Spricht Modi Hindi? Tamil Nadu wehrt sich gegen Sprachpolitik!

Tamil Nadu, Indien - Am 10. April 2025 hat Premierminister Narendra Modi während einer Rede in Tamil Nadu die lokalen DMK-Führer kritisiert, weil sie Englisch statt Tamil verwenden. Diese Bemerkung kommt inmitten eines zunehmenden Konflikts zwischen der Modi-Regierung und dem Bundesstaat Tamil Nadu, der Vorwürfe über die angebliche Durchsetzung von Hindi in Schulen aufwirft. Diese Vorwürfe werden von der Bundesadministration zurückgewiesen, jedoch haben die Spannungen auch zu Protesten geführt und es gibt Behauptungen, dass die Modi-Regierung Bildungsgelder in Höhe von 232 Millionen Dollar zurückhält, es sei denn, Tamil Nadu setzt die Nationale Bildungsrichtlinie um.

Chief Minister MK Stalin warnte vor einer Provokation des Stolzes Tamil Nadus und dessen Geschichte des Widerstands gegen die Hindi-Durchsetzung. Der Konflikt dreht sich um die Nationale Bildungsrichtlinie Indiens, die eine sogenannte Drei-Sprachen-Formel beinhaltet. Diese sieht vor, dass Hindi-sprachige Bundesstaaten Hindi, Englisch und eine dritte Sprache unterrichten müssen, während nicht-Hindi-sprachige Bundesstaaten ihre Landessprache, Hindi und Englisch lehren müssen. Obwohl Hindi von 520 Millionen Menschen in Indien gesprochen wird – was 43 % der Bevölkerung entspricht – hat Tamil Nadu mit 69 Millionen Sprechern (5,7 %) eine historisch besondere Haltung zum Thema Sprache entwickelt.

Die Drei-Sprachen-Formel im Fokus

Die Einführung der Drei-Sprachen-Formel sollte Hindi als Verbindungssprache in einem mehrsprachigen Land fördern. Allerdings hat Tamil Nadu diese Formel historisch abgelehnt und unterrichtet in seinen Schulen nur Tamil und Englisch. Kritiker der Modi-Regierung argumentieren, dass diese die Förderung des Hindi über andere Sprachen priorisiere und durch verschiedene Initiativen vorantreibe. Es wird betont, dass die Sensibilität Tamil Nadus gegenüber Hindi aus seiner dravidischen Identität und den historischen Bewegungen gegen die Hindi-Durchsetzung resultiert, die in den 1930er Jahren ihren Anfang nahm.

Die aktuelle Situation wird zudem durch die Tatsache kompliziert, dass die Bildungsstandards in vielen Regionen fragwürdig sind. Während Englisch in vielen staatlichen Schulen Pflicht ist, bleibt die tatsächliche Beherrschung der Sprache aufgrund der begrenzten Fähigkeiten der Lehrer niedrig. Dies steht im Widerspruch zu den Zielen der Nationalen Bildungsrichtlinie von 2020, laut der Hindi für nicht-Hindi-sprachige Bundesstaaten optional ist.

Sprachpolitik als Identitätsfrage

Die Auseinandersetzung über die Sprachpolitik in Indien geht weit über linguistische Fragen hinaus und berührt politische und wirtschaftliche Grievances. Für viele Inder wird Sprache zum Mittel der Identitätsbildung. So ist Tamil Nadus Ablehnung der Drei-Sprachen-Formel nicht nur eine Frage des Sprachunterrichts, sondern auch ein Signal gegen eine als übergriffig empfundene zentrale Politik. Der Bundesstaat hat in den letzten Jahrzehnten eine klare Zweisprachenpolitik verfolgt.

Die Herausforderung liegt darin, die Sprachbildungsstandards insgesamt zu verbessern und eine sinnvolle Reform des Bildungssystems voranzutreiben. Während die Sprachdebatte in Indien oft als politisch umstritten gilt, gibt es einen breiten Konsens darüber, dass die Unterrichtsmethoden der regionalen und überregionalen Sprachen angepasst werden müssen, um den tatsächlichen Bedürfnissen der Schüler gerecht zu werden.

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Vorfall Sonstiges
Ort Tamil Nadu, Indien
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