Nidda gedenkt der Pogromnacht: Schüler sprechen gegen Antisemitismus!
In Nidda gedenkten Schüler und Bürger am 87. Jahrestag der Reichspogromnacht an die Opfer des Antisemitismus und forderten Solidarität.

Nidda gedenkt der Pogromnacht: Schüler sprechen gegen Antisemitismus!
In Nidda wird am 10. November 2025 der 87. Jahrestag der Reichspogromnacht mit einer bewegenden Gedenkstunde begangen. Bürgermeister Thorsten Eberhard (CDU) begrüßte zahlreiche Bürger, darunter die Stadtverordnetenvorsteherin Adelheid Spruck sowie Hildegard Schiebe, die Leiterin des Jüdischen Museums. Ein Herzstück der Veranstaltung war die Mitgestaltung durch Schüler der Altenburgschule, die sich aktiv mit dem sensiblen Thema Antisemitismus auseinandersetzten. Schulleiterin Kerstin Schmidt, die Fachbereichsleiterin Fadime Öksüz und die Referendarin Melis Firat waren ebenfalls anwesend.
Im Rahmen der Zeremonie wurden Kerzen entzündet und vor einem Mahnmal niedergelegt. Eberhard erinnerte eindringlich an die Geschehnisse des 9. November 1938, als in Deutschland Synagogen brannten und unzählige jüdische Menschen misshandelt, verhaftet oder getötet wurden. Er verwies auf die grausame Vorbereitung der Shoah und die Ermordung von sechs Millionen Menschen, eine historische Zäsur, die nicht in Vergessenheit geraten darf. So wurde ein konkretes Beispiel einer jüdischen Familie aus Köln angeführt, deren Geschäfte geplündert und deren Angehörige verfolgt wurden, was die Schrecken jener Zeit anschaulich machte. Die Kinder dieser Familie entkamen in letzter Minute nach England, während die Eltern später ermordet wurden.
Verantwortung für die Zukunft
Besonders eindrucksvoll war der Beitrag von Margot Friedländer, einer Überlebenden des Holocausts, die betonte: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschehen ist, aber ihr seid verantwortlich dafür, dass es nicht wieder geschieht.“ Schülerinnen der Klasse 10b stellten den Zuhörern wichtige Fragen zur Verantwortung des Erinnerns und forderten ein entschiedenes Plädoyer gegen Antisemitismus, Rassismus sowie für Respekt und Solidarität.
Die Gedenkstunde erinnerte nicht nur an die Opfer, wie eben Emanuel Eckstein, der durch Jugendliche gehetzt und ermordet wurde, sondern auch an die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die jeder Einzelne trägt. Im Park von Nidda befindet sich ein Gedenkstein, der an 17 vertriebene jüdische Familien erinnert, und Stolpersteine in der Stadt setzen außerdem Zeichen gegen das Vergessen.
Aktuelle Lage und steigende Bedrohungen
Wie die hessenschau berichtet, ist jüdisches Leben in Deutschland derzeit starkem Druck ausgesetzt. Antisemitische Vorfälle in Hessen stiegen im Jahr 2024 um rund 75 % im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden 926 Vorfälle gemeldet, und die Situation hat sich seit dem Terrorangriff am 7. Oktober 2023 weiter zugespitzt. Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) plädiert für entschlossenes Vorgehen gegen Antisemitismus und fordert, die Erinnerungsarbeit fortzusetzen, damit sich die Gräuel der Vergangenheit nicht wiederholen.
Die Veranstaltung in Nidda war somit nicht nur eine Ehrung der Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf zum Handeln für die Gegenwart und Zukunft. Dank der engagierten Schülerinnen und Schüler auf der Bühne sowie der Redner wurde ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt. Der Bürgermeister bedankte sich am Ende herzlich bei allen Beteiligten für ihr Engagement und die aktive Teilnahme an diesem wichtigen Gedenken.