Zoff am Bodensee: Gericht entscheidet über umstrittenen Uferweg in Kressbronn

Zoff am Bodensee: Gericht entscheidet über umstrittenen Uferweg in Kressbronn
Der Streit um den begehrten Uferweg in Kressbronn am Bodensee geht in die nächste Runde. Bereits seit über 20 Jahren kämpfen Anwohner gegen die Pläne der Behörden, einen allgemein zugänglichen Weg durch eine Kiesaufschüttung vor ihren Grundstücken zu realisieren. Das Südkurier berichtet, dass der Uferweg Teil eines umfassenden Renaturierungsprojekts am Bodensee ist, das darauf abzielt, das Ökosystem am Ufer zu stärken und den öffentlichen Zugang zu verbessern.
Letzte Woche hob das Verwaltungsgericht Sigmaringen die Klagen der Anwohner ab. Diese hatten auf die Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses gehofft, den sie für veraltet hielten. Das Gericht entschied jedoch, dass der Beschluss rechtmäßig ist und bestätigte die Pläne für den Uferweg. Die Anwohner befürchten weiterhin negative Auswirkungen auf ihr Eigentum und die umliegende Uferlandschaft. Die schriftlichen Urteilsgründe werden in den kommenden Wochen erwartet, danach können Rechtsmittel ergriffen werden, wie SWR Aktuell berichtet.
Historische Hintergründe
Der Bodensee, der sich über eine Länge von 63 km und eine Breite von bis zu 14 km erstreckt, hat eine lange Geschichte bezüglich des Zugangs zum Ufer. Seit den 1980er Jahren fordern die Bürger einen öffentlichen Zugang zum Ufer. In Konstanz wurde bereits 1983 ein Seeuferweg beschlossen, der von der Innenstadt bis zum Hörnle führt. In Überlingen entstanden aufgrund von Abwasserkanalsystemen Promenaden und Uferwege, doch Kressbronn hinkt weiterhin hinterher. Hier wurde 2001 die Renaturierung und der Uferweg geplant, jedoch nur teilweise umgesetzt. Die Uferverteilung zeigt, dass Deutschland über 173 km, die Schweiz 72 km und Österreich 28 km Ufer hat.
Ein Ziel der Renaturierung in Kressbronn ist es, naturnahe Verhältnisse zu schaffen und die Zugänglichkeit des Bodensees zu verbessern. Doch hier prallen die Interessen der Anwohner auf die Pläne der Behörden. Laut Martin Wessels vom Seenforschungsinstitut verhindern Mauern, die durch private Stege und kleine Häfen entstanden sind, einen wichtigen Austausch zwischen dem See und den Landarealen.
Umweltbedenken bei der Renaturierung
Die Diskussion um die Renaturierung wird zusätzlich durch Einschätzungen des BUND-Kreisverbands belebt. Es wurde ein Warnhinweis veröffentlicht, der die Problematik von Kiesaufschüttungen thematisiert. Zwei Studien zeigen, dass Kies durch Wellen und Strömungen verfrachtet wird und dabei wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna gefährdet werden können. Die geforderte Verwendung von Kies als „Renaturierungs-Material“ wird in Frage gestellt, insbesondere nach einem „Runden Tisch Renaturierung“, der im November 2024 stattfand, ohne konkrete Maßnahmen zu beschließen. Ein weiterer Termin ist für das kommende Jahr geplant, um diese wichtigen Anliegen erneut zu erörtern.
Das Wetter hat für die Bürger von Kressbronn gewiss mehr als nur einen politischen Streit gebracht, das Thema betrifft schließlich auch direkt die naturräumlichen Gegebenheiten und die Lebensqualität in der Region. Mit einem regelmäßigen Austausch und informiertem Handeln hoffen die Akteure, die bestmögliche Lösung für alle Betroffenen zu finden und gleichzeitig die ökologische Zukunft des Bodensees zu sichern. Der Weg am Wasser bleibt ein komplexes Thema, das sicherlich noch viele Diskussionen nach sich ziehen wird.