Rolfshagen verliert traditionsreiche Hausschlachterei nach 20 Jahren!

Rolfshagen verliert traditionsreiche Hausschlachterei nach 20 Jahren!
In einer bemerkenswerten Wende für die Dorfgemeinschaft in Rolfshagen, wird der Verkaufswagen der renommierten Hausschlachterei Straßberger ab Donnerstag, dem 10. Juli, nicht mehr vor Ort stehen. Nach über 20 Jahren treuer Dienstzeit sieht die Inhaberin Bettina Straßberger keinen wirtschaftlichen Sinn mehr in der Fortführung ihres Angebots in der kleinen Gemeinde – ein herber Verlust für viele Einwohner. Während am Vormittag oft bis zu zwei Stunden lang die Kunden Schlange standen, hat sich die Situation ab Mittag dramatisch verändert. „Kaum noch jemand kommt“ so Bettina, und das hat auch damit zu tun, dass viele Stammkunden, insbesondere ältere Bürger, nicht mehr mobil sind oder verstorben sind. Dies machte die Beobachtungen der letzten sechs Monate deutlich: Die Kundenfrequenz gibt keinen Grund zur Hoffnung.
Die Entscheidung zur Schließung ist nicht leicht gefallen und wurde nach einer intensiven Analyse der Entwicklungen getroffen. Zuvor gab es bereits Gespräche über eine mögliche Übernehmung eines Verkaufswagens auf dem Wochenmarkt in Minden, nachdem dort ein Kollegen in den Ruhestand gegangen ist. Der Verlust der Nahversorgung in Rolfshagen ist nun nicht nur ein Schlag für die Fleischliebhaber, sondern bedeutet auch, dass die letzte Möglichkeit, frische Wurst und Fleisch zu kaufen, wegfällt. Der einzige verbliebene Anlaufpunkt für alltägliche Besorgungen ist der Dorfladen von Jucinete Pinheiro, besser bekannt als Netti.
Die Bedeutung der regionalen Anbieter
Es zeigt sich einmal mehr, wie wichtig lokale Anbieter für die Dorfgemeinschaften sind. Robert Siedentopf, ein Fleischermeister aus der Region, hat sich ebenfalls der Herstellung von Wurst verschrieben und bietet eine breite Palette an Hausmacher-Wurstsorten. Sein Motto „Wurst vom Bauernhof“ spiegelt die Wertschätzung für traditionelle Herstellungsmethoden wider, die in der heutigen Zeit hoch im Kurs stehen. Mit über 100 Produkten und saisonalen Besonderheiten sorgt er dafür, dass auch in Zeiten von Lieferengpässen eine zuverlässige Versorgung bleibt.
Doch neben dem Genuss von Wurst und Fleisch müssen wir auch einen kritischen Blick auf die Auswirkungen unseres Konsums werfen. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass die Fleischproduktion erheblich zur Klimakrise beiträgt. Besonders in den entwickelten Ländern ist der Viehsektor verantwortlich für 14,5% der globalen Treibhausgasemissionen, was die Umweltrisiken unserer Essgewohnheiten verdeutlicht. Diese Erkenntnisse sind wichtig, um alternative Lösungen zu finden, die sowohl nachhaltig als auch gesund sind. Der Wasserverbrauch für die Fleischproduktion ist erheblich, und Studien zeigen, dass es für die Herstellung von 1 kg Rindfleisch stolze 15.700 Liter Wasser benötigt.
Ein Ausblick auf die Zukunft
Im Hinblick auf die schwindende Auswahl an lokalen Anbietern und die damit verbundene Abschottung solcher Gemeinden muss die Diskussion über den Fleischkonsum und seine Folgen neu aufgerollt werden. Bewusste Ernährung und die Reduzierung des Fleischkonsums sind nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit, um die Umwelt zu entlasten. Vereinbarungen über nachhaltige Beweidungsstrategien und der Einsatz von lokalem, nachhaltig erzeugtem Fleisch sind Schritte in die richtige Richtung. Es braucht den Mut, Veränderungen vorzunehmen, um die Gesundheit unseres Planeten zu fördern und gleichzeitig die lokale Landwirtschaft zu unterstützen.
Wir stehen am Wendepunkt und müssen uns fragen: Wie können wir gemeinsam eine Zukunft gestalten, in der regionale Anbieter, Nachhaltigkeit und unser ökologischer Fußabdruck in Einklang sind? Die Schließung der Hausschlachterei Straßberger nimmt uns eine Möglichkeit, die gewohnte Qualität und den direkten Kontakt zur Produktion zu erleben. Jetzt ist die Zeit zu handeln!