Gießens Traditionsgeschäfte schließen: Aufbruch oder Untergang?
Gießens Traditionsgeschäfte schließen: Aufbruch oder Untergang?
Gießen, Deutschland - In Gießen zeigen sich die ersten Anzeichen eines Wandels im Einzelhandel: Gleich mehrere Traditionsgeschäfte mussten schließen. Dazu zählen das Modehaus Schlüter nach 130 Jahren, das Schuhhaus Darré nach über 90 Jahren, Blumen Corso nach 66 Jahren und das Fotoatelier Susanne Hofmann, das 30 Jahre lang in der Stadt war. Alle betroffenen Läden waren inhabergeführt und sehen keine Zukunft mehr in der Innenstadt. Trotz dieser bedenklichen Entwicklungen bleibt Citymanager Stefan Krause-Santiago optimistisch. Er betont, dass alteingesessene Geschäfte sich kontinuierlich neu erfinden müssen, um im Wettbewerb bestehen zu können. Gießens Innenstadt bleibt für Unternehmen attraktiv, auch wenn die Schließungen Emotionen auslösen und zu einem gewissen Imageverlust führen.
Im vergangenen Jahr wurden jedoch mehr als 20 neue Geschäfte eröffnet oder größere Reinvestitionen getätigt. So hat Douglas eine Vollmodernisierung durchlaufen, und Go Asia hat in eine erstklassige Lage umgesiedelt. Bald eröffnet die dänische Kette Søstrene Grene eine Filiale, und zwei neue Vintage-Läden sprechen modebewusste junge Kunden an. Für das Blumen Corso, das am meisten von dem Wandel betroffen ist, haben sich bereits fünf Interessenten gemeldet. Das zeigt, dass die Nachfrage nach Immobilienflächen in der Innenstadt weiterhin stark ist.
Miet- und Kaufpreise im Überblick
Ein Blick auf die Mietpreise zeigt, dass die Mieten in der Gießener Innenstadt derzeit in der 1A-Lage zwischen 40 und 50 Euro pro Quadratmeter liegen. Im Vergleich zu den Jahren 2010 bis 2024 sind die Immobilienpreise in diesen Spitzenlagen sogar um bis zu 15 Prozent gesunken. Für Gewerbeimmobilien müssen Mieter im Durchschnitt mit 25 Euro pro Quadratmeter für Einzelhandel und Gastronomie sowie 14 Euro für Büro- und Praxisflächen rechnen. Auch wenn die Mieten in den 1B-Lagen kaum verändert bleiben, zeigen die Statistiken eine erhebliche Preisdifferenz zu den Toplagen.
- Einzelhandel & Gastronomie: 25,00 € / m²
- Büro & Praxis: 14,00 € / m²
- Lager & Produktion: 6,00 € / m²
Besonders in 1A-Lagen können die Preise jedoch deutlich höher ausfallen: Hier können Mieten bis zu 105 Euro pro Quadratmeter erreicht werden. Kaufpreise für Gewerbeimmobilien sind ebenfalls hoch, so zahlt man in besten Lagen bis zu 22.587,60 Euro pro Quadratmeter. Ein Gesamtüberblick der Preisentwicklung wird durch miete-aktuell.de ermöglicht.
Marktentwicklungen im Einzelhandel
Die Gießener Innenstadt ist, trotz der Herausforderungen, nach wie vor ein Ort hoher Lebensqualität und Erlebnis für die Kunden. Die Erreichbarkeit ist optimal, und die Parkhäuser sind gut gelegen. Jedoch wird die Erreichbarkeit des Forums in Wetzlar als ernstzunehmende Konkurrenz wahrgenommen. Die Kundenfrequenz hat sich jedoch noch nicht wieder auf das Niveau vor der Corona-Pandemie zurückbewegt. Krause-Santiago sieht jedoch Potenzial in der städtischen Entwicklung. Geplant ist, die Einzigartigkeit der Innenstadt stärker herauszuarbeiten und neue Unternehmen, wie beispielsweise große Einzelhandelsketten oder einen hochwertigen Supermarkt, anzuziehen.
Die Leerstandsquote in Gießen liegt aktuell bei etwa 9,6 Prozent, was im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt eine positive Entwicklung darstellt. Auf Grund der zahlreichen neuen Ideen und Expansionsstrategien ist und bleibt die Innenstadt auch für Investoren interessant. Zugleich zeigt die Analyse von proreales.de die anhaltenden Trends: Die Mietpreise im Einzelhandel zeigen eine stabile Entwicklung in 1A-Lagen, während in Randlagen Tendenzen zu Mietabschlägen zu beobachten sind.
Gießen hat ein junges Publikum und ein großes Einzugsgebiet, was zur Optimismus des Stadtmanagements beiträgt. Ob der Wandel im Einzelhandel letztlich positive Impulse bringt, bleibt abzuwarten. Eines steht jedoch fest: Die Gießener Innenstadt hat noch viel zu bieten.
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Ort | Gießen, Deutschland |
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