Dialog über den geheimnisvollen Flügelaltar in Schotten!

Dialog über den geheimnisvollen Flügelaltar in Schotten!
Pfarrer Udo Heuermann hat sich wahrlich ins Zeug gelegt und lud kürzlich zu einem spannenden kunsthistorischen Dialog über den Flügelaltar der Liebfrauenkirche in Schotten ein. Dieses eindrucksvolle sakrale Werk der Gotik hat nicht nur Fachleute, sondern auch kunstinteressierte Bürger zu einer Entdeckungsreise eingeladen. Der Altar, dessen Maler und die Bildhauerwerkstatt der Marienplastik unbekannt bleiben, dürfte im späten 14. Jahrhundert entstanden sein und weist klare Einflüsse aus der böhmischen, westfälischen und mittelrheinischen Kirchenmalerei auf, wie fnp.de berichtet.
Ein besonderes Augenmerk galt dabei der Festtags- und Passionsseite des Altars. Hier entblößt sich die Kunst in voller Pracht. Heuermann stellte seinen kürzlich veröffentlichten Kunstführer vor, der auf interessante Details hinweist und die Festtagsseite zeigt Momente aus dem Marienleben und der Kindheitsgeschichte Jesu, die zwar motivisch zweigeteilt, jedoch nicht chronologisch geordnet sind. Eine Schlüsselszene bildet das Bild 7, das die bemerkenswerte Begegnung von Maria und Elisabeth zeigt, wobei die werdenden Mütter ihre Kinder sichtbar im Bauch tragen. Es ist eine berührende Darstellung der Solidarität zwischen den beiden Frauen in verschiedenen Lebenslagen.
Ein faszinierendes Kunstwerk
Der Flügelaltar selbst besteht aus einem festen Mittelteil, dem sogenannten Schrein, und beweglichen Flügeln, die geöffnet und geschlossen werden können. Diese Form, die auch als Klappaltar oder Wandelaltar bekannt ist, ermöglicht eine beeindruckende Wandlung der sichtbaren Elemente, wie auch die Wikipedia deutlich macht (Wikipedia). An solchen Altären können Reliquien aufbewahrt werden, was ihre Bedeutung in der Liturgie unterstreicht. Vom späten 15. Jahrhundert an erfreuten sich Antwerpener und Brüsseler Werkstätten großer Beliebtheit, die diese Kunstwerke europaweit exportierten.
Während der Veranstaltung entdeckten die Teilnehmer viele neue Details und Bezüge in den Bildfolgen. Besonders die Unterschiede zwischen der Festtags- und der Passionsseite sorgten für Diskussionen. Heuermann erklärte, dass diese Unterschiede nicht nur in der Farbgebung, sondern auch in der Bildfläche liegen und dass der Altar als herausragendes Kunstwerk der Liebfrauenkirche betrachtet werden sollte. Der Kunstführer „Hochaltarretabel der Liebfrauenkirche Schotten“ ist derweil im Verlag Schnell-Steiner erschienen und erfreut sich bereits großer Beliebtheit.
Kunst und Community
Für kunstbegeisterte Bürger gibt es zudem die Möglichkeit, an regelmäßig stattfindenden Führungen durch die Liebfrauenkirche teilzunehmen, die von Ehrenamtlichen geleitet werden. Diese Führungen finden dienstags bis sonntags von 15 bis 16 Uhr statt; eine Voranmeldung im Gemeindebüro ist jedoch empfehlenswert. Der Flügelaltar, wie er im Dialog vorgestellt wurde, zeigt, wie auch zeitgenössische Kunstgeschichtsforscher darstellen, eine spannende Brücke zur Gegenwart und eröffnet neue Perspektiven der Auseinandersetzung mit religiöser Kunst.
Ein Blick auf die Kunstgeschichte in unserer Region ist nicht nur lehrreich, sondern auch eine Einladung, sich mit der eigenen Kultur und Geschichte auseinanderzusetzen. Das Engagement von Pfarrer Heuermann zeigt eindrucksvoll, dass der Dialog über Kunst ein lebendiger Teil unserer Gemeinschaft sein kann.