Aufarbeitung von Missbrauch: Evangelische Kirche Solingen durchsucht 79 Jahre Akten

Transparenz: Redaktionell erstellt und geprüft.
Veröffentlicht am
Impressum · Kontakt · Redaktionskodex

Der Evangelische Kirchenkreis Solingen untersucht seit einem Monat systematisch Fälle sexualisierter Gewalt der letzten 79 Jahre. Ein Expertenteam sichtet tausende Personalakten, um Transparenz zu schaffen und frühere Missbrauchsfälle aufzudecken.

Der Evangelische Kirchenkreis Solingen untersucht seit einem Monat systematisch Fälle sexualisierter Gewalt der letzten 79 Jahre. Ein Expertenteam sichtet tausende Personalakten, um Transparenz zu schaffen und frühere Missbrauchsfälle aufzudecken.
Der Evangelische Kirchenkreis Solingen untersucht seit einem Monat systematisch Fälle sexualisierter Gewalt der letzten 79 Jahre. Ein Expertenteam sichtet tausende Personalakten, um Transparenz zu schaffen und frühere Missbrauchsfälle aufzudecken.

Aufarbeitung von Missbrauch: Evangelische Kirche Solingen durchsucht 79 Jahre Akten

Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt innerhalb der Evangelischen Kirche nimmt in Solingen klare Formen an. Der Evangelische Kirchenkreis Solingen hat sich dazu entschlossen, sämtliche Personalakten der letzten 79 Jahre durchzusehen, um mutmaßliche Missbrauchsfälle aufzudecken. Dies geschieht im Rahmen eines umfassenden Aufarbeitungsprozesses, der bereits vor einem Monat von einem sechsköpfigen Team, bestehend aus externen Ermittlern, darunter auch ehemalige Kriminalbeamte, ins Leben gerufen wurde. Das Team hat bereits rund 2000 Akten gesichtet und sucht dabei insbesondere nach Hinweisen auf sexuellen Missbrauch sowie nach Beschwerdebriefen von besorgten Eltern. Bislang blieben größere Erkenntnisse jedoch aus Solinger Tageblatt.

Diese Initiative steht im Kontext einer breiteren Bewegung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die geschädigten Menschen einen Zugang zur Aufarbeitung ihrer Erfahrungen erleichtern will. In diesem Sinne wurden im Evangelischen Kirchenkreis Wuppertal bereits 7500 Akten gesichtet, wobei dort drei Fälle aus Solingen aufgefallen sind. Auch in der Vergangenheit sind Vorwürfe sexuell übergriffigen Verhaltens gegen kirchliche Mitarbeiter oft nicht ausreichend ernst genommen worden. Doch dieser Kultur des Wegsehens, wie es Thomas Förster, der stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises Solingen, ausdrückt, soll nun ein Ende gesetzt werden WDR.

Transparenz und Vertrauen zurückgewinnen

Das Hauptziel der Ermittlungen besteht darin, Transparenz zu schaffen und das Vertrauen der Gemeinde wiederherzustellen. Die Überprüfung der Akten bezieht sich nicht nur auf Pfarrer, sondern auch auf Mitarbeiter in Kitas und ehemaligen Praktikanten. Während die ersten Durchsichtungen noch unauffällig waren, ist das Expertenteam darauf vorbereitet, Verdachtsfälle ernst zu nehmen. Hinweise auf Missbrauch werden an das Landeskirchenamt in Düsseldorf weitergeleitet, wo sie juristisch überprüft werden Solinger Tageblatt.

Das Landeskirchenamt hat dabei klare Anweisungen für den Umgang mit Verdachtsfällen formuliert. Die Verjährungsfristen für sexuelle Übergriffe in der Kirche sind lang, was bedeutet, dass Täter nach bis zu 20 Jahren noch zur Verantwortung gezogen werden können. Der Kirchenkreis Solingen hat zudem ein Schutzkonzept entworfen, das Schulungen für Mitarbeiter und Interventionsteams beinhaltet, um auf Hinweise präventiv reagieren zu können. Damit will man klare Konsequenzen für Fehlverhalten aufzeigen und sicherstellen, dass alle Meldungen ernst genommen werden WDR.

Gemeinsame Anstrengungen im kirchlichen Rahmen

Auf der weiteren Ebene hat die EKD Schulungen und verlässliche Verfahren zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt entwickelt. Ein wichtiges Projekt ist die ForuM-Studie, die systemische Bedingungen der Kirche analysieren soll und deren Ergebnisse im Januar 2024 veröffentlicht werden sollen. Diese Initiative wird durch eine „Gemeinsame Erklärung“ zwischen der EKD, der Diakonie und der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs konkretisiert. Hierbei ist es von großer Bedeutung, dass Betroffene aktiv an der Aufarbeitung beteiligt werden, um einen nachhaltigen Wandel zu erreichen Beauftragte-Missbrauch.

Die Evangelische Kirche signalisiert somit nicht nur ein Umdenken, sondern nimmt auch die Verantwortung für vergangene Fehler ernst. Jeder Verdacht sollte ernst genommen werden, und die Gemeinde wird dazu ermutigt, mit Informationen an die zuständigen Vertrauenspersonen heranzutreten. Hier gilt es, gemeinsam den ersten Schritt in eine transparentere und gerechtere Zukunft zu gehen.