinnerung gesetzt. Ab 10 Uhr werden auf den Straßen der Stadt sechs neue Stolpersteine verlegt, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Diese kleine, messingschildverkleidete Gedenksteine, die vor den letzten Wohnorten oder Arbeitsstätten der Verstorbenen eingelassen werden, sind Teil eines größeren Projekts, das in den 1990er Jahren von dem Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen wurde.

Die Stolpersteine transformieren Gehwege in Erinnerungsorte, indem sie den Passanten eine Stimme der Vergangenheit verleihen. Das Projekt soll das Bewusstsein für das Unrecht schärfen, das diesen Menschen widerfahren ist. Diesmal steht die Verlegung im Zeichen der Mahnung an diejenigen, die aufgrund ihrer politischen Überzeugungen, Kriegsdienstverweigerung oder Stigmatisierung als „asozial“ verfolgt wurden.

Einblicke in die Schicksale der Verstorbenen

Der erste Stolperstein wird um 10 Uhr an der Heinrichstraße 25 verlegt und erinnert an Walter Sundermann, der sich weigerte, in den Krieg zu ziehen und daran in einem Lager zu sterben. Kurz darauf, gegen 10.30 Uhr, wird an der Spindelstraße 19 der Stolperstein für Wilhelm Breckenfelder platziert. Breckenfelder wurde als „Berufsverbrecher“ stigmatisiert und fiel einem Mord während seiner Inhaftierung zum Opfer.

Um etwa 11 Uhr folgt der Stolperstein für Bernhard Meyer, der an der Sutthauser Straße 28 verlegt wird. Meyer, ein weiterer Kriegsdienstverweigerer, wurde nach seiner Flucht gefasst und hingerichtet. Um 11.30 Uhr wird am Stahlwerksweg 11 der Stolperstein für August Wille verlegt, der aktiv im Widerstand der verbotenen KPD war und als KZ-Häftling auf dem Schiff Cap Arcona ums Leben kam.

Der nächste Stolperstein wird gegen 12 Uhr an der Rothenburgerstraße 23a zu Ehren von August Hinrichs verlegt, der ebenso als „Berufsverbrecher“ geführt wurde und 1942 in Buchenwald starb. Schließlich wird um 12.30 Uhr der letzte Stolperstein „Am Tannenkamp 46“ für Johann Wahlbrink, der für das Beleidigen Adolf Hitlers inhaftiert wurde und ebenfalls die Haft nicht überlebte, verlegt.

Diese Verlegung der Stolpersteine ist nicht nur ein Akt der Erinnerung, sondern auch ein Zeichen gegen das Vergessen. Die Biografien der Verstorbenen wurden von Ehrenamtlichen recherchiert, die sicherstellen, dass jede Geschichte mit Respekt und Genauigkeit gewürdigt wird. Die Finanzierung dieser Stolpersteine erfolgt über Patenschaften, die Einzelpersonen und Organisationen tragen.

Erinnerungskultur und zukunftsorientierte Reflexion

In einer Zeit, in der historische Ereignisse oft in Vergessenheit geraten können, ist das Stolpersteine-Projekt ein wichtiges Instrument der Gedenkkultur. Die an diesem Tag verlegten Steine sind nicht nur Gedenken an Individuen, sondern auch ein Aufruf zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Sie fordern uns auf, über das Vergangene nachzudenken und auch Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Als Teil der Erinnerungskultur sind sie ein wesentlicher Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses einer Gesellschaft, die sich bemüht, aus der Geschichte zu lernen und ähnliche Tragödien zu verhindern.

Für weitere Informationen zu den Stolpersteinen in Osnabrück können Interessierte das städtische Büro für Friedenskultur kontaktieren oder die Webseite besuchen, wo detaillierte Informationen über die vorhandenen und zukünftigen Stolpersteine bereitgestellt werden.

Stolpersteine sind nicht nur in Osnabrück ein Zeichen des Erinnerns; das Projekt von Gunter Demnig wurde mittlerweile in vielen Ländern Europas und darüber hinaus etabliert. Die Stolpersteine dienen als persönliche Erinnerung an die Einzelschicksale der Opfer des Nationalsozialismus, die häufig in den Geschichtsbüchern nicht genügend Beachtung gefunden haben. Durch die Verlegung dieser Gedenksteine wird eine direkte Verbindung zwischen den Opfern und den Orten, an denen sie lebten, geschaffen, was den Besuchern ermöglicht, eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte zu erfahren.

Dieser Ansatz, Erinnerungsarbeit durch Kunst im öffentlichen Raum zu leisten, ist besonders effektiv, da er die breite Öffentlichkeit anspricht. Die Verlegung der Stolpersteine hat meist auch eine besondere soziale Bedeutung, die oft von lokalen Schulen, Vereinen oder anderen Organisationen unterstützt wird. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt, das viele Menschen einbezieht und damit das Bewusstsein für die Verfolgung und Diskriminierung während des Nationalsozialismus stärkt.

Die Biographien der Opfer

Die Biografien der Personen, die durch die Stolpersteine geehrt werden, sind oft von tiefen Tragödien geprägt. Walter Sundermann, beispielsweise, verweigerte aus Gewissensgründen den Kriegsdienst und wurde in ein Lager deportiert, wo er schließlich starb. Sein Schicksal ist ein Beispiel für den Mut, den Einzelpersonen zeigten, auch wenn er sie letztlich das Leben kostete. Ähnlich geht es August Wille, der nicht nur politisch verfolgt wurde, sondern als KZ-Häftling unter unmenschlichen Bedingungen leiden musste, bevor er auf der Cap Arcona den Tod fand.

Die Stolpersteine gehören zu einer größeren Bewegung der Gedenkkultur in Deutschland und anderen Ländern, welche die Erinnerung an die Verfolgten des Nationalsozialismus lebendig hält. Jedes Jahr kommen Tausende von Menschen zusammen, um an den Verlegungsterminen teilzunehmen, die oft von öffentlichen Lesungen, Vorträgen oder Diskussionen begleitet werden.

Die Bedeutung für die Gesellschaft

  • Stärkung des Geschichtsbewusstseins: Stolpersteine fördern die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Erinnerungsarbeit.
  • Förderung des respektvollen Umgangs: Sie erinnern die Menschen an die Gefahren von Diskriminierung und Intoleranz.
  • Lebendige Erinnerungskultur: Viele Städte engagieren sich aktiv in der Aufklärung über die Geschichte ihrer Bewohner während der NS-Zeit.

Die Stolpersteine sind nicht nur einfache Gedenksteine, sondern fungieren als Mahnmale, die die Gesellschaft dazu anregen, über die eigene Geschichte nachzudenken. Sie helfen, das Bewusstsein für Gleichheit und Menschenrechte zu schärfen und die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in die heutige Zeit zu tragen. Die zentrale Frage bleibt, wie wir als Gesellschaft aus der Geschichte lernen und sicherstellen können, dass solches Unrecht nie mehr geschieht.

Weiterführende Informationen zu diesem Projekt und seinen Zielen finden sich auf den Webseiten von Stolpersteine.eu und bpb.de, wo umfassende Ressourcen zur Geschichte, den Verlegungen und den Biografien der Opfer bereitgestellt werden.