Zentrum kämpft um Mitbestimmung bei VW in Isenbüttel – Ist das gerecht?

Zentrum kämpft um Mitbestimmung bei VW in Isenbüttel – Ist das gerecht?
In Isenbüttel, nahe Gifhorn, sorgt die Arbeitnehmerorganisation „Zentrum“ für Aufregung bei Volkswagen (VW). Der Verein, der eng mit der AfD verbunden ist, hat den Plan gefasst, bei VW aktive Vertrauensleute im Betrieb zu wählen. Dies berichtet News38, unter Berufung auf die neuesten Entwicklungen. Das Ganze ist allerdings nicht so einfach, denn VW blockiert die Vorhaben von Zentrum vehement und bezeichnet den Verein als keine tariffähige Gewerkschaft.
Diese Argumentation hat zur Folge, dass Zentrum die gewünschten gesetzlichen Sonderrechte nicht in Anspruch nehmen kann. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der angeblichen Mitgliederbasis. VW bezweifelt stark, dass Zentrum am Standort Isenbüttel über Mitglieder verfügt. Zentrum hingegen behauptet, dass sie unter den etwa 150 Beschäftigten des Werks sechs Mitglieder haben. Diese Information wollten sie bei einem Kammertermin in Braunschweig belegen. Der Kampf um die Anerkennung ist intensiv, und Zentrum-Chef Oliver Hilburger zeigt sich optimistisch, erinnernd an bereits erfolgreiche Wahlen von Vertrauensleuten in anderen Betrieben wie Daimler und BMW.
Gerichtliche Auseinandersetzung mit VW
Der Konflikt zwischen Volkswagen und Zentrum hat nun eine neue Wendung genommen: Zentrum hat Klage beim Arbeitsgericht Braunschweig eingereicht. Ziel der Klage ist es, endlich Zugang zum Betrieb in Isenbüttel zu erlangen, um die geplanten Vertrauensleutewahlen durchzuführen. Die Gespräche in der Kammer am Donnerstag führten jedoch zu keiner Einigung. Ein Urteil wird am 21. August erwartet. Wie mz.de berichtet, bleibt der Ausgang dieser Auseinandersetzung daher spannend.
Der AfD-nahe Verein ist nicht das erste Mal im Fokus. Er wurde 2009 als „Zentrum Automobil“ im Mercedes-Benz-Werk in Stuttgart gegründet und hat seither in verschiedenen Unternehmen, darunter auch Daimler und BMW, erfolgreich Vertrauensleutewahlen organisiert. Sowohl die rechtliche als auch die praktische Anerkennung von Zentrum in der Gewerkschaftslandschaft ist jedoch alles andere als gesichert.
Hintergründe zur Gewerkschaftslandschaft in Deutschland
Die Situation von Zentrum ist auch im Kontext der deutschen Gewerkschaften zu betrachten. Laut Wikipedia ist der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die größte Dachorganisation von Mitgliedsgewerkschaften in Deutschland, und vereint mittlerweile rund 5,6 Millionen Mitglieder. Der DGB ist nicht nur ein großer Spieler, sondern hat auch einen bedeutenden Einfluss auf die Arbeitsbedingungen in vielen Branchen. Die AfD-nahe Organisation, die den direkten Wettbewerb zu den etablierten Gewerkschaften sucht, plant, deren Einfluss zu brechen und sogar die Mitgliederzahl der DGB-Gewerkschaften erheblich zu verringern.
Während die Mitgliederzahlen der DGB-Gewerkschaften in den letzten Jahren zurückgegangen sind, bleibt die Frage, wie sich neue Strömungen wie Zentrum langfristig etablieren können. Besonders bemerkenswert ist, dass Vertrauensleute, die zentrale Ansprechpartner im Betrieb sind, aktuell kein gesetzlich geregelter Begriff im deutschen Arbeitsrecht sind, was die Sache weiter kompliziert.
Die Diskussion um die Arbeitervertretung bleibt also hitzig und könnte, je nach Ausgang der Klage, weitreichende Folgen für die Arbeitnehmer und die Strukturen in deutschen Unternehmen haben. In Isenbüttel könnte sich bald entscheiden, ob Zentrum den Fuß in die Tür bekommt.