Neuer Vorsitz im Memminger Stolperstein-Verein: Erinnern, Aufarbeiten, Zukunft!
Am 25.09.2025 fand in Kaufbeuren ein Vortrag zur NS-Euthanasie statt, mit der Wahl eines neuen Vorstands des Vereins „Stolpersteine“.

Neuer Vorsitz im Memminger Stolperstein-Verein: Erinnern, Aufarbeiten, Zukunft!
In Memmingen hat die Jahreshauptversammlung des Vereins „Stolpersteine in Memmingen e.V.“ gestern im Rahmen eines eindrucksvollen Vortrags über ein dunkles Kapitel der Geschichte stattgefunden. Michael von Cranach referierte über das nationalsozialistische Euthanasieprogramm und die fatale Rolle der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren. Diese Versammlung war nicht nur eine Gelegenheit zur Rückschau, sondern auch eine Chance für einen Neuanfang, denn ein neuer Vorstand wurde gewählt, nachdem Rolf Spitz nach dreieinhalb Jahren nicht für eine Wiederwahl antrat.
Die neue Führung unter Dr. Thomas Epple, der als 1. Vorsitzender gewählt wurde, wird ergänzt durch Walter Stenzel als 2. Vorsitzenden und Egon Sterzer als Kassierer. Auch Reinhard Forster als Schriftführer sowie die Beisitzer Jörg Link, Andrea Wanner, Rolf Spitz, Rolf Kleidermann und Simon Stein freuen sich auf die kommenden Herausforderungen. In den letzten eineinhalb Jahren hat der Verein zwölf neue Stolpersteine in Memmingen verlegt, was die Gesamtzahl auf beachtliche 143 Steine an 56 Standorten anhebt.
Die Erinnerungsarbeit geht weiter
Eine zentrale Aufgabe des Vereins ist die Pflege dieser Stolpersteine, die von den Schülern der Staatlichen Realschule übernommen wird. Diese jungen Leute recherchieren Biografien und sorgen dafür, dass die Erinnerungen an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig bleiben. Stolpersteine sind Teil einer viel beachteten Erinnerungsinitiative des Künstlers Gunter Demnig, die dazu dient, die Erinnerung an die 230.000 Menschen, die dem Euthanasieprogramm zum Opfer fielen, wachzuhalten.
Die „Aktion T4“, wie das Euthanasieprogramm auch genannt wird, begann 1939 und führte zur systematischen Tötung von Menschen mit Behinderungen. Ziel der maßgeblichen Akteure wie Philipp Bouhler war es, so genannte „lebensunwerte“ Leben aus der Gesellschaft zu entfernen, da sie als genetische und finanzielle Last angesehen wurden. Dies war der Beginn einer grausamen Periode, die letztlich auch zur späteren Völkermordpolitik der Nationalsozialisten führte.
Eine bleibende Herausforderung
Merkur berichtet, dass Dr. Epple in seiner Ansprache auf die künftigen Herausforderungen hinwies. Diese beinhalten unter anderem die Verlegung weiterer Stolpersteine, die für das Jahr 2027 bereits in Planung sind, sowie die Gewinnung neuer Mitglieder, insbesondere der jüngeren Generation und Frauen. Ein wachsendes Interesse an der historischen Aufarbeitung zeige sich laut Epple auch in der Beobachtung der politischen Lage, die im Hinblick auf die Verlegung neuer Stolpersteine relevant ist.
Das Euthanasieprogramm hat eine enorme Dunkelziffer an Opfern gefordert, die nicht nur körperlich oder geistig behindert waren, sondern auch nicht dem rassistischen Ideal der Nationalsozialisten entsprachen. Historische Schätzungen gehen von über 300.000 Opfern in Deutschland aus. Die Aufarbeitung dieser Geschichte hat erst in den 1970er Jahren richtig begonnen. Heute wird nicht nur in Memmingen, sondern auch in anderen Städten, wie etwa Stadtroda, aktiv an der Erinnerungskultur gearbeitet. Dort etwa wurde eine Stolperschwelle initiiert, die das Gedenken an die Opfer über den Klinikbereich hinaus fördern soll, und die von Dr. Udo Polzer als bedeutend für das öffentliche Bewusstsein hervorgehoben wurde.
Mit all diesen Aktivitäten folgt der Verein einer wichtigen Mission: das Gedächtnis der Opfer zu bewahren und dafür zu sorgen, dass Erinnerungen nicht in Vergessenheit geraten. Auf die neue Website des Vereins können Interessierte unter www.stolpersteine-mm.de zugreifen, um mehr über die laufenden Projekte und die tragische Geschichte der Euthanasie zu erfahren.