Sommer im Schnee: Wintereinbruch überrascht Hüttenwirt in den Alpen
Niklas Meibert vom Hannoverhaus in Kassel erlebt unerwarteten Wintereinbruch mit 20 cm Neuschnee in Kärnten während des Sommers.

Sommer im Schnee: Wintereinbruch überrascht Hüttenwirt in den Alpen
Stellen Sie sich vor, mitten im Sommer einen unerwarteten Wintereinbruch zu erleben. Genau das ist Niklas Meibert, dem Hüttenwirt des Hannoverhauses im Kärntner Ankogels, passiert. Am Dienstag dieser Woche fielen dort rund 20 Zentimeter Neuschnee auf 2565 Metern Höhe, und das in einem Monat, der eigentlich der Wärme und dem Wandern gewidmet ist. Laut Merkur war der Überraschungseffekt groß, nachdem im Juni zahlreiche Altschneefelder bereits geschmolzen waren.
Der Wintereinbruch kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt. „Wir mussten den Betrieb vorübergehend einstellen“, so Meibert. Ein neuer Mitarbeiter aus Hessen konnte aufgrund des stürmischen Wetters und des Schneefalls nicht mit der Seilbahn hinauf fahren. Während einige Gäste sich die Gelegenheit nutzten, um einen Schneemann zu bauen, erlebten viele andere die Enttäuschung von Stornierungen. Auch die Qualität des Schnees – nass und seifig – erschwert die Bedingungen für Wanderungen.
Wetterkapriolen und ihre Folgen
Was bedeutet dieser plötzliche Wintereinbruch für die Region? Diese Wetterkapriolen stehen im Zusammenhang mit den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Alpenregion. Wie eine Studie im „International Journal of Climatology“ zeigt, ist der Schneefall in den Alpen in den letzten hundert Jahren um etwa ein Drittel zurückgegangen. Insbesondere seit den 1980er Jahren, wo die Durchschnittstemperaturen um etwa ein Grad Celsius gestiegen sind, fallen Niederschläge nicht mehr so häufig als Schnee, sondern zunehmend als Regen, selbst in höheren Lagen, wie der taz berichtet.
Durch diese Veränderungen sind nicht nur Wintersportler betroffen, auch die Umwelt leidet. Laut Bund Naturschutz haben die sich verändernden Schneeverhältnisse auch Auswirkungen auf die Vegetationsperioden und Gletscher. „Die Bergwelt reagiert sehr empfindlich auf diese klimatischen Veränderungen“, sagt ein Experte. Größere Schneemengen und plötzliche Temperaturwechsel erhöhen die Gefahr von Nassschnee-Lawinen und die Wahrscheinlichkeit von Murenabgängen, die zu großen Verwüstungen führen können.
Ein Sommer ganz anders
Der Sommer, der für das Hannoverhaus und die umliegende Region normalerweise eine Zeit voller Wanderfreuden ist, hat sich heuer als herausfordernd erwiesen. Niklas Meibert, der im letzten Jahr ähnliche wetterbedingte Schließungen miterlebt hat, als im September zwei Meter Neuschnee fielen, wird auch dieses Mal nicht umhin kommen, sich den Gegebenheiten anzupassen. Die Hütte, die Platz für etwa 50 Gäste bietet und von Ende Dezember bis Ende März sowie von Juli bis Ende September geöffnet ist, hat ihre Pforten nun geschlossen, bis sich die Wetterverhältnisse verbessern.
Die Seilbahnstation, nur zehn Minuten entfernt, zieht tagsüber rund 300 Besucher an, doch so lange die Wetterbedingungen unberechenbar bleiben, wird das Hannoverhaus auf ein gutes Business verzichten müssen. Ob und wann der Sommer zurückkehrt, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Die Natur hat ihren eigenen Rhythmus, und manchmal geschieht alles anders als man denkt.