Streit um Riesen-Kita in Stockelsdorf: Bedarf oder Überbau?

Streit um Riesen-Kita in Stockelsdorf: Bedarf oder Überbau?
In Stockelsdorf wird derzeit ein hitziger Streit um den geplanten Neubau einer modernen Kindertagesstätte (Kita) geführt. Die Situation für Eltern mit kleinen Kindern ist seit Jahren angespannt, und der anhaltende Bedarf macht eine Klärung umso dringlicher. Geplant ist der Bau einer neuen Einrichtung im Neubaugebiet Franzhörn, direkt gegenüber dem Feuerwehrhaus am Bohnrader Weg. Diese Kita soll bis zu zehn Gruppen beinhalten und wird seit über sechs Jahren in den politischen Gremien diskutiert. Vor drei Jahren wurde der Beschluss gefasst, und die Baugenehmigung liegt seit Dezember 2024 vor, doch die Unsicherheiten bleiben.
Die CDU-Fraktion äußert Bedenken hinsichtlich des Bedarfs einer Kita in dieser Größenordnung. Torsten Petersson, ein Vertreter der CDU, stellt die Prognosen der Verwaltung infrage. Diese rechnet mit 15 Krippen- und 20 Kindergartenplätzen pro 100 Wohneinheiten, wobei üblicherweise nur 11 Plätze üblich sind. Petersson bezweifelt zudem, dass in den kommenden Jahren tatsächlich 1.000 neue Wohneinheiten entstehen werden. Dem gegenüber betont Bürgermeisterin Julia Samtleben (SPD) den nachgewiesenen Bedarf an Betreuungsplätzen, der durch ein Gutachten untermauert wird. Sie warnt eindringlich vor einem drohenden Mangel an Plätzen bis 2027/2028, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird. Die Situation ist angespannt und jeder Schritt wird genau beobachtet.
Politische Debatte und mögliche Alternativen
Zusätzlich zu den Bedenken äußert auch Sabine Gall-Gratze von den Grünen Sorgen. Sie warnt vor einer möglichen Klagewelle, sollte der Bau nicht realisiert werden. Carsten Büll (SPD) erkennt die kritischen Kosten von über 11 Millionen Euro an, sieht jedoch Handlungsbedarf für die Versorgung der Familien. Ein Vorschlag von Stephan Passemann (FDP) sieht vor, die Kita zunächst nur fünfzügig zu bauen, mit der Option auf eine spätere Erweiterung. Doch auch hier warnt Bauamtsleiter Jan-Christian Ohm, dass Verzögerungen bei einer reduzierten Planung die Situation nur verschärfen könnten, da die bestehenden Kitas bereits am Limit seien und dringend sanierungsbedürftig.
Die Bürgermeisterin setzt sich für eine verlässliche Kinderbetreuung ein, die nicht nur für die Familien in Stockelsdorf, sondern auch für die ansässigen Firmen entscheidend ist. Der Ausschuss hat daher einstimmig beschlossen, die finale Entscheidung über den Kita-Neubau zu vertagen. Eine gemeinsame Sitzung der Fachausschüsse für Bauen und Bildung soll im Herbst stattfinden, um die weitere Vorgehensweise zu klären.
Gesteigertes Interesse an weiteren Plätzen
Parallel dazu hat die Gemeinde Stockelsdorf die Planung für den Betrieb der neuen Kita veranlasst und startet zwei Interessenbekundungsverfahren. Die Überlegung reicht sogar zur Einrichtung einer weiteren Natur-Kita-Gruppe, die besonders bei den Eltern beliebt ist. Laut dem Gutachten des Experten Wolf Krämer-Mandeau hat Stockelsdorf eine Betreuungsquote von 75% für Kinder unter drei Jahren, was eine erhebliche Nachfrage an Betreuungsplätzen zur Folge hat. Der Ausschuss für Jugend, Sport, Soziales, Schule und Kultur (JSSSK) hat die Verwaltung beauftragt, eine Kita mit mindestens sieben Gruppen zu planen.
Die Notwendigkeit für eine solche Reform der Kinderbetreuung wird auch durch das neue Kindertagesförderungsgesetz (KiTaG) unterstrichen, das im November 2024 vom Landtag in Kiel beschlossen wurde und am 1. Januar 2025 in Kraft tritt. Ziel dieser Gesetzesänderung ist es, eine höhere Verlässlichkeit in der Betreuung zu schaffen und die Qualität der Einrichtungen zu verbessern. Ein finanzieller Entlastungsprozess sowohl für die Familien als auch die Kommunen ist ebenfalls Teil des Vorhabens, das auf eine gerechte Finanzierung abzielt. Hier zeichnet sich eine positive Wende für die Kinderbetreuung in Schleswig-Holstein ab.
Die Diskussionen um den Kita-Neubau in Stockelsdorf sind also nicht nur ein lokales Thema, sondern spiegeln auch die Herausforderungen wider, die viele Gemeinden derzeit bewältigen müssen. Wie sich die Situation weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Für weitere Informationen zu den Hintergründen können die Berichte auf LN Online, Ostholstein Liefert und Schleswig-Holstein.de nachgelesen werden.