Europa im Handelsstress: So kann die Industrie jetzt bestehen!

Europa im Handelsstress: So kann die Industrie jetzt bestehen!
Am 14. Juli 2025 fand in Münster das Sommerfest der Initiative In|du|strie der IHK Nord Westfalen statt. Rund 80 Gäste, darunter namhafte Vertreter der Wirtschaftspolitik wie Josef Hovenjürgen, Parlamentarischer Staatssekretär, sowie Dr. Fritz Jaeckel, IHK-Hauptgeschäftsführer, waren versammelt, um über die aktuellen Herausforderungen der Exportwirtschaft zu diskutieren. Professor Manuel Rupprecht, Dekan der Münster School of Business, lieferte in seinem Vortrag einen optimistischen Ausblick auf die strategischen Vorteile Europas im Vergleich zu den USA und China. Er betonte die Notwendigkeit für Reformen, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas langfristig zu sichern. Wie wirtschaft-aktuell.de berichtet, sieht Rupprecht tatsächlich Chancen, die durch den Abbau von Handelshemmnissen und bilaterale Handelsabkommen wie etwa mit Mercosur oder Australien entstehen könnten.
„Wir leben in bewegten Zeiten für die Industrie“, sagte Lars Baumgürtel, Präsident der IHK Nord Westfalen, und sprach damit die höchste Handelsunsicherheit seit vielen Jahren an. Diese Unsicherheit wird nicht nur durch die politischen Entwicklungen unter Donald Trump, sondern auch unter Barack Obama geschürt. Seit 15 Jahren beobachten Experten einen Anstieg des weltweiten Protektionismus. Die Zollsätze in den USA sind auf einem Rekordhoch, was die Planbarkeit für viele Unternehmen erschwert. Ein weiteres Problem stellt der Bürokratieaufwand dar, der durch die CO2-Grenzausgleichsabgabe (CBAM) noch weiter zunimmt. Um den Unternehmen hier unter die Arme zu greifen, hat die IHK ein Bürokratiemelder-System etabliert, über das konkrete Entlastungsbeispiele gesammelt werden können.
Rückgang der Exportperformance
Trotz der angesprochenen Möglichkeiten stehen die deutschen Exporte dennoch unter Druck. Eine Analyse der Exportentwicklung zeigt, dass die deutsche Wirtschaft mittlerweile in einer Stagnationsphase ist. Nach Angaben der OECD ist der Exportperformance-Index Deutschlands zwischen 2000 und 2015 konstant geblieben, jedoch bis 2024 auf 0,86 gefallen, mit einer nicht rosigen Prognose von 0,83 bis 2026. Dies ist der größte Rückgang seit der Wiedervereinigung, wobei Deutschland im internationalen Vergleich nur noch hinter dem Vereinigten Königreich und Kanada dasteht. Zu den größten Verlierern gehören Warengruppen wie Kraftwagen, Maschinen und chemische Produkte. Der nominale Weltexportanteil Deutschlands sank zwischen 2015 und 2024 von 6,9 % auf 6,2 %.
Die Exportschwäche wird auch durch geopolitische Konflikte wie den Brexit und die Sanktionen gegen Russland verstärkt. Berichten zufolge verlor Deutschland in 131 von 193 Ländern an Importanteilen und konnte lediglich in 39 Ländern hinzugewinnen. Dies hat zur Folge, dass die Exporte mittlerweile nicht mehr der Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft sind, was langfristige negative Auswirkungen nach sich ziehen könnte. Die Herausforderungen in der Exportwirtschaft sind also nicht zu unterschätzen, wie auch wirtschaftsdienst.eu analysiert hat.
Industriepolitik im Fokus
In diesem Kontext wird auch die Industriepolitik der EU und der USA zu einem zentralen Thema. Es wurden mehrere Gesetze, wie der European Green Deal und der CHIPS and Science Act, vorangetrieben, die darauf abzielen, grüne Industrien zu fördern und geopolitische Abhängigkeiten zu reduzieren. Befürworter einer aktiveren Industriepolitik verweisen auf die erfolgreiche Industrialisierung in asiatischen Tigerstaaten, während Kritiker betonen, dass Wirtschafts-wachstum auch oft ohne staatliche Interventionen zustande kam. Die Debatte über Sinnhaftigkeit und Effizienz dieser Maßnahmen bleibt daher hochaktuell, wie die bpb.de verdeutlicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die deutsche Exportwirtschaft vor großen Herausforderungen steht. Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, sind Reformen nötig, die sowohl die Wettbewerbsfähigkeit stärken als auch den Bürokratieaufwand verringern. Die aktuellen Entwicklungen erfordern von Unternehmen, Politikern und Wissenschaftlern ein hohes Maß an Zusammenarbeit, um die Zukunft der Exporte zu sichern und eine Wende herbeizuführen.