Eltern in Sigmaringen verzweifelt: Nur noch eine Kinderärztin!

Eltern in Sigmaringen verzweifelt: Nur noch eine Kinderärztin!
In der Stadt Sigmaringen ist die Stimmung angespannt: Seit Ende Juli gibt es nur noch eine Kinderärztin, Dr. Nora Laubrock, verfügbar. Diese Situation ist das Ergebnis der Schließung der Praxis von Dr. Marina Hummel. In nur wenigen Jahren hat sich die Anzahl der Kinderärzte in Sigmaringen von vier auf derzeit nur noch einen Arzt verringert. „Es ist für uns Eltern eine große Herausforderung, wenn wir kaum noch medizinische Hilfe für unsere Kinder finden“, beklagt sich eine verzweifelte Mutter. Schwäbische.de berichtet darüber, wie besorgt viele Bürger über die bevorstehenden Praxisschließungen sind.
Ähnlich steht es um die Situation in Bad Saulgau, wo ab September Dr. Christoph Seitz seine Praxis schließen wird. Damit wird nur noch Dr. Ulrike Huss die Betreuung von Kindern und Jugendlichen übernehmen. Die besorgniserregende Entwicklung zeigt, dass die Kapazitäten für die medizinische Versorgung in der Region stark eingeschränkt werden.
Unzureichende Bedarfsplanung?
Obwohl die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg im Kreis Sigmaringen einen Versorgungsgrad von über 100 Prozent feststellt, ist dies in Anbetracht der bevorstehenden Schließungen schwer nachvollziehbar. Die KV führt dazu aus, dass der Versorgungsgrad für Kinderärzte im Kreis bis jetzt stabil sei, trotzdem bleibt die Unsicherheit über die zukünftige Versorgung. Diese Zahlen umfassen jedoch nicht die aktuellen neuen Entwicklungen, da diese in den Bedarfsplänen bislang nicht berücksichtigt sind.
„Die Feststellung einer Unterversorgung obliegt dem Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen“, erklärt die KV. Hier müssen die Probleme jedoch möglicherweise ignoriert werden, da die offiziellen Statistiken derzeit keine dramatische Unterversorgung aufführen. ,Nach den aktuellen Praxisschließungen wird die Anzahl der Kinderarztsitze im Kreis von 8,25 auf 6,25 sinken. Und während der Versorgungsgrad am 1. September immer noch über 75 Prozent liegen wird, gibt es keine Anzeichen für ein schnelles Handeln seitens der Einrichtung“, ergänzt ein Vertreter der KV.
Bedarfsplanung in der Kritik
Die Bedarfsplanung sorgt für hitzige Diskussionen, denn trotz der unzureichenden Anzahl an Kinderärzten bleibt der Kreis offiziell nicht als unterversorgt klassifiziert. Dies bedeutet, dass weder zusätzliche Praxissitze geschaffen werden, noch Zuschläge für Ärzte in der Region verteilt werden können. Die Kassenärztlichen Vereinigungen können zwar Fördermaßnahmen einleiten, jedoch wird dies in Sigmaringen derzeit nicht als notwendig erachtet.
Das Ziel der Bedarfsplanung ist es, in einem geografischen Gebiet ausreichend medizinische Angebote zu schaffen, und zwar dort, wo sie tatsächlich gebraucht werden. Mit der Gesetzesänderung zur Weiterentwicklung des Kassenarztrechts von 1976 wurde die Basis für diese Planung gelegt. Die aktuelle Lage im Kreis Sigmaringen verdeutlicht jedoch, dass bereits vorhandene Strukturen Gefahr laufen, in Vergessenheit zu geraten.
Ein kleiner Lichtblick findet sich jedoch in Pfullendorf, wo aktuell vier Kinderärzte praktizieren und sogar ein dritter Arzt geplant ist. Diese Erweiterung könnte den Zugang zur medizinischen Versorgung in Pfullendorf nachhaltig verbessern, während die Situation in Sigmaringen und Bad Saulgau weiterhin gespannt bleibt.
Auf die Frage, wie es weitergeht, bleibt nur die Hoffnung, dass der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen bald handeln wird. Die Gesundheitsversorgung für Kinder und Jugendliche muss in der Region aufrechterhalten werden, denn die Kleinsten unter uns verdienen die beste medizinische Betreuung.