Ukrainischer Student in Fulda: Angst vor dem Krieg und neue Hoffnung

Ukrainischer Student in Fulda: Angst vor dem Krieg und neue Hoffnung
Inmitten der Ereignisse rund um den Krieg in der Ukraine hat sich der 21-jährige Maksym Noha aus Tscherkassy entschieden, sein Schicksal in Deutschland zu suchen. Seit März 2025 studiert er an der Hochschule Fulda, wo er vor allem von der internationalen Studierendenschaft und der Größe der Hochschule angezogen wurde. „Der Austausch über das Programm Erasmus+ Weltweit gibt mir die Chance, meine Ausbildung voranzutreiben“, erklärt Noha, der mit seinen Eltern, die beide beim Militär sind, in ständigem Kontakt steht.
Die ständigen Bombenangriffe in der Ukraine haben bei ihm tiefe Spuren hinterlassen. „Man denkt an alles, wenn die Nacht hereinbricht, und es ist schwer zu schlafen“, schildert Noha seine Ängste, seit er hier ist. „Es ist oft so, dass man in seinem Kopf die Schrecken der Heimat erlebt, während man versucht, sich hier im Studium zu integrieren.“ Rund 10.000 ukrainische Studierende suchten vor dem Krieg in Deutschland eine Ausbildung, im Jahr 2021 waren es bereits über 8.200. Die Zahlen steigen seit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 erheblich an.Die Hochschulen haben reagiert und sich durch Angebote wie kostenlose Sprachkurse sowie psychologische Beratungen bestens auf die Bedürfnisse der ukrainischen Studierenden eingestellt.
Hochschulpartnerschaften und Integration
Die Hochschule Fulda ist zudem aktiv in der Unterstützung ihrer Partneruniversitäten in der Ukraine. Nach einem verheerenden Raketenangriff auf die Partneruni in Sumy erhielt diese dringend benötigte Hilfe. Dies zeigt das Engagement der Hochschule, nicht nur Bildung zu fördern, sondern auch in schwierigen Zeiten Beistand zu leisten. Noha ist überrascht über die positive Aufnahme in Deutschland, musste jedoch feststellen, dass die Bürokratie eine ganz andere Herausforderung darstellt. „Ich dachte, hier würde alles einfach sein. Aber die Bürokratie ist ein echter Bremsklotz“, sagt er.
Vor der Einschreibung in ein Studium müssen viele ukrainische Studierende, wie etwa Maria Lysenko und Iryna Bondarenko, Sprachkurse absolvieren, da die Integration in das deutsche Hochschulsystem oft nicht ohne die Beherrschung der Sprache klappt. Auch die Anerkennung von Studienleistungen und die Beantragung von Sozialleistungen sind Hürden, die viele überwinden müssen. Während einige die akademische Herausforderung als Chance sehen, die Situation in der Heimat treibt viele zum Nachdenken über ihre Zukunft.
Emotionale Belastung und Unterstützung
Emotionale Belastungen sind für ukrainische Studierende hoch. Alle berichten von der ständigen Zerrissenheit zwischen dem deutschen Alltag und der Sorge um die Familien in der Ukraine. Viele von ihnen arbeiten neben dem Studium, um sich selbst und ihre Angehörigen bestmöglich zu unterstützen. „Ich fühle mich oft zwischen zwei Welten gefangen“, gestand Noha. „Die Freundschaften hier sind wichtig, aber die Realität in der Ukraine bleibt präsent.“ Deutsche Hochschulen bieten mittlerweile umfassende Unterstützung an, von psychologischen Beratungen über flexible Prüfungsregelungen bis hin zu speziellen Notfallfonds.
Noha plant, in Deutschland zu bleiben und denkt nicht daran, in die Ukraine zurückzukehren. Der Gedanke an eine mögliche Einberufung lässt ihn zögern. „Vielleicht kann ich einmal helfen, meine Heimat wiederaufzubauen, doch jetzt konzentriere ich mich auf mein Studium hier“, sagt der junge Mann, der trotz aller Schwierigkeiten seine akademischen Ambitionen nicht aus den Augen verliert. Währenddessen erleben viele ukrainische Studierende in Deutschland eine Kultur des Miteinanders, indem sie die ukrainische Identität durch Veranstaltungen, Filmabende und Netzwerke feiern.
Für Maksym Noha und viele seiner Kommilitonen ist die akademische Ausbildung mehr als nur ein Studium – es ist eine Chance, sich auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten und einen Beitrag zum Wiederaufbau ihrer Heimat zu leisten, wenn der Frieden zurückkehrt.