Tübingen setzt auf Alternativen: Tierversuche bald überflüssig?
Tübingen, Deutschland - Der 24. April ist der internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche. An diesem symbolischen Datum wird weltweit auf die vielen ethischen und praktischen Herausforderungen aufmerksam gemacht, die Tierversuche mit sich bringen. Tierversuche haben einen schlechten Ruf, und Tierschützer prangern sie an. In diesem Kontext berichten die Forscher der Universität Tübingen über ihre Arbeiten an Alternativen zu diesen umstrittenen Verfahren.
Besonders die Wissenschaftler Peter Loskill und Silke Riegger des 3R-Centers Tübingen entwickeln innovative Organ-on-Chip-Systeme. Diese Technologien simulieren Gewebe aus menschlichen Stammzellen auf Kunststoffplatten. Die Forscher verfolgen das Ziel, Tierversuche durch diese modernen Alternativen zu ersetzen und so die Forschung im Einklang mit dem 3R-Prinzip – Replace, Reduce, Refine – zu verbessern. Die Entwicklung dieser Systeme ist rechtzeitig zu diesem Gedenktag von Bedeutung.
Hintergrund und Entwicklungen in der Forschung
Die Bemühungen um Alternativen zu Tierversuchen stehen auch vor dem Hintergrund eines Skandals, der 2014 am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen aufgedeckt wurde. Aufnahmen von Misshandlungen an Affen führten zu einem öffentlichen Aufschrei und Protesten. Obwohl ein Strafverfahren eingeleitet wurde, kam es nicht zu einer Verurteilung, und die Affenversuche wurden eingestellt. Dennoch forscht das Institut weiter an anderen Tierarten wie Zebrabärblingen, Ratten und plant auch Versuche mit Mäusen.
Auch die Universität Tübingen setzt nach wie vor Affen in Tierversuchen ein, ergänzt durch Mäuse, Ratten und Zebrafische. Positiv ist, dass die Zahl der an der Universität Tübingen durchgeführten Tierversuche deutlich gesenkt werden konnte, von 30.775 getöteten Wirbeltieren im Jahr 2018 auf knapp 18.000 im Jahr 2023. Dies zeigt den langsamen, aber stetigen Fortschritt in der ethischen Beurteilung der Forschung.
Regulierung und ethische Gesichtspunkte
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Tierversuche sind im Tierschutzgesetz verankert, welches die Durchführung von Tierversuchen regelt. Tierversuche dürfen nur durchgeführt werden, wenn sie unerlässlich sind und ihre ethische Vertretbarkeit gegeben ist. Alternativmethoden müssen, wann immer möglich, bevorzugt werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fördert die Entwicklung und Validierung solcher alternativen Methoden. Die EU-Richtlinie 2010/63/EU zum Schutz von Versuchstieren wurde in deutsches Recht integriert und verpflichtet Länder dazu, die Anzahl der Tierversuche zu minimieren.
Um Tierversuche zu reduzieren, wird das öffentliche Interesse geschärft. Jährliche Versuchstierstatistiken werden veröffentlicht, und seit 2020 obliegt die Erfassung dieser Daten dem BfR. Diese umfassenden Statistiken sind entscheidend, um den Fortschritt in der Entwicklung alternativer Methoden zu dokumentieren. Weiterführend müssen die Genehmigungen für Tierversuche gut begründet sein, um die ethische Vertretbarkeit sicherzustellen.
Die Unterstützung der Bundesregierung für Projekte zur Reduzierung von Tierversuchen zeigt, dass ein Umdenken in der Forschung stattfindet. Viele Forscher in Tübingen streben an, ohne Tierversuche auszukommen. Innovative Technologien wie die Organ-on-Chip-Systeme könnten hierbei der Schlüssel zu einer tierversuchsfreien Forschung sein.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche nicht nur ein Mahnmal ist, sondern auch ein Anstoß zu einer grundlegenden Veränderung in der Forschungsmethodik darstellt, die ethische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Aspekte miteinander verknüpft.
Details | |
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Vorfall | Tierschutz |
Ort | Tübingen, Deutschland |
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