Kati Koivikko erinnert in Bamberg an Ostdeutschlands Geschichten!

Kati Koivikko erinnert in Bamberg an Ostdeutschlands Geschichten!
Wie oft blickt man auf eine Reisefahrt und erkennt plötzlich, dass sie nicht nur eine physische Bewegung war, sondern auch eine der Seelen? So ergeht es Kati Koivikko, einer Finnin, die 1990 als 20-jährige Journalistik-Studentin an die Uni Bamberg kam. In der aufkommenden Verwirrung nach dem Fall der Mauer, die ein Jahr zuvor Deutschland auf den Kopf stellte, hatte sie die Idee eines Buches über die Seelenverwandtschaft zwischen Ostdeutschen und Finnen. Ihre Inspiration dazu? Ein Ausflug mit ihrer Freundin Grit Lehmann, einer Rechtsreferendarin aus Leipzig, in einem gelben Wartburg nach Leipzig, einer Stadt, die für viele Ostdeutsche Sinnbild ihrer Erinnerungen ist. der Fränkische Tag berichtet, dass Kati nun nach Bamberg zurückkehrt, um ihre Erfahrungen in einer Ausstellung schmackhaft zu machen.
Vom 19. Juli bis 27. September wird in der „Scheinbar“ in der unteren Königsstraße 34 ihre Foto-Ausstellung mit dem Titel „Unterwegs mit einem gelben Wartburg“ gezeigt. Begleitet wird die Vernissage durch ein Podiumsgespräch, bei dem Kati Koivikko selbst, moderiert von Professor Barbara Wittmann, mit einer bunten Runde von Menschen aus verschiedenen Generationen diskutieren wird. Geplant ist ein Austausch über die Erinnerungskultur und das Leben in der DDR, ein Thema, das auch die gegenwärtige Gesellschaft noch immer beschäftigt und voneinander trennt.
Einblick in die Vergangenheit
Kati Koivikko bringt nicht nur spannende Geschichten mit – ihr Buch, das 2021 auf Deutsch erschienen ist, trägt die Lebensgeschichten von 28 Menschen vor, während und nach der Wende sowie im wiedervereinigten Deutschland zusammen. Es zeigt, wie sehr individuelle Geschichten von gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt werden. Aber wie steht es um die Erinnerungskultur an diese Zeit?
Die Bundeszentrale für politische Bildung thematisiert, dass nach dem Ende des Nationalsozialismus die Frage nach der deutschen Geschichte und deren Haltepunkten immer wieder aufkommt. Während im Westen eine positive Tradition vor 1945 betont wurde, propaganda die DDR eine „antifaschistisch-demokratische Umwälzung“ ins Feld führt, bleibt der nationalsozialistische Erbe ein brisantes Thema. Die Aufarbeitung dieser dunklen Vergangenheit hat die Gesellschaften in beiden deutschen Staaten immer wieder beschäftigt.
Nachhaltige Wirkung der Wende
Die Faszination für Geschichten aus der DDR und die damit verbundenen Erinnerungen ist in den letzten Jahren gestiegen. Vor allem bei jüngeren Generationen wächst das Interesse. Kati Koivikko und ihre Ausstellung repräsentieren diesen Trend und bieten eine Plattform für Dialog und Austausch. Judy-Marie Prybusch, eine Studierende der Europäischen Ethnologie, und Manfred Wolfgang Clausnitzer, ein Bamberger Autor, werden ebenfalls Teil der Veranstaltung sein und diskutieren, wie die Erinnerung an die Wende und die DDR auch heute noch wirkt.
In dieser besonderen Kultur des Erinnerns geht es nicht nur um die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, sondern auch darum, Brücken zu schlagen und Verständnis zwischen den Generationen zu fördern. Kati Koivikko hat ein gutes Händchen dafür, diese Geschichten lebendig werden zu lassen und schafft es, dass Stimmen gehört werden, die sonst oft im Hintergrund stehen. Nach all den Jahren ist es wichtig, über die eigenen Identitäten und Entwicklungen zu reflektieren und zu verstehen, was uns verbindet, so unterschiedlich unsere Herkunft auch sein mag.
Die Vernissage am 19. Juli um 19 Uhr ist der Auftakt zu einem Diskurs, der nicht nur die Räumlichkeiten der „Scheinbar“ füllt, sondern auch den Geist unserer Zeit berührt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Geschichten und Erinnerungen lebendig werden zu lassen und sich in den Austausch einzubringen.