Faszination des Jazz: Muthspiels Etüden und der Sturm von Sclavis

Wolfgang Muthspiel, Benjamin Moussay und Louis Sclavis beim Jazzfest Bonn
Beim Jazzfest Bonn betrat Wolfgang Muthspiel die Bühne der Kapelle im Leoninum und eröffnete sein Set mit einem tiefen Fokus auf die Technik und das Handwerk des Gitarrenspiels. Muthspiel, ein Musiker von internationalem Rang, stellte sein jüngstes Werk, das Album Etudes/Quietudes, vor. In einem 35-minütigen Stück präsentierte er eine Reihe von Etüden, die als eindringliche Fingerübungen dienten. Diese Kompositionen erforschten die Grenzen des Gitarrenspiels, sowohl in der Technik als auch in der Ausdrucksweise.
Die Stücke dieser Etüden haben sich in ihrer didaktischen ursprünglichen Form zu reichhaltigen Improvisationen entwickelt. Muthspiel verstand es dabei, die vielseitigen Möglichkeiten des Instruments auszuloten und spannende Effekte zu kreieren. Besonders eindrucksvoll war seine Bearbeitung von Bachs Sarabande, die er mit improvisatorischen Elementen anreicherte. Der Pianist schloss sein Set mit einer faszinierenden Komposition ab, die mittelalterliche Melodien mit einem Beatles-Klassiker verband – eine Darbietung, die das Publikum nachhaltig beeindruckte.
Stimmungswechsel mit Sclavis und Moussay
In der zweiten Hälfte des Konzerts veränderte sich die Stimmung grundlegend, als der französische Klarinettist Louis Sclavis und Pianist Benjamin Moussay die Bühne betraten. Sclavis, bekannt für seine dynamischen und kraftvollen Klänge, ließ sofort aufhorchen. Er begann das Set mit seiner Bassklarinette, wodurch ein kraftvolles, stürmisches Klangbild entstand, das die Zuhörer in seinen Bann zog. Moussay, dessen Spielstil eher lyrisch geprägt ist, folgte dem energetischen Vorstoß seines Kollegen und sorgte für Momente der Ruhe, bevor der nächste Klangsog einsetzte.
Sclavis’ stark expressives Spiel fand großen Anklang beim Publikum, das von der kraftvollen Interaktion zwischen den beiden Künstlern begeistert war. Moussay bewies, dass auch er über enorme musikalische Ressourcen verfügt und gab dem Auftritt eine zusätzliche Dimension. Schließlich wurde das gesamte ECM-Album Unfolding in seiner kompletten Form dargeboten, was den Zuhörern ein intensives und vielschichtiges Klangerlebnis bot.
Das Konzert schloss mit dem ruhigen Stück Snow, das die intensive Darbietung mit einer beruhigenden Note krönte. Der Abend war geprägt von spannungsvollen Kontrasten, die sowohl die technische Brillanz Muthspiels als auch die expressive Kraft von Sclavis und Moussay eindrucksvoll zur Geltung brachten. Das Jazzfest Bonn bot somit ein abwechslungsreiches Erlebnis, das das Publikum in eine Welt voller musikalischer Entdeckungen entführte.
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