Erinnerung an 269 Gefallene: Eichstätter Priesterseminar im Krieg

Erinnerung an 269 Gefallene: Eichstätter Priesterseminar im Krieg
Im Eichstätter Priesterseminar wird an die 269 Gefallenen des Zweiten Weltkriegs erinnert. Eine Gedenktafel, die an dieser Stelle aufgestellt wurde, steht symbolisch für die tragische Geschichte des Seminars während dieser dunklen Zeit. Der Zweite Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren, und das Priesterseminar fungierte während dieser kritischen Jahre als Zuflucht für Theologiestudenten, die aus Süddeutschland sowie aus dem Ausland kamen. Auch heute leben erneut vom Krieg betroffene Menschen im Seminar, was die Verbindung zur Vergangenheit noch einmal verstärkt.
Die Universitätsbibliothek des Seminars birgt hunderte von Fotos und Dias aus der NS-Zeit. Diese Dokumente zeigen unter anderem Gottesdienste, Prozessionen und das Leben von Kriegsverwundeten. Zudem diente das Seminar zeitweise als Lazarett, in dem viele Verwundete versorgt wurden. Andreas Bauch, der Subregens von 1934 bis 1947, beschreibt in einer Festschrift drei Phasen der repressiven Nationalsozialistischen Feldzüge gegen die Priesterausbildung, die gründlich die Institution und ihre Klienten betrafen.
Repression und Widerstand im Priesterseminar
Trotz der massiven Repressionen, die von wirtschaftlichen Schwächungen über Diskreditierungen bis hin zu Hausdurchsuchungen durch die Gestapo reichten, wuchs die Zahl der Priesteramtskandidaten im Seminar. Während 1931/32 noch 104 Studenten kamen, stieg die Zahl bis 1937/38 auf 196. Auch die Hörerzahlen an der Hochschule wuchsen vor dem Krieg auf rekordverdächtige 621 im Jahr 1939/40. Doch mit dem Kriegsbeginn wurden viele Studenten zum Wehrdienst einberufen, und die Zahl der Theologiestudenten sank dramatisch.
Bis zur Zeit von 1942/43 waren nur noch 22 schwerverwundete oder kriegsuntaugliche Alumnen im Seminar, in den letzten Kriegsjahren lebten jedoch 136 Studierende im Seminar, darunter alleine 100 litauische Flüchtlinge. Die Anfänge der Beschlagnahmung von Seminargebäuden setzten bereits mit Kriegsbeginn ein, was die Situation weiter erschwerte.
Nach dem Krieg: Erinnerung und Hilfe
Die schwere Zeit endete am 25. April 1945, als amerikanische Truppen kampflos in Eichstätt einrückten. Die Stadt blieb weitgehend unzerstört, doch das Seminar hatte hohe Verluste erlitten. Zwischen 1939 und 1945 fielen 269 Theologen in den Kämpfen, 70 von ihnen gelten bis heute als vermisst. Seitdem hat sich das Seminar bemüht, die Erinnerung an die Verstorbenen wachzuhalten, sei es durch Publikationen, Totengedenken oder diverse Bildungsprojekte. Dazu zählt auch eine geplante Exkursion zur Gedenkstätte Dachau im Rahmen einer Werkwoche, die die Bedeutung der Geschichte für die Gegenwart verdeutlichen soll.
Aktuell wird im Collegium Orientale, das nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ukrainische Flüchtlinge aufgenommen hat, die Thematik Krieg erneut hochaktuell. Viele der Studierenden kommen aus der Ukraine und berichten von den Herausforderungen der aktuellen Situation. Während Priesteramtskandidaten und Geistliche in der Ukraine nicht von der Wehrpflicht befreit sind, übernehmen sie oft die Rolle von Militärseelsorgern, was den Spannungsbogen der Thematik zusätzlich verstärkt.
Mit einem festen Blick in die Vergangenheit und einem offenen Herzen für die Gegenwart leistet das Seminar grundlegende Beiträge zur Bewältigung der Herausforderungen, die der Krieg mit sich bringt. Die Erinnerungen an die Gefallenen sind nicht nur Gedenken, sondern vielmehr auch ein Ansporn, sich für Frieden und Menschlichkeit einzusetzen. Der mittlerweile unter dem ständigen Einfluss des Krieges stehende Lehrbetrieb wird durch den Austausch und die Unterstützung aus der gesamten Gemeinschaft gefördert, um die Lehren der Geschichte zu bewahren.