Jungstörche in Viersen beringt: Rentner kämpft für den tierischen Nachwuchs!

Wolfgang Jöbges beringt am 21.06.2025 in Viersen drei Jungstörche, während der Bestand des Weißstorchs in NRW erfasst wird.

Wolfgang Jöbges beringt am 21.06.2025 in Viersen drei Jungstörche, während der Bestand des Weißstorchs in NRW erfasst wird.
Wolfgang Jöbges beringt am 21.06.2025 in Viersen drei Jungstörche, während der Bestand des Weißstorchs in NRW erfasst wird.

Jungstörche in Viersen beringt: Rentner kämpft für den tierischen Nachwuchs!

Am 21. Juni 2025 herrschte wieder reges Treiben im Kreis Viersen, als der Hubsteiger des Baubetriebshofs zur Clörather Mühle bewegt wurde, um drei Jungstörche zu beringen. Der Ehreamtsakt wurde von Wolfgang Hintzen gesteuert, der die Stützen des Hubsteigers ausfuhr, während Michael Jöbges, ein erfahrener Beringer aus Recklinghausen, mit einem engagierten Blick auf das Nest schaute. Jöbges, der seit 1992 mehr als 3.000 Weißstörche in Nordrhein-Westfalen beringt hat, brachte seine speziellen Ringe mit, bestehend aus zwei kleinen, zweigeteilten Kunststoffröhrchen, und eine Decke, um die Jungstörche zu beruhigen, falls sie einen Notflug versuchen sollten.

Der Hubsteiger wurde auf beeindruckende 10 Meter Höhe angehoben, um sicher an das Nest der Jungstörche zu gelangen. Während zwei der Vögel sich schnell in Deckung begaben, wagte der dritte einen Notflug und wurde prompt von Jöbges mit der Decke eingefangen. Mit geübten Händen brachte er die Ringe an den linken Beinen der Störche an, die die Kennungen DEW 3V685, 3V686 und 3V687 trugen. Er machte zudem eine interessante Entdeckung: Ein Stück Kunststoffseil hatte sich ins Nest eingeschlichen, das er umgehend entfernte. Diese Art von Plastikmüll ist zwar seltener geworden, doch das Bindegarn bleibt oft eine Störfalle für die Jungvögel.

Die Storchensituation im Kreis Viersen

Insgesamt gibt es in diesem Jahr zwölf belegte Storchennester im Kreis Viersen, alle bewohnt von lebhaften Jungvögeln. Trotz der tollen Nachrichten, mussten drei Paare schmerzhafte Verluste hinnehmen, bedingt durch die extremen Wetterbedingungen, die seit diesem Frühjahr für viele Schwierigkeiten sorgen. Zu den tragischen Witterungsphasen zählen Trockenheit und heftige Regenfälle, dennoch kann Jöbges mit seinem Physikstudium auf insgesamt 17 überlebende Jungvögel blicken. In den kommenden Tagen wird er zur Beringung nach Neersen weiterfahren, wo ein weiteres Storchenpaar erfolgreich brütet.

Ein Blick über die Grenzen von Viersen hinaus zeigt, dass das Storchennest in Weilar, auf dem alten Sägewerksschornstein, ebenfalls Grund zur Freude liefert: Dort schlüpften Ende April drei gesunde Jungvögel, die nun von ihren Eltern mit einer Mischung aus Insekten, Würmern und Fröschen gefüttert werden. Diese gesunde Speise wird im Kropf der Altvögel gesammelt und im Nest verteilt, wo die Jungtiere sie selbstständig aufnehmen können. Das Pärchen hofft, dieses Jahr eine erfolgreiche Aufzucht hinzubekommen, nachdem es im Vorjahr mit zwei Eiern Pech hatte.

Der Weißstorch im Wandlungsprozess

Der Wiederaufstieg der Weißstörche in Deutschland ist ein bemerkenswerter Erfolg, insbesondere nach der fast vollständigen Ausrottung in den 1980er Jahren. Doch die Freude über die positive Bestandsentwicklung wird von neuen Herausforderungen überschattet. Lebensraumverlust und die prekäre Klimasituation setzen den Störchen zu. Naturschutzverbände wie NABU sind aktiv dabei, sowohl den Lebensraum als auch Nahrungsquellen der Störche zu schützen, um von weiteren Ausfällen abzuschirmen. Die Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz führt dazu jährliche Erfassungen durch, um die Bestände zu dokumentieren und notwendige Schutzstrategien zu entwickeln.

In Zeiten, in denen natürliche Lebensräume zusehends schrumpfen, ist das Engagement von Freiwilligen und Naturschutzorganisationen wichtiger denn je. Dazu gehört nicht nur das Beringen der Jungstörche, sondern auch die Aufklärung der Bevölkerung über die Lebensweise der Tiere. Initiativen wie Citizen-Science-Projekte zur Weißstorcherfassung ermöglichen es interessierten Bürgerinnen und Bürgern, sich selbst aktiv an den Umweltschutzmaßnahmen zu beteiligen und somit einen wertvollen Beitrag zu leisten.