Aale-Dieter kämpft gegen den Aussterben der Marktschreier in Hamburg!
Der Hamburger Fischmarkt verliert Marktschreier wie Aale-Dieter; Nachwuchs fehlt, während sich die Kundschaft verändert.

Aale-Dieter kämpft gegen den Aussterben der Marktschreier in Hamburg!
Am Hamburger Fischmarkt gehört der Name Aale-Dieter einfach dazu. Mit mittlerweile 66 Jahren Erfahrung am Stand, lässt sich Dieter Bruhn, bekannt als Aale-Dieter, nicht so schnell unterkriegen – auch wenn die maritimen Marktschreier in der Hansestadt allmählich aussterben. „Wir haben nur noch 6 bis 7 Marktschreier, früher waren es mal 15“, berichtet er und wirft einen besorgten Blick auf die Zukunft des traditionsreichen Marktes. Laut Welt ist der Verlust an Marktschreiern vor allem auf das Alter der Verkäufer sowie den fehlenden Nachwuchs zurückzuführen.
Aale-Dieter, bürgerlich am 21. Januar 1939 geboren, hat sich nie als einfacher Marktschreier gesehen. Für ihn geht es um Unterhaltung, um das Schaffen einer besonderen Atmosphäre. „Ich fange oft vor dem Morgengrauen an, die frischen Aale an meinem Stand am Ufer der Elbe vorzubereiten“, erzählt er. Seine Kunden kommen weiterhin in stabilen Mengen, die Klientel hat sich jedoch verändert. „Die Preise für Aale sind gestiegen. Vor 30 Jahren kostete ein Aal noch etwa die Hälfte dessen, was er heute kostet“, fügt er hinzu. Ein Aal als Zugabe bei größeren Käufen war einst ein beliebter Anreiz, den er auch heute noch nutzt, um den Käufern eine Freude zu machen.
Tradition im Wandel
Die Marktschreier auf dem über 300 Jahre alten Markt haben mit mehreren Herausforderungen zu kämpfen. Vor der Corona-Pandemie zählten die Verkäufer etwa 120, heute sind es nur noch 80 bis 100, wie Dieter Egert, ein Vorstandsmitglied des Landesverbands des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller in Hamburg, erläutert. Der Fischmarkt ohne die einprägsame Stimme von Aale-Dieter und seinen Kollegen könnte an Attraktivität verlieren und nicht mehr das lebendige Flair bieten, das ihn so sehr auszeichnet.
Um die Konkurrenz unter den Marktschreiern zu beleben, sind sie bekannt dafür, sich gegenseitig mit witzigen Sticheleien zu motivieren, wie das Beispiel von Hoffmann zeigt, einem 61-jährigen Marktschreier aus Attendorn. Er bringt seine Kunden mit Lächerlichkeit zum Lachen und lenkt dadurch die Aufmerksamkeit auf seinen Stand. „Bier nach Feierabend mit den anderen Marktschreiern ist Tradition“, lächelt Hoffmann, der auch noch nicht an Rente denkt und seinen Stand solange betreiben möchte, wie es ihm gut geht. „Es ist ein halbes Leben, das ich hier gearbeitet habe“, so der verheißungsvolle Marktschreier, der die Freude im Verkauf und die Bekanntschaften schätzt, die sein Job mit sich bringt, wie berichtet von WDR.
Ein musikalisches Herz
Aale-Dieter hat jedoch nicht nur sein Handwerk perfektioniert. Er hat auch eine musikalische Ausbildung genossen und sogar eine CD mit Schlagern veröffentlicht, die den Titel „Wovon kann ein Mensch denn schon träumen?“ trägt. Diese Leidenschaft für die Musik rundet sein Charisma am Stand ab und bringt das Publikum zum Schmunzeln. Seine außergewöhnlichen Verkaufsstrategien haben ihm bereits mehrere Auszeichnungen wie die von einem angesehenen Magazin eingebracht, das ihn 1989 zu einem der zehn besten Verkäufer Deutschlands kürte.
Während in Hamburg klar wird, dass der Wandel in der Marktschreierszene spürbar ist, bleibt Aale-Dieter ein fester Bestandteil der Fischmarkt-Tradition und erinnert uns daran, dass trotz aller Herausforderungen die Freude an einem frischen Aal und die Kunst des Verkaufens immer lebendig bleiben sollte. „Ich mache einfach weiter“, sagt der 86-Jährige, „solange meine Kunden kommen und lachen.“