Lokales Treffen zw. Indien und Russland: Handel ohne US-Dollar im Fokus

Seit Beginn des Jahres verfolgen Russland und Indien verstärkt ihre Bemühungen zur Abkehr vom US-Dollar im Handel. Ein bedeutender Schritt in diese Richtung wurde kürzlich bei einem Treffen der beiden Nationen unternommen. Indiens Premierminister Narendra Modi traf sich Anfang Juli in Moskau mit Russlands Präsident Wladimir Putin zu einer wegweisenden Besprechung.

Die Gespräche zwischen den beiden Staatsoberhäuptern konzentrierten sich auf den Ausbau des bilateralen Handels und die Vertiefung der Zusammenarbeit. Putin bezeichnete dabei die Beziehung als „eine besonders privilegierte strategische Partnerschaft“, was die tiefe Verbundenheit und das zunehmende Vertrauen zwischen Indien und Russland unterstreicht.

Wichtige Fortschritte bei der De-Dollarisierung

Russland hat in diesem Jahr intensiv daran gearbeitet, Wirtschaftsbeziehungen aufzubauen, die unabhängig vom US-Dollar funktionieren. Diese Bemühungen haben bereits beachtliche Erfolge erzielt. Jüngst hat sich Russlands Haltung zu Kryptowährungen geändert, was neue Handelsabkommen mit Ländern wie El Salvador ermöglicht hat.

In diesem Kontext hat sich Indien als ein zentraler Partner für Russland herauskristallisiert. Die russisch-indischen Handelsgespräche wurden von einem Besprechungsbesuch der indischen Zentralbank in Moskau begleitet. Hauptthema war die sogenannte „De-Dollarisierung“, also die Abkehr vom US-Dollar im Handel zwischen den beiden Ländern.

Das Ziel des Treffens war die Entwicklung eines Mechanismus zur Förderung des Handels in den lokalen Währungen der beiden Nationen. Ein solcher Mechanismus ist eine direkte Reaktion auf die zunehmenden Zahlungsprobleme, die durch die Sanktionen gegen Russland nach der Ukraine-Invasion im Jahr 2022 verursacht wurden.

Lokale Währungen als Lösung

Die Herausforderung, die durch internationale Sanktionen entstanden ist, betrifft nicht nur Russland und Indien allein. Ein neuer Bericht zeigt, dass 98 % der chinesischen Banken russische Zahlungen aufgrund dieser Sanktionen ablehnen. In diesem Kontext scheint der Handel in lokalen Währungen der einzige gangbare Weg zu sein, um die Handelshindernisse zu überwinden.

Während des Treffens in Moskau diskutierten die beiden Seiten die Einführung eines Referenzkurses zwischen den lokalen Währungen für Handelsgeschäfte, anstatt die Werte ihrer Währungen gegenüber dem US-Dollar zu bestimmen. „Damit solle der Handel stabilisiert und von den Schwankungen des US-Dollars entkoppelt werden“, erläuterten Regierungsquellen.

Russland hat bereits die Rolle des zweitgrößten Exporteurs nach Indien übernommen. Nur China liegt derzeit noch vor Russland. In den ersten vier Monaten des Jahres erreichten die russischen Exporte nach Indien ein Volumen von 23 Milliarden US-Dollar, was eine Steigerung von 20 % gegenüber dem Vorjahr darstellt.

Strategische Partnerschaft als Schlüssel zum Erfolg

Die wachsende wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Indien und Russland zeigt, wie strategische Partnerschaften genutzt werden können, um globale Handelsstrukturen zu verändern. Die De-Dollarisierungsbemühungen der BRICS-Länder, zu denen auch Brasilien, China und Südafrika gehören, verdeutlichen den Wunsch dieser Nationen nach größerer Unabhängigkeit von der US-Währung.

Diese Initiativen sind weit mehr als nur wirtschaftliche Maßnahmen. Sie repräsentieren einen geopolitischen Wandel, der die bestehenden Machtverhältnisse herausfordert. Die Implementierung eines Handelsmechanismus, der auf lokalen Währungen basiert, könnte weitreichende Folgen haben und die globalen Handelsstrukturen nachhaltig beeinflussen.

Der Weg zu einer multipolaren Weltwirtschaft ist voll im Gange, und Entscheidungen wie die der indischen und russischen Zentralbank sind Meilensteine auf diesem Weg. Ob und wie dieser Wandel die internationalen Handelsbeziehungen langfristig prägen wird, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Die Weltwirtschaft befindet sich im Umbruch.

Historische Parallelen

Dieses Bemühen, den US-Dollar im internationalen Handel zu umgehen, hat seine historischen Parallelen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Aufstieg des Euro als alternative Währung zu Beginn der 2000er Jahre. Nach der Einführung des Euro im Jahr 1999 haben viele Länder begonnen, einige ihrer Handelsgeschäfte in Euro statt in US-Dollar abzuwickeln. Der Unterschied zu heute liegt darin, dass der Euro eine von mehreren westlichen Nationen unterstützte und genutzte Währung ist, während die aktuellen Bemühungen rund um die De-Dollarisierung weitgehend von nicht-westlichen Ländern vorangetrieben werden. Beide Fälle zeigen jedoch das zunehmende Bestreben, die wirtschaftliche Abhängigkeit vom US-Dollar als globale Reservewährung zu verringern.

Hintergrundinformationen

Geopolitische Spannungen

Die Bemühungen Indiens und Russlands, den US-Dollar im bilateralen Handel zu meiden, sind stark in den geopolitischen Spannungen verwurzelt, die sich nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 stark verschärft haben. Die Sanktionen, die von westlichen Ländern gegen Russland verhängt wurden, haben die Nutzung des US-Dollars für Russland schwieriger und riskanter gemacht. Diese Maßnahmen zwangen Russland dazu, nach alternativen Wegen und Partnern zu suchen, um seine Handelsinteressen zu schützen und zu fördern. Indien, das trotz enger Beziehungen zu westlichen Nationen eine neutrale Haltung gegenüber dem Ukraine-Konflikt beibehalten hat, bietet sich als natürlicher Partner für solche Bemühungen an.

Wirtschaftliche Interessen

Abseits der politischen Dimension sind auch wirtschaftliche Interessen ein treibender Faktor hinter den Bemühungen zur De-Dollarisierung. Russland und Indien sind beide daran interessiert, ihre Handelsbeziehungen auszubauen und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Dies wird durch die Nutzung lokaler Währungen erleichtert, da dies die Volatilität verringert und das Risiko von Währungsschwankungen mindert, die durch den Einsatz des US-Dollars verursacht werden könnten. Dieses Bestreben passt auch in den größeren Kontext der BRICS-Staaten, die seit einigen Jahren verstärkt versuchen, ihre finanziellen und wirtschaftlichen Systeme zu diversifizieren und unabhängiger von westlichen Finanzinstitutionen zu machen.

Expertenmeinungen

Ajay Sahai, Generaldirektor der Federation of Indian Export Organisations, bemerkte: „Die Nutzung lokaler Währungen im Handel zwischen Indien und Russland könnte den Handel erheblich erleichtern und weniger anfällig für geopolitische Spannungen machen.“ Sahai fügte hinzu, dass dies insbesondere für die indische Wirtschaft von Vorteil sein könnte, da es Exporteure vor den Risiken extremer Währungsschwankungen schützen würde.

Sergei Katyrin, Präsident der Russischen Industrie- und Handelskammer, erklärte kürzlich in einem Interview: „Die Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Indien durch lokale Währungen ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine strategische Entscheidung, die beiden Ländern zugutekommen wird.“ Katyrin betont, dass solche Schritte notwendig seien, um die wirtschaftliche Souveränität zu stärken.

Weitere Experten, wie Vivek Katju, ein ehemaliger indischer Diplomat, sehen in diesen Schritten ein Zeichen dafür, dass sich die globale Wirtschaftsordnung in den nächsten Jahrzehnten grundlegend ändern könnte. „Wenn mehr Länder diesem Beispiel folgen, könnte der US-Dollar als Reservewährung tatsächlich an Boden verlieren,“ so Katju.

Statistiken und Daten

Jahr Russische Exporte nach Indien (in Milliarden USD) Prozentuale Veränderung
2021 19,2
2022 23,0 +20%
2023 (bis April) 23,0 noch keine Veränderung

Die oben genannten Zahlen verdeutlichen, wie stark die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Indien in den letzten Jahren gewachsen sind. Mit einem Anstieg der Exporte um 20 % von 2021 bis 2022 zeigen die Daten eine klare und stetige Verbesserung der Handelsbeziehungen. Diese Dynamik könnte durch die neuen Währungsvereinbarungen weiter verbessert werden.