Feministische Utopie: Queens bei den Schillertagen in Dortmund!

Feministische Utopie: Queens bei den Schillertagen in Dortmund!
Im Rahmen der diesjährigen Schiller-Tage in Dortmund sorgt die Inszenierung „Queens“ für Aufsehen. Die Regisseurin Marie Senf stellt in ihrer Aufführung die klassischen Figuren aus Schillers „Maria Stuart“ in einem ganz neuen Licht dar. Anstatt eines erhofften Happy Ends entführt die Produktion die Zuschauer in eine Welt, die mythische und futuristische Elemente vereint. Zu Beginn der Darbietung erscheinen Elisabeth I. und Maria Stuart aus einer überdimensionalen Gebärmutterskulptur, was bereits ein klares Statement zur feministischen Perspektivierung des Werkes signalisiert. Hierbei wird die patriarchale Geschlechterordnung hinterfragt, die in Schillers Original stark ausgeprägt war. Wie die Rheinpfalz berichtet, ist diese Inszenierung nicht nur eine Adaption, sondern auch eine kritische Revision der konservativen Geschlechtertheorien, die der Autor im 18. Jahrhundert propagierte, und stellt damit eine Brücke zur feministischen Literaturforschung dar.
Doch was hat es mit den feministischen Revisionen auf sich? Ein Blick in die Literatur zeigt, dass bereits historische Adaptionen von „Maria Stuart“ wie Charlotte Birch-Pfeiffer’s „Elisabeth“ und Marie von Ebner-Eschenbach’s „Maria Stuart in Schottland“ die Frauensichtweise in den Mittelpunkt rückten. Diese Werke haben nicht nur das Potenzial der feministischen Betrachtung entfaltet, sondern auch die Diskussion über die Kanonisierung der Frauenliteratur befeuert. Diese Aspekte werden in der Literaturforschung, etwa von Barbara Becker-Cantarino, ausführlich behandelt. Der Fokus auf Geschlechterrollen und die kritische Auseinandersetzung mit männlichen Dominanzstrukturen sind zentrale Themen ihrer Arbeiten.
Ein Spiegel der Geschlechterrollen
Die feministische Perspektive, die in „Queens“ besonders deutlich wird, ist das Resultat jahrelanger Debatten über Geschlechtsidentität und Frauenemanzipation. Becker-Cantarino kritisiert in ihren Analysen die traditionell männlich dominierte Literaturwissenschaft, die Frauen und deren Werke häufig abgewertet hat. Die von ihr als „Geschlechtszensur“ bezeichnete Kontrolle männlicher Literaten über die literarische Produktion von Frauen bleibt ein zentraler Punkt in der Diskussion um Geschlechtergerechtigkeit in der Literatur.
Die Darstellung von Frauen als entweder idealisierte oder dämonisierte Figuren im Mittelalter hat dazu beigetragen, stereotype Geschlechterrollen zu festigen. Becker-Cantarino beschreibt exemplarisch, wie das Frauenbild durch gesellschaftliche Veränderungen im 18. und 19. Jahrhundert schrittweise verändert wurde. Die Produktion von Literatur durch Frauen führte zu einem differenzierteren Frauenbild und hinterfragte die patriarchalen Strukturen der Zeit.
Aufbruch in neue Dimensionen der Theaterkunst
Die Kombination aus zeitgenössischem Theater und tiefgehender literaturwissenschaftlicher Analyse bringt frischen Wind in das Festival und lädt das Publikum zur Reflexion ein. Die Performance „Queens“ wird so zu einem eindrucksvollen Beispiel dafür, wie Inszenierungen auch als Plattform für gesellschaftliche Diskussionen genutzt werden können – und das ganz im Geiste von Schillers zeitlosen Themen.