Geothermie in Hessen: Hitze als Lösung für die Energiewende?

Geothermie in Hessen: Hitze als Lösung für die Energiewende?
In einer Zeit, in der die Bekämpfung des Klimawandels immer dringlicher wird, drängt das Hessische Landesenergieministerium auf den Ausbau der Geothermie. Diese Form der Energiegewinnung nutzt die Erdwärme, die theoretisch überall verfügbar ist und unabhängig von Witterung und Jahreszeit funktioniert. Ein klarer Vorteil: Geothermie benötigt im Vergleich zu Solarparks, Windrädern und Wasserkraftwerken viel weniger Fläche. Dies könnte in hochverdichteten Regionen wie Frankfurt von großem Nutzen sein.
Besonders vielversprechend ist der Oberrheingraben, der von der Schweiz bis nach Frankfurt verläuft. Hier sind die Voraussetzungen für Tiefengeothermie optimal, da die Technologie Bohrungen bis in mehrere Kilometer Tiefe erfordert, um die Wärme effizient nutzen zu können. Dennoch ist die Geothermienutzung nicht ohne Risiken: Missratene Bohrungen oder eine schlechte Datenlage können schnell zum Fündigkeitsrisiko führen, das besagt, dass ein geothermisches Reservoir nicht in ausreichender Menge oder Qualität erschlossen werden kann. Geothermie.de erläutert, dass dieses Risiko eng mit der thermischen Leistung (P), der Förderrate (Q) und der Temperatur (T) des Wassers verbunden ist.
Geothermische Entwicklungen in Hessen
Die Zahlen sprechen für sich: Ende 2023 waren in Hessen rund 9.900 Erdwärmesonden in Betrieb, und eine aktuelle Probebohrung in Frankfurt in eine Tiefe von 1.060 Metern hat hohe Untergrundtemperaturen von bis zu 61 Grad gemessen. Diese Entwicklungen zeigen das enorme Potenzial der Geothermie, die die menschlichen Energiebedürfnisse bei weitem übersteigen kann. Der NABU hebt hervor, dass geothermische Energie nahezu emissionsfrei Strom, Wärme oder Kälte erzeugt.
Das Hessische Energieministerium plant, eine Fündigkeitsversicherung im Rahmen eines KfW-Programms einzuführen, um das Risiko unzureichender Ergebnisse zu minimieren. Diese Maßnahme könnte die Scheu der Investoren verringern, die oft aufgrund hoher Erschließungskosten, insbesondere für Bohrungen, zögern. In Deutschland muss für die Nutzung der Geothermie oft bis zu zwei Kilometer tief gebohrt werden, um geeignete Temperaturen zu erreichen.
Ökologische Bedenken und Chancen
Doch nicht alles ist Gold, was glänzt. Umweltverbände wie der BUND warnen vor möglichen negativen Auswirkungen auf das Grundwasser durch den Einsatz von Wärmepumpen. Bisher fehle es an einer kontinuierlichen Überwachung der Grundwassertemperaturen, was die Situation zusätzlich kompliziert. Eine sorgsame Planung und Überwachung sind unerlässlich, um Mensch, Natur und Umwelt nicht zu belasten.
Die Geothermie hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und wird insbesondere in größeren Gebäuden effizient zur Beheizung und Klimatisierung eingesetzt. Ein schönes Beispiel dafür ist die Nutzung von Wärmepumpen in Kombination mit Erdwärmesonden, die nicht nur den Energiebedarf decken, sondern auch lokale Wärmenetze speisen können. Über 440.000 Anlagen zur oberflächennahen Geothermie sind in Deutschland im Einsatz, was das große Potenzial dieser Energieform unterstreicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Geothermie in Hessen und darüber hinaus eine vielversprechende Rolle in der Energiewende spielen könnte. Mit dem richtigen Fokus auf Forschung und Entwicklung, gepaart mit einer verantwortungsvollen Planung, kann dieses Naturphänomen genutzt werden, um den Energiebedarf nachhaltig zu decken und den Klimaschutz voranzutreiben. Schließlich ist die Erde voller Wärme – und es ist höchste Zeit, dass wir sie gewinnbringend verwenden.