Marburg-Cappel: Kläranlage wird teurer – EU droht mit hohen Strafen!

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Marburg plant den Ausbau der Kläranlage in Cappel bis 2033 zur Erfüllung neuer EU-Vorgaben zur Wasserreinigung.

Marburg plant den Ausbau der Kläranlage in Cappel bis 2033 zur Erfüllung neuer EU-Vorgaben zur Wasserreinigung.
Marburg plant den Ausbau der Kläranlage in Cappel bis 2033 zur Erfüllung neuer EU-Vorgaben zur Wasserreinigung.

Marburg-Cappel: Kläranlage wird teurer – EU droht mit hohen Strafen!

In Marburg-Cappel, tut sich was – und das nicht im positiven Sinn für die Bürger: Die städtische Kläranlage muss bis 2033 erheblich erweitert werden, um die neuen EU-Vorgaben zu erfüllen. Hintergrund sind strikte Anforderungen, die einen besseren Schutz der Gewässer vor Abwasserverschmutzung unter dem neuen EU-Recht fordern. Laut op-marburg.de sieht die geplante Erweiterung die Einführung einer vierten Wasserreinigungsstufe vor, die gezielt Kleinstverunreinigungen, Mikroplastik sowie Rückstände von Medikamenten und Reinigungsmitteln herausfiltern soll.

Viel wird im Vorfeld über die finanziellen Folgen diskutiert. Die Kosten für die Sanierung sind zwar noch unklar, doch ein Blick auf ähnliche Projekte in Deutschland macht deutlich: Die Kläranlage in Mörfelden-Walldorf brauchte beispielsweise 11 Millionen Euro, was zu einer durchschnittlichen Gebührensteigerung von 30% führte. Auch die Kläranlage in Langen erfordert bis 2028 etwa 16 Millionen Euro. Dabei müssen Pharmaunternehmen nach EU-Vorgabe künftig mindestens 80% der Kosten tragen – ein Thema, das prompt für stirnrunzeln wirkt, denn die betroffenen Hersteller warnen bereits vor negativen Folgen für die Industrie und die Arzneimittelversorgung. Aber wer genau sind die Hauptverursacher der Mikroschadstoffe? Die Antwort ist einfach: 92% stammen aus dem Pharmasektor und Kosmetikbereich, was auch von umweltbundesamt.de bestätigt wird.

Herausforderungen für die Kommunen

Die fortschreitende Einführung der Kommunalabwasserrichtlinie (KARL), die am 1. Januar 2025 in Kraft trat und die bisherigen Regelungen ersetzt, fordert von über 150 Kläranlagen in Deutschland substantielle Modernisierungen bis 2045. Die Verantwortlichen müssen nun Anstrengungen unternehmen, um die vorgeschriebenen Abwassermanagementpläne zu erstellen und die Effizienz der Kläranlagen zu steigern.

Das Abwasser wird in Marburg von Pharmaserv entsorgt, einem Unternehmen, das besonderen Wert auf umweltfreundliche Praktiken legt. Bei dem angekündigten Ausbau der Kläranlage werden die täglichen Abläufe und die Abwassermengen genauer unter die Lupe genommen, insbesondere die zwölf spezifischen Spurenstoffe, die untersucht werden sollen. Dabei bleibt zu beachten, dass Stoffe wie Glyphosat und DTPMP von der Analyse ausgeschlossen sind.

Der Weg in die Zukunft

Insgesamt gilt es, einen Umweg über neue Verfahren zu gehen, die Kosmetik- und Arzneimittelrückstände effizient aus dem Abwasser zu filtern. Hier stehen Technologien wie Ozonung und Aktivkohlebehandlung auf dem Plan. Der Weg dorthin wird nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch des Willens sein, die notwendigen Änderungen strukturiert und nachhaltig umzusetzen.

Marburgs Bürger und Unternehmen sollten sich also auf eine Reihe von Herausforderungen vorbereiten, wenn die klaren Vorgaben aus Brüssel in den kommenden Jahren Stück für Stück in nationales Recht gegossen werden – und dabei bleibt zu hoffen, dass die zusätzliche Finanzierung durch die Industrie nicht nur auf dem Papier steht. Immerhin geht es um nichts Geringeres als die Gesundheit unserer Gewässer und damit auch um den Erhalt unserer Umwelt. Wenn ab 2033 die vierte Reinigungsstufe zum Standard gehört, wird sich zeigen, ob die hohen Erwartungen gehalten werden können und ob die Kosten gerecht aufgeteilt werden.