Hunger als Waffe: Jemen leidet unter vergessener Tragödie

Hunger als Waffe: Jemen leidet unter vergessener Tragödie
Im Jemen wird Hunger nicht nur als verheerende Konsequenz des jahrelangen Bürgerkriegs eingesetzt, sondern zunehmend als gezielte Waffe. Die Huthi-Rebellen, die große Teile des Landes kontrollieren und vom Iran unterstützt werden, blockieren Hilfslieferungen und setzen die Zivilbevölkerung unter Druck, um ihre politischen Ziele zu erreichen. Wie jungle.world berichtet, sind derzeit 20 Millionen Menschen, darunter Hunderttausende Kinder, akut von Hunger bedroht.
Die humanitäre Situation im Land ist erschütternd. Zwischen 2014 und 2018 starben schätzungsweise 85.000 Kinder unter fünf Jahren an schwerer Unterernährung, während sie keine medizinische Hilfe erhalten konnten. Aktuell behandelt Médecins Sans Frontières in den von ihnen unterstützten Einrichtungen zahllose unterernährte Kinder. Von Januar 2022 bis Dezember 2024 waren das 35.442 in fünf Gouvernements. Dies alles geschieht in einem Land, wo eine massive Wasserkrise herrscht und mehr als 90 Prozent des Wassers in der Landwirtschaft verbraucht wird. Die Kriegsschäden an der Wasserinfrastruktur machen den Zugang zu sauberem Wasser zur Herausforderung.
Die humanitäre Krise und der Zugang zu Hilfe
Hilfsorganisationen, die im Jemen tätig sind, sehen sich wachsenden Schwierigkeiten gegenüber. Die Huthis beschlagnahmen Hilfsgüter und nutzen diese als Druckmittel, was die Arbeit von Organisationen wie dem Welternährungsprogramm (WFP) deutlich erschwert. Diese Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, die Hungersnot zu bekämpfen und liefert wichtige Unterstützung, sowohl durch logistische Arbeit als auch direkte Nahrungsmittellieferungen. Die Finanzierung des Hilfsprogramms für 2025 ist jedoch alarmierend, denn aktuell sind nur zehn Prozent des benötigten Budgets gesichert. WFP betont, dass die Lage im Jemen weiterhin dramatisch bleibt und dringende Maßnahmen erfordert.
Die Huthis haben zudem strategische Ankündigungen gemacht, um möglicherweise Angriffe auf internationale Schifffahrt einzustellen, sofern bestimmte geopolitische Bedingungen erfüllt werden. Langjährige Beobachter des Konflikts zeigen sich jedoch skeptisch gegenüber der Glaubwürdigkeit solcher Bekenntnisse. Im Hintergrund bleibt die militärische Relevanz der Huthis hoch, während sie gleichzeitig versuchen, sich als Verteidiger der jemenitischen sowie palästinensischen Interessen zu positionieren. Welthungerhilfe hebt hervor, dass die Dynamik des Konflikts stark von der Situation im Roten Meer beeinflusst wird.
Ein Stück Hoffnung oder ein trügerischer Frieden?
Trotz eines Waffenstillstands von April 2022, der kurzzeitig die Spannungen milderte und den Zugang für Hilfsorganisationen verbesserte, brachen Ende 2023 erneut Kämpfe aus. Der jüngste UNICEF-Bericht zeigt, dass die Fälle schwerer Unterernährung bei Kindern in Regierungsgebieten, die an Huthi-Frontlinien liegen, seit 2023 um 34 Prozent gestiegen sind. Über 600.000 Kinder sind betroffen, viele leiden unter akuter Mangelernährung, und auch schwangere und stillende Frauen sind gefährdet.
Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage hat den Zugang zu Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung weiter erschwert. Die Leidtragenden sind die Menschen, die in diesem vergessenen Konflikt, in dem Hunger und Wasserknappheit als politische Waffen eingesetzt werden, ums Überleben kämpfen.