Verzögerungen beim Schulbau im Kreis Wesel: Wer trägt die Verantwortung?

Verzögerungen beim Schulbau im Kreis Wesel: Wer trägt die Verantwortung?
Am 4. Juli 2025 fand die offizielle Feierstunde zum 50-jährigen Bestehen des Kreises Wesel statt, bei der Landrat Ingo Brohl eindringlich die Notwendigkeit des Ausbaus und der Anpassung der Kapazitäten an unseren Förderschulen thematisierte. Er betonte, dass die Schulbauprojekte im gesamten Kreis nur schleppend vorankommen. Verzögerungen und eklatante Kostensteigerungen stellen die Verantwortlichen vor große Herausforderungen. Laut Schermbeck Grenzenlos bleiben zahlreiche, bereits beschlossene Maßnahmen in der Umsetzung stecken, was vor allem auf einen langanhaltenden Fachkräftemangel in der zuständigen Bauabteilung der Kreisverwaltung zurückzuführen ist.
Im Kreistag wurde bereits vor Jahren für die Schaffung zusätzlicher Stellen und Ressourcen gestimmt, doch das Ergebnis bleibt aus. Ungeklärte Fragen zur Gewinnung und Bindung von qualifiziertem Personal tragen zur Unsicherheit in der Planung und Umsetzung bei. Die SPD-Fraktion im Kreistag, unter der Leitung von Peter Paic, sieht die Verantwortung klar bei den Entscheidungsträgern und fordert rasche und entschlossene Maßnahmen, um die Situation zu verbessern. Es ist dringend notwendig, hier mehr Transparenz und Steuerung zu schaffen, damit die Schulbauprojekte endlich vorankommen. Gleichzeitig wird nach externen Unterstützungsmaßnahmen gesucht, um die Herausforderungen in den Griff zu bekommen.
Die Auswirkungen des Fachkräftemangels
Die Probleme im Bildungssystem sind nicht auf den Kreis Wesel beschränkt. Seit März 2022 hat Deutschland viele geflüchtete Kinder und Jugendliche, vor allem aus der Ukraine, aufgenommen. Schätzungen von Schulleitungen zeigen, dass der Anteil dieser Schüler:innen an der Gesamtzahl bei etwa 2,7 Prozent liegt, was sich in einer Medianzahl von sieben Schüler:innen je Schule niederschlägt. Aus anderen Ländern sind fast ebenso viele Jugendliche gekommen, was das Schulsystem weiter unter Druck setzt. Laut der Bosch Stiftung haben rund die Hälfte der Schulen keine Kapazitäten mehr für die Aufnahme weiterer Schüler:innen, insbesondere an sozial benachteiligten Standorten.
Diese Schulen, die über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus arbeiten, betreuen einen überdurchschnittlichen Anteil neu zugewanderter Schüler:innen (3,7 Prozent aus der Ukraine, 5,3 Prozent aus anderen Ländern). Hierbei zeigt sich deutlich, dass die Situation durch den anhaltenden Fachkräftemangel weiter verschärft wird. Eine gemeinsame Veranstaltung des Leibniz-Forschungsnetzwerks Bildungspotenziale hat die derzeitige Lage diskutiert und Prognosen aufgestellt, dass die Situation in den kommenden Jahren noch schwieriger werden könnte, wie BiB berichtet.
Die Überlastung der verbleibenden Fachkräfte hat direkten Einfluss auf die Qualität der Bildungsangebote. Insbesondere in der frühen Bildung sind die Auswirkungen gravierend. Reduzierte Betreuungsplätze und eingeschränkte Öffnungszeiten beschränken den Zugang zu wichtigen Bildungsressourcen. Daraus resultiert nicht nur eine Erschwernis für Eltern, die Arbeit und Familie unter einen Hut bringen müssen, sondern langfristige wirtschaftliche Folgen für die gesamte Gesellschaft sind ebenfalls zu befürchten.
Die Verantwortlichen in der Bildungspolitik sind gut beraten, innovative Ansätze zur effektiven Nutzung aller verfügbaren Ressourcen zu entwickeln. Potenziale in multiprofessionellen Teams und der verstärkte Einsatz von älteren Menschen in Kitas könnten Lösungen bieten. Wenn hier nicht schnellstmöglich Maßnahmen ergriffen werden, drohen nicht nur weitere Verzögerungen im Schulbau, sondern auch die Qualität unserer Bildung allgemein wird auf die Probe gestellt.