Der letzte Helikopter: 50 Jahre seit dem dramatischen Vietnam-Ende
Saigon, Vietnam - Am 30. April 1975 endete der Vietnamkrieg mit der endgültigen Niederlage der USA und der Kapitulation Südvietnams. Zwei Panzer des Volksheeres Nordvietnams fuhren an diesem Tag in den Präsidentenpalast von Saigon ein. Historiker Bernd Greiner vergleicht diesen Rückzug mit dem der westlichen Truppen aus Afghanistan und betont die Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit der USA. Während des chaotischen Schlussakts drängten sich zahlreiche Menschen vor der US-Botschaft in Saigon, um in Hubschraubern zu fliehen, die im Zehn-Minuten-Takt abflogen. Ein bekanntes Foto zeigt verzweifelte Vietnamesen, die am 29. April 1975 auf einem Dach in der Gia Long Street auf ein Rettungsflugzeug warten. Der letzte US-Helikopter hob am 30. April um 7:53 Uhr ab, letzten Endes nur mit der Wachmannschaft an Bord.
Bereits am 27. Januar 1973 war der Vietnamkrieg für die USA offiziell beendet worden. Ein Waffenstillstand mit Nordvietnam erlaubte es, Streitkräfte abzuziehen, und es wurde versucht, Südvietnam militärisch und finanziell zu unterstützen. US-Außenminister Henry Kissinger hatte gehofft, die südvietnamesische Armee könnte mit Glück noch anderthalb Jahre durchhalten, was sich als illusorisch herausstellte. Im März 1975 startete Nordvietnam eine Offensive, die die südvietnamesischen Truppen überrollte. Präsident Gerald Ford wandte sich am 23. April 1975 auf Hilferufe aus Südvietnam an die Öffentlichkeit und erklärte, dass Amerika den Stolz zurückgewinnen kann, jedoch nicht durch einen weiteren Krieg.
Niederlage und Flucht
Die Gründe für das Scheitern der USA im Vietnamkrieg sind vielfältig und werden von Historikern unterschiedlich evaluiert. Sechs Hauptgründe wurden identifiziert, darunter die unzureichende Vorbereitung der US-Truppen auf das kämpferische Terrain des tropischen Dschungels und die Unglaubwürdigkeit der südvietnamesischen Führung. Korruption und unklare Ziele trugen zur Schwächung der südvietnamesischen Armee bei. Hinzu kam die aggressive Guerillakriegsführung der Vietcong, die umfangreiche Tunnelsysteme zum taktischen Vorteil nutzten. Die US-Präsenz führte zudem zur Entfremdung der vietnamesischen Bevölkerung, welche stark unter zivilen Opfern und Kriegsverbrechen litt.
Die Realität des Vietnamkriegs war stark geprägt vom Kalten Krieg, in dem die USA und ihre Alliierten versuchten, die Expansion kommunistischer Ideologien einzudämmen. Vietnam wurde als ein zentraler Punkt im geopolitischen Kampf zwischen Ost und West betrachtet, und der Verlust an die kommunistischen Kräfte wäre für die USA ein dramatischer Rückschlag gewesen. Diese geopolitischen Spannungen schürten die Besorgnis vor einem Dominoeffekt in der Region, bei dem ein Land nach dem anderen dem Kommunismus verfällt.
Folgen des Krieges
Der Vietnamkrieg gilt als eine der größten Niederlagen der USA, auch wenn infolge anderer Konflikte zu höheren Verlusten geführt wurden. Insgesamt fielen 58.220 US-Soldaten, während fast alle Amerikaner sowie 51.000 Vietnamesen evakuiert werden konnten. Dennoch blieben viele Einheimische zurück, was zu einer massiven Flüchtlingskrise führte. Nach dem Krieg änderte sich der Name Saigons zu Ho-Chi-Minh-Stadt. Viele der Kollaborateure mit den USA wurden in Umerziehungslagern inhaftiert, wo sie häufig unter extremen Bedingungen litten. Viele Vietnamesen, die das Land nach dem Krieg verlassen wollten, wurden als „boat people“ bekannt und ein Teil von ihnen kam dabei ums Leben, während andere ein neues Leben im Exil aufbauten.
Journalist Rupert Neudeck und sein Team retten mit dem Schiff „Cap Anamur“ zahlreiche Flüchtlinge. Trotz der humanitären Bemühungen kamen während der ersten Fluchtwelle schätzungsweise 50.000 Vietnamesen um, während beinahe 60.000 es ins Ausland schafften. Die Spätfolgen des Vietnamkrieges sind bis heute in der internationalen Politik und in den gesellschaftlichen Diskursen erkennbar.
Details | |
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Vorfall | Flucht |
Ort | Saigon, Vietnam |
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