Martensteins Spaziergang: Zwischen Kindheitserinnerungen und Gentrifizierung

Harald Martenstein erinnert sich an seine Kindheit in Mainz und den Einfluss der Gentrifizierung auf die Neustadt.

Harald Martenstein erinnert sich an seine Kindheit in Mainz und den Einfluss der Gentrifizierung auf die Neustadt.
Harald Martenstein erinnert sich an seine Kindheit in Mainz und den Einfluss der Gentrifizierung auf die Neustadt.

Martensteins Spaziergang: Zwischen Kindheitserinnerungen und Gentrifizierung

Harald Martenstein, Jahrgang 1953 und aufgewachsen in der Neustadt von Mainz, blickt in seinen Rückblicken nicht nur auf seine Kindheit, sondern auch auf die tiefgreifenden Veränderungen, die sein ehemaliges Zuhause durchlebt hat. Merkurist berichtet, dass Martenstein, der heute in Berlin und der Uckermark lebt, für seine liberalen Positionen und seine lockere Streitkultur bekannt ist. Im Juni 2025 unternahm er einen Rundgang durch die Stadtteile, die ihm als Kind ans Herz gewachsen sind. Eines seiner zentralen Themen ist die Gentrifizierung, die die Mainzer Neustadt grundlegend verändert hat.

Gentrifizierung, ein Begriff, der erstmals 1964 von Ruth Glass geprägt wurde, beschreibt den Prozess der Aufwertung von Stadtteilen, wo einkommensstärkere Bewohner in vormals ärmere Gebiete ziehen. Laut Studyflix wird diese Aufwertung auf verschiedene Weise vollzogen. Dazu gehört etwa die bauliche Renovierung, die soziale Umstrukturierung durch wohlhabendere Mieter und die fortschreitende symbolische und funktionale Aufwertung. Hinter dieser Entwicklung stehen nicht nur die neuen Bewohner, sondern auch ein wachsender Bedarf an Geschäften und Dienstleistungen. Dies hat zur Folge, dass die Mieten steigen und alteingesessene Bewohner abwandern müssen, was die soziale Mischung gefährdet und einen Verdrängungsprozess in Gang setzt.

Erinnerungen an die Vergangenheit

Martenstein erinnert sich an eine Zeit, in der seine Schulzeit an der Leibniz-Grundschule und dem Rabanus-Maurus-Gymnasium von einer bunten Mischung aus verschiedenen sozialen Schichten geprägt war. Die Einschulung im Jahr 1960 verlief in einer Klasse mit 40 Kindern, wo die Vergangenheit des Viertels noch nicht von der Gentrifizierung überschatten war. Er beschreibt, wie er seine Nachmittage bei seiner Großmutter in der Neustadt verbrachte und die Geräusche der Dampflokomotiven und das Treiben in den Straßen für ihn prägend waren.

Allerdings hat sich sein ehemaliges Wohnumfeld stark verändert. Das Hochhaus, in dem er aufwuchs, wurde durch moderne Neubauten ersetzt. Diese baulichen Veränderungen sind Teil der Gentrifizierung, die vor allem in ehemaligen Arbeitervierteln wie der Neustadt auftritt. bpb erläutert, dass solche Prozesse, die durch unterschiedliche Phasen der Aufwertung gekennzeichnet sind, oft zu einem Anstieg der Mieten und Immobilienpreise führen, was besonders einkommensschwache Haushalte vor große Herausforderungen stellt.

Die Zukunft der Neustadt

Obwohl Martenstein mit dem Gedanken spielt, in die Neustadt zurückzuziehen, sieht er sich mit einem großen Problem konfrontiert: die steigenden Wohnkosten. So sehr ihn die Liebe zum Rhein und die Erinnerungen an seine Kindheit anziehen, frustriert ihn die Realität. Er plant eine Lesung im Mainzer Dom und denkt dabei über die Qualität der Schulen und den Zugang zu erschwinglichem Wohnraum nach, die für viele bleiben werden.

Gentrifizierung bringt zwar auch Verbesserungen in Form von neuen Geschäften und Dienstleistungen mit sich, birgt jedoch die Gefahr, das soziale Gefüge zu destabilisieren. Veränderungen in der Infrastruktur können nicht nur neue Bewohner anziehen, sondern auch das gewohnte Leben alter Einwohner erschweren. Die sozialen Herausforderungen der Gentrifizierung in der Neustadt sind ein Thema, das immer mehr Beachtung findet, und auf den gewachsenen Druck, der damit einhergeht, aufmerksam macht.