Aufarbeitung sexualisierter Gewalt: Evangelische Kirche in Solingen im Fokus
Im Evangelischen Kirchenkreis Solingen werden seit Juli 2023 Personalakten hinsichtlich sexualisierter Gewalt geprüft, um Betroffenen Gehör zu schenken.

Aufarbeitung sexualisierter Gewalt: Evangelische Kirche in Solingen im Fokus
Im Evangelischen Kirchenkreis Solingen gibt es wichtige Fortschritte in der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt. Seit Mitte Juli 2023 wird eine umfassende Sichtung aller Personalakten seit 1946 durchgeführt, um Hinweise auf vorliegende Missstände zu finden. Ein engagiertes Team von sechs externen Fachleuten, darunter vier pensionierte Kriminalbeamte, blickt dabei in die Personalakten, die alle hauptamtlichen Mitarbeiter umfassen – vom Pfarrer bis hin zum Praktikanten in der Kita. Bislang wurden rund 2000 Akten gesichtet, und erfreulicherweise gab es bisher keine auffälligen Hinweise auf Missbrauch oder Fehlverhalten. Doch das Bemühen um mehr Transparenz und Sicherheit in der Kirche bleibt hoch im Kurs.
Die Sichtung konzentriert sich nicht nur auf die Akten selbst, sondern auch auf zusätzliche Quellen, wie Presbyteriumsprotokolle oder Gemeindebriefe, um mögliche Auffälligkeiten wie ungewöhnliche Versetzungen oder Beschwerden über unangemessenes Verhalten zu beleuchten. Sollten dabei belastende Hinweise auftauchen, werden diese an das Landeskirchenamt in Düsseldorf weitergeleitet. Dort kümmern sich unabhängige Staatsanwälte um die Prüfung der Fälle und bewerten das damalige Handeln der kirchlichen Institutionen. Es wird darauf hingewiesen, dass nicht nur beschuldigte Pfarrer unter Beobachtung stehen, sondern auch andere Verdachtsfälle zurück nach Solingen gebracht werden.
Ziel der Aufarbeitung
„Wir möchten den Betroffenen die Chance geben, über ihr Leid zu sprechen und ähnliche Fehler in unserer Evangelischen Kirche zu vermeiden“, erklärt die Superintendentin Dr. Ilka Werner. Ein Kulturwechsel innerhalb der Institution wird angestrebt: Wegschauen und Weghören sollen ein Ende haben. Betroffene, die langere Zeit geschwiegen haben, sind herzlich eingeladen, sich mit ihren Erfahrungen zu melden. Es besteht ein klares Bekenntnis der Evangelischen Kirche im Rheinland zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. Schon lange ist bekannt, dass in der Vergangenheit Beschwerden häufig nicht angemessen behandelt wurden. Aktuell gibt es endlich klar geregelte Verfahren, um solchen Vorfällen entgegenzuwirken.
Zusätzlich zur Sichtung der Personalakten wurde am 13. März 2025 die Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission (URAK) Nord-Ost ins Leben gerufen, um die Rechte der Betroffenen weiter zu stärken. Diese Kommission, zu der Träger wie die Nordkirche und das Diakonische Werk gehören, hat das Ziel, den Umgang mit sexualisierter Gewalt zu verbessern und eine bessere Unterstützung für Betroffene zu bieten. Jährliche Betroffenenforen sollen den Austausch und die Vernetzung unter den Betroffenen fördern, mit einem Fokus auf Prävention und Aufarbeitung.
Ergebnisse und Herausforderungen
Die Ergebnisse der ForuM-Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht. In den Berichten wird die reagierende Dynamik der Kirchen auf die Untersuchungsergebnisse als unterschiedlich schnell beschrieben. Die Evangelische Kirche hat mittlerweile Verpflichtungen für Gemeinden festgelegt, um die Präventionsarbeit zu intensivieren. Informationen zu den Beschlüssen und Maßnahmen sind jeweils auf den Webseiten der Landeskirchen erhältlich. Dies umfasst alles von Ansprechpartnern über gesetzliche Rahmenbedingungen bis hin zu häufigen Fragen zum Thema.
Für Betroffene ist es wichtig zu wissen, dass Unterstützung bereitsteht. Im Kirchenkreis Solingen sind Vertrauenspersonen vorhanden, die Hilfe anbieten und auch die Kontaktinformationen für Hilfsangebote sind leicht zugänglich. Es ist entscheidend, dass die Betroffenen wissen, wo sie Unterstützung finden können, und dass die Kirchen sich unermüdlich für Verbesserungen einsetzen.
Ein Umdenken findet statt. Die Kirchen müssen sich dem Thema offen stellen, um wirklich etwas zu bewirken. Der Weg ist noch lang, aber die Schritte hin zu einer klareren, sichereren und transparenteren Evangelischen Kirche sind bereits gesetzt. Für die Zukunft heißt es, weiter am Ball zu bleiben und gemeinsam für eine bessere Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt anzugehen.
Weitere Informationen und Unterstützung können auf den entsprechenden Seiten gefunden werden: Solinger Nachrichten, Kirche gegen sexualisierte Gewalt, Evangelisch.de.