Psychologen warnen: Soziale Medien machen Jugendliche seelisch krank!
Im Rhein-Kreis Neuss warnen Experten vor den Risiken unverantwortlicher Nutzung sozialer Medien für die mentale Gesundheit von Jugendlichen.

Psychologen warnen: Soziale Medien machen Jugendliche seelisch krank!
Soziale Medien sind aus dem Alltag vieler Jugendlicher nicht mehr wegzudenken. Plattformen wie TikTok, Instagram, WhatsApp und YouTube sind überall präsent und laden zur Interaktion ein. Doch wie Dr. Claudia Neumann, Oberärztin der kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulanz am Alexius/Josef Krankenhaus in Neuss, erklärt, birgt die unreglementierte Nutzung dieser digitalen Angebote auch Risiken. Besonders Jugendliche sind durch die ständigen Reize und den digitalen Austausch gefährdet.
Ein zentrales Problem ist, dass echte Begegnungen zunehmend durch digitale Kontakte ersetzt werden. Diese ständige Online-Präsenz kann das Gehirn unter Dauerstress setzen. Bei den Folgen für das seelische Wohlbefinden sind Schlafstörungen, Schwierigkeiten beim Einschlafen sowie ein Gefühl der ständigen Verfügbarkeit häufig zu beobachten. Studien belegen, dass 11 % der Jugendlichen Anzeichen eines problematischen Verhaltens im Umgang mit sozialen Medien zeigen. Besonders betroffen sind Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren, die nicht nur früher mit diesen Plattformen beginnen, sondern auch mehr Zeit damit verbringen, und sich vermehrt mit idealisierten Körperbildern vergleichen, was zu einer verzerrten Sicht auf sich selbst führen kann.
Medienkompetenz als Schlüssel
Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, raten Experten zu einer frühen Vermittlung von Medienkompetenz. Die Relevanz des Elternhauses fällt oft weg, doch gerade Eltern sollten sich der positiven und negativen Aspekte der Nutzung sozialer Medien bewusst sein. In ruhigen Gesprächen sollten klare Regeln für die Mediennutzung festgelegt werden. Studien zeigen, dass Neun von zehn Jugendlichen selbst angeben, zu viel Zeit in sozialen Netzwerken zu verbringen. Eine ganzheitliche Reflexion des eigenen Nutzungsverhaltens durch die Eltern könnte hier unterstützend wirken.
Der Psychologe Till Kornisch hebt hervor, dass, obwohl die Folgen dieser Probleme keine psychischen Erkrankungen sind, sie das Risiko hierfür erhöhen können. Das Bedürfnis nach sozialen Interaktionen, das besonders bei den 15-jährigen Mädchen ausgeprägt ist (44 % stehen ständig online in Kontakt mit Freunden), verdeutlicht die Dringlichkeit, geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse und Handlungsbedarf
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstreicht in verschiedenen Berichten die Notwendigkeit von Medienkompetenz und präventiven Maßnahmen. Dr. Hans Henri P. Kluge von der WHO warnt vor den möglichen Folgen von problematischem Verhalten im digitalen Raum, welches sich in geringerem seelischen Wohlbefinden und einem höheren Substanzkonsum äußern kann. Der offene Dialog über das digitale Wohlbefinden sollte sowohl in Familien als auch in Schulen gefördert werden.
Die Hände der Eltern und Gesellschaft sind somit gefordert! Interventionen sollten altersgerecht und geschlechtersensibel gestaltet sein. Gemeinsam lässt sich der digitale Raum sicherer und gesünder machen, damit Jugendliche zu fundierten Entscheidungen über ihre Online-Aktivitäten befähigt werden.
Insgesamt zeigt sich, dass soziale Medien in unserer digitalen Welt nicht nur Verbindungen schaffen, sondern auch Herausforderungen mit sich bringen. Eine Kombination aus Aufklärung, Prävention und aktivem Austausch kann helfen, die anstehenden Schwierigkeiten zu meistern und das Wohlbefinden der Jugendlichen zu fördern. Angesichts des stetig wachsenden Einflusses der sozialen Medien ist es mehr denn je nötig, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.